Sep ‍‍2017 - תשעז / תשעח

Daf Paraschat Ki-Teze 5777

Paraschat Ki Tetze

1./2. September 2017
11. Elul 5777

Daf Ki Seitzei 5777

Dewarim 21:10 – 25:19
Haftara: Jeschaja 54:1 – 10
Die Parascha in Kürze

• Gesetz über die schöne Kriegsgefangene
• Gesetze über verlorengegangenes Eigentum
• Gesetze zum Familienrecht
• Korrekte Maße und Gewichte
• Erinnerung an Amalek

Konzept der Woche
כִּי תִבְנֶה בַּיִת חָדָשׁ וְעָשִׂיתָ מַעֲקֶה לְגַגֶּךָ וְלֹא־תָשִׂים דָּמִים בְּבֵיתֶךָ כִּי־יִפֹּל הַנֹּפֵל מִמֶּנּוּ:

„Wenn du ein neues Haus baust, so mache ein Geländer deinem Dache und veranlasse keine Blutschuld in deinem Haus, wenn irgendein Fallender davon herabfällt.“ (22:8)

Diese Mitzwa leuchtet jedem ein: die Tora gebietet einem Menschen, der ein Haus baut, einen angemessenen Zaun um das Dach installieren zu lassen, so dass niemand vom Dach fallen kann und sich dabei verletzt. Sefer HaChinuch (13. Jhd.) zeigt uns allerdings eine wichtige allgemeine Lektion auf, die in dieser Mitzwa enthalten ist.
Haschem kennt jede Einzelheit unserer Handlungen. Sefer HaChinuch betont, dass alles nur mit Seiner Anweisung geschieht, abhängig vom persönlichen Niveau der Rechtschaffenheit eines Menschen. Der Talmud sagt im Traktat Chullin 7b, dass sich eine Person noch nicht einmal den Zeh anstößt, ohne dass dies im Himmel so angekündigt worden war!
Man kann davon aber nicht ableiten, dass man sich einfach zurücklehnen kann, ohne selbst aktiv zu werden. Sefer HaChinuch sagt, man müsse vorsichtig sein und sich vor Unfällen schützen. Als Haschem die Welt geschaffen hat, hat Er bestimmt, dass die Gesetze der Natur den Lauf der Dinge beherrschen. So wie Er festgelegt hat, dass Flammen eines Feuers brennen und Wasser ein Feuer auslöschen kann oder ein Mensch, der von einem großen Stein am Kopf getroffen wird, schwere Schädelverletzungen erhält, so hat Er auch bestimmt, dass jemand, der von einem hochgelegenen Dach herunterfällt, sterben wird.
G-tt hat uns mit einer Seele geschaffen, die in einen Körper eingehüllt ist und so beschaffen ist, dass sie den Menschen vor Unheil schützen will. Körper und Seele sind Haschems Willen unterworfen und alle Gesetze der Natur gelten auch für unsere äußere Hülle. G-tt hat uns befohlen, uns vor Unfällen zu schützen und daher Maßnahmen zu ergreifen, die absehbare, eventuell negative Konsequenzen in unserem Alltag vermeiden helfen.
Allerdings gibt es Ausnahmen zu dieser Regel, dass alles Körperliche den Gesetzen der Natur folgt, sagt Sefer HaChinuch. Manche Menschen können die Natur kontrollieren und werden nicht von ihr kontrolliert, weil sie so außerordentlich rechtschaffen sind und in G-ttes Wegen nahezu mit Perfektion wandeln. Unsere Vorväter gehören in diese Kategorie, die Haschem nur selten gewährt. Solche Menschen haben zunächst dieselben Beschränkungen der Natur auf sich, aber dadurch dass ihre Seelen solche Höhen erreichen, werden sie zu Herren der Natur. Der Midrasch erzählt, dass Awraham Awinu von König Nimrod in einen glühend heißen Ofen geworfen wurde, aber unversehrt herauskam.
Die meisten Menschen stehen jedoch nicht auf so einem hohen spirituellen Niveau und daher befiehlt uns die Tora, unsere Häuser abzusichern, damit keine tödlichen Unfälle durch Nachlässigkeit geschehen. Ein Mensch darf sich selbst nicht in Gefahr bringen und auf ein Wunder vertrauen. Unsere Weisen sagen uns sogar, dass jemand, der sich auf ein Wunder zu seiner Rettung verlässt, sicherlich kein Wunder erleben wird.
An vielen Stellen in der Tora sehen wir genau diesen Ansatz, dass sich Menschen zuerst auf ihre eigenen Fähigkeiten und den natürlichen Ablauf der Dinge verlassen haben, wenn sie eine große, und oft auch gefährliche, Sache angingen. Gleichzeitig ist es aber angebracht, absolutes G-ttvertrauen zu haben und die Gewissheit, dass Haschem immer nur unser Bestes will.

Frage der Woche: Wie hoch muss ein Zaun um ein Dach sein? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Welche Regel wird für Richter von den Worten וְשָׁפְטוּ אֶת־הָעָם מִשְׁפַּט־צֶדֶק (16:18) abgeleitet? Rambam (Rav Mosche ben Maimon, 1135-1204) stellt fest, dass von diesem Vers abgeleitet wird, dass ein Richter sich versichern muss, dass die anderen Richter, mit denen er zu Gericht sitzt, qualifizierte Richter sind.
Biographie der Woche

Rabbi Judah Löw ben Bezalel

Maharal

Jahrzeit 18. Elul

Rav Judah Löw wurde um 1525 wahrscheinlich in Posen geboren. Er entstammte einer rabbinischen Familie, die ursprünglich in Worms beheimatet war.
Der Maharal (Akronym aus Morenu HaRav Löw – unser Lehrer, Rabbiner Löw) zeichnete sich als gewissenhafter Schüler aus und eignete sich nicht nur großes Torawissen an, sondern hatte auch umfassende naturwissenschaftliche Kenntnisse, die ihn in Kontakt mit führenden Forschern seiner Zeit wie dem Astronomen Tycho Brahe brachten.
1553 wurde er zum Rabbiner von Nikolsburg gewählt und nahm damit auch die Position des Landesrabbiners von Mähren ein. Zwanzig Jahre lang wirkte er dort als Rabbiner, bis er nach Prag berufen wurde, wo er eine Jeschiwa eröffnete. Mit einer mehrjährigen Unterbrechung als Rabbiner von Posen blieb der Maharal bis an sein Lebensende in Prag, wo er 1609 starb.
Der Maharal war schon zu Lebzeiten eine berühmte und geachtete Torapersönlichkeit. Er schrieb zahlreiche Bücher, von denen vor allem sein Kommentar Gur Aryeh zu Raschis Chumasch-Kommentar zu nennen ist. Er vertrat die Ansicht, dass man gemäß den Pirkej Awot kleine Jungen zuerst Chumasch und Mischna lehren sollte, was sein Schüler Rav Yom Tov Heller in seinem Kommentar zur Mischna Tosafos Yom Tov vermerkt. Als großer Experte von Sohar und Kabbala, deren Gedankengut in seine Werke einfloss, ist er auch später in chassidischen Kreisen sehr anerkannt worden.
In etlichen Erzählungen wird die Schaffung des Prager Golems Rabbi Löw zugewiesen.

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