Sep ‍‍2016 - תשעו / תשעז

Daf Paraschat Ki Teze 5776

Paraschat Ki Tetze

daf-ki-seitzei-5776

16./17. September 2016
14. Elul 5776

Dewarim 21:10 – 25:19
Haftara: Jeschaja 54:1 – 10

Die Parascha in Kürze

• Gesetz über die schöne Kriegsgefangene
• Gesetze über verlorengegangenes Eigentum
• Gesetze zum Familienrecht
• Korrekte Maße und Gewichte
• Erinnerung an Amalek

כִּי־תֵצֵא לַמִּלְחָמָה עַל־אֹיְבֶיךָ וּנְתָנוֹ ה‘ אֱלֹקֶיךָ בְּיָדֶךָ וְשָׁבִיתָ שִׁבְיוֹ: וְרָאִיתָ בַּשִּׁבְיָה אֵשֶׁת יְפַת־תֹּאַר וְחָשַׁקְתָּ בָהּ וְלָקַחְתָּ לְךָ לְאִשָּׁה: וַהֲבֵאתָהּ אֶל־תּוֹךְ בֵּיתֶךָ וְגִלְּחָה אֶת־רֹאשָׁהּ וְעָשְׂתָה אֶת־צִפָּרְנֶיה:
„Wenn du gegen deine Feinde in den Krieg ziehst, und Haschem, dein G-tt, sie in deine Hand gibt, und du unter ihnen Gefangene machst. Und du unter den Gefangenen eine Frau von schöner Gestalt erblickst und nach ihr Verlangen trägst, dass du sie dir zur Frau nehmen möchtest, so soll sie, wenn du sie in dein Haus geführt, sich das Haupt scheren und die Nägel wachsen lassen (21:10-12).”
Zu Beginn dieser Parscha ist von derאֵשֶׁת יְפַת־תֹּאַר – einer Frau von schöner Gestalt – die Rede, die ein jüdischer Soldat im Krieg sieht und begehrt. Die Tora nennt uns die genauen Kriterien, unter denen der Mann diese Frau zu seiner Frau machen darf. Unsere Weisen erklären uns, dass der Krieg eine einzigartige Situation ist, in der ein Mann nicht mit gewöhnlichem Maß gemessen wird. Die Tora erlaubt ihm in diesem Fall, seinem יֵצֶר הָרָע – bösen Trieb – nachzugeben, weil er zu überwältigend für ihn ist: לֹא דִבְּרָה תּוֹרָה אֶלָא כְּנֶגֶד יֵצֶר הָרָה – die Tora sprach nur dem Jetzer Hara gegenüber. Wir lernen daraus, dass wir uns unter allen anderen Umständen sämtlichen Geboten und Verboten der Tora unterwerfen müssen. Die Tora weiß, dass die Erfüllung jeder Mitzwa den Jetzer Hara herausfordert, der den Menschen davon abbringen will. Dennoch gibt die Tora in keiner anderen Situation einen Ausweg oder spezielle Erlaubnis. Der Grund dafür ist, dass Haschem weiß, dass wir in der Lage sind, unseren Jetzer Hara zu besiegen und verlangt, dass wir es tun.
Wer sich schwer tut mit gewissen Mitzwot und einen leichteren Weg beschreiten möchte, indem diese Mitzwot abgeändert und damit leichter erfüllbar sind, ist genauso auf Abwegen wie derjenige, der meint, dass gewisse Mitzwot nur von Menschen hohen spirituellen Kalibers zu erfüllen sind. Aus der einzigen Ausnahme derאֵשֶׁת יְפַת־תֹּאַר sehen wir, dass solches Denken grundlegend falsch ist. Denn unsere Weisen lehren uns in der Gemara, Traktat Avoda Sara 3a: אֵין הַקָּדוֹֹש בָּרוּךְ הוּא בָּא בִּטְרוּנְיָא עִם בְּרִיּוֹתָיו – Haschem geht mit Menschen nicht unfair um. Wenn G-tt einem Menschen eine Prüfung auferlegt, gibt Er ihm auch die Kraft und die Fähigkeit, die damit verbundenen Schwierigkeiten zu überwinden. אֵין הַקָּדוֹֹש בָּרוּךְ הוּא מַכֶּה אֶת יִשֹרָאֵל אֶלָּא אִם כֵּן בּוֹרֵא לָהֶם רְפוּאָה תְּחִילָּה – Der Heilige, gelobt sei Er, peinigt nicht Jisrael, wenn Er nicht ein Heilmittel zuvor dagegen geschaffen hat, heißt es im Traktat Megilla 13b. Dies bedeutet nicht, dass es leicht sein wird, die Probleme zu bewältigen, aber der Mensch verfügt über die innerliche Stärke, um die Schlacht gewinnen zu können. Rabbiner Yechezkel Abramsky (1886-1976) leitete aus dem Gesetz über dieאֵשֶׁת יְפַת־תֹּאַר den Beweis für den Grundsatz ab, dass Haschem nie einen Menschen prüft, der die Prüfung nicht bestehen kann.
Eine interessante Illustration für die Kraft des Jetzer Hara finden wir im Traktat Sukka 52a. Abaye sieht dort, wie ein Mann eine fremde Frau einlädt, mit ihm zusammen zu einem bestimmten Reiseziel aufzubrechen. Abaye beobachtete die beiden aus der Ferne, um sich zu vergewissern, dass sie nicht sündigen würden. Nach einiger Zeit trennten sich die Wege des Mannes und der Frau und Abaye war äußerst verwundert, dass sie tatsächlich nicht gesündigt hatten, was ihm unter denselben Umständen vielleicht nicht gelungen wäre, wie er sich zugestehen musste. Ein weiser Mann lehrte ihn den Grundsatz כָּל הַגָּדוֹל מֵחֲבֵרוֹ יִצְרוֹ גָּדוֹל הֵימֶנּוּ – je größer der Mensch, desto größer ist sein Jetzer Hara. Wenn ein Mensch spirituell höhere Stufen erklimmt, wächst auch sein Jetzer Hara, denn sein bisheriger Jetzer Hara ist keine wirkliche Herausforderung mehr für jemanden von seiner neuen spirituellen Statur. So passt sich der Jetzer Hara immer an und der Mensch kann dementsprechend geprüft werden. Wenn er jedoch alle Kräfte zusammennimmt, wird es ihm gelingen, seine Prüfungen zu bestehen und weiter zu wachsen.
Frage der Woche: Worin sieht man einen Hinweis aus תְּחִיַּת הַמֵּתִים (Wiederbelebung der Toten) in Vers 22:1? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Wer muss die Leiche des Mordopfers finden, damit die Gesetze der Egla Arufa Anwendung finden? Der Sohar stellt fest, dass die Leiche eines Mordopfers auf freiem Feld von zwei Zeugen gefunden werden muss, damit die Gesetze der Egla Arufa Anwendung finden
Biographie der Woche

Chacham Joseph Chaim

Ben Isch Chai

Jahrzeit 13. Elul

Rabbiner (bei Sephardim wird dieser Titel durch „Chacham“ ausgedrückt) Joseph Chaim wurde 1832 als Sohn eines der einflussreichsten Rabbiners in Bagdad geboren, das damals zum osmanischen Reich gehörte. Sein scharfer Verstand und sein außerordentliches Gedächtnis waren schon in jungen Jahren evident, so dass er im Alter von 14 Jahren eine halachische Frage statt seines Vaters beantwortete. Die anfragende Jerusalemer Gemeinde war von der Tiefe des Responsums sehr beeindruckt. Nach dem Tod seines Vaters wurde er, obwohl er erst 25 Jahre alt war, der führende Rabbiner Bagdads. Er besaß ein so umfassendes Torawissen, dass er im gesamten osmanischen Reich als halachische Autorität anerkannt war und so ein weithin angesehener Posek (halachischer Dezisor) wurde.
Fünfzig Jahre lang sprach er jeden Morgen über Halacha und Aggada und am Schabbat bestand seine Rede aus einer dreistündigen Ansprache. Sie bildeten die Basis seines Werks Ben Isch Chai, in dem jeweils Erklärungen zum Wochenabschnitt abgegeben werden, gefolgt von praktischer Halacha zu einem bestimmten Thema. Dieses Buch gehört zu den Standardwerken eines sephardischen Hauses – vergleichbar mit dem Kitzur Schulchan Aruch bei Aschkenasim – und wird von dem gesamten Spektrum sephardischer Juden befolgt, seien es irakische, marokkanische oder persische Juden.
Obwohl der Ben Isch Chai sehr streng mit sich war und sich zum Lernen von seiner Umwelt abschloss, war es ihm wichtig, oft Zeit mit seiner Frau und seinen Kindern zu verbringen, mit denen er über Tora und das Leben im Allgemeinen sprach. Er entwarf Rätsel- und Knobelaufgaben für seine Familie, die auch in seinem Buch Imre Bina zu finden sind.
Ben Isch Chai empfand eine große Liebe zu Eretz Jisrael, wo seine Bücher ausschließlich gedruckt werden durften. Er veranlasste einen reichen Juden in Bagdad, Geld zur Gründung der Jeschiwat Porat Joseph in der Jerusalemer Altstadt bereitzustellen. Auf seiner Reise nach Eretz Jisrael im Jahre 1909, wo ihm ein großer Empfang bereitet wurde, erkrankte er und starb. Sein Leichnam wurde nach Bagdad überführt und unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt.
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