Sep ‍‍2016 - תשעו / תשעז

Daf Paraschat Ki Tawo 5776

Paraschat Ki Tawo

daf-ki-savo-5776

23./24. September 2016
21. Elul 5776

Dewarim 26:1 – 29:8
Haftara: Jeschaja 60:1 – 22

Die Parascha in Kürze

• Gesetze über die Erstlingsfrüchte und den Zehnten für die Armen
• Mosches Ankündigung des Segens für die Einhaltung der Toragesetze
• Mosches Ankündigung der Flüche für das Ignorieren der Toragesetze

Konzept der Woche

וְלָקַחְתָּ מֵרֵאשִׁית כָּל־פְּרִי הָאֲדָמָה אֲשֶׁר תָּבִיא מֵאַרְצְךָ אֲשֶׁר ה‘ אֱלֹקֶיךָ נֹתֵן לָךְ וְשַׂמְתָּ בַטֶּנֶא וְהָלַכְתָּ אֶל־הַמָּקוֹם אֲשֶׁר יִבְחַר ה‘ אֱלֹקֶיךָ לְשַׁכֵּן שְׁמוֹ שָׁם: וּבָאתָ אֶל־הַכֹּהֵן אֲשֶׁר יִהְיֶה בַּיָּמִים הָהֵם וְאָמַרְתָּ אֵלָיו הִגַּדְתִּי הַיּוֹם לַה‘ אֱלֹקֶיךָ כִּי־בָאתִי אֶל־הָאָרֶץ אֲשֶׁר נִשְׁבַּע ה‘ לַאֲבֹתֵינוּ לָתֶת לָנוּ:
„Dann nimm von den Erstlingen aller Früchte des Bodens, die du von deinem Lande, das Haschem, dein G-tt dir gibt, einbringst, und lege sie in einen Korb und gehe an den Ort, den Haschem, dein G-tt, erwählen wird, um Seinen Namen dort thronen zu lassen. Und gehe zum Priester, der in jenen Tagen sein wird, und sage ihm: ich tue Haschem, deinem G-tt, heute kund, dass ich in das Land gekommen bin, von dem Haschem unseren Vätern geschworen hat, Er würde es uns geben (26:2-4).”
In obigen Versen ist von der Mitzwa der Bikkurim die Rede. Zu Tempelzeiten musste jeder Landbesitzer in Eretz Jisrael die ersten reifen Früchte der Sieben Arten nach Jerusalem zum Tempel bringen. Die sieben Arten, für die Eretz Jisrael gepriesen wird, sind: Weizen, Gerste, Trauben (Wein), Feigen, Granatäpfel, Oliven (Öl) und Datteln (Honig) (Dewarim 8:8). Diese Erstlingsfrüchte mussten in einem Korb einem Kohen überreicht werden. Die Mischna stellt im Traktat Bikkurim 3:8 fest, dass ein reicher Grundbesitzer einen Korb aus Silber und Gold verwendete, während ein armer Mann einen Korb aus geflochtenen Weidenzweigen benutzte. Der Kohen nahm die Früchte des armen Mannes samt dem Korb an, während er dem reichen Mann seinen wertvollen Korb zurückgab.
Auf Anhieb mutet es uns wie eine Ungerechtigkeit an, weil dem armen Mann sogar der armselige Korb genommen wird und der reiche Mann in seinem Überfluss den wertvollen Korb zurückbekommt. Es gibt viele Erklärungen unserer Weisen dafür, von denen wir heute den Ansatz von Rabbiner Yaakov Neiman (20. Jahrhundert, Rosch Jeschiwa in Petach Tikva) aus seinem Werk Darche Mussar darstellen wollen. Er meint, dass der Korb aus Silber und Gold das Herz eines reichen Mannes voller Arroganz sein lässt und diese Arroganz für den Kohen der Grund ist, den Korb abzulehnen. Arroganz wird als Abscheu von Haschem angesehen, denn Haschem will keine Überheblichkeit. Der Weidenkorb repräsentiert hingegen die Demut des Armen, welche eine Eigenschaft ist, die Haschem lieb ist.
Die Gemara spricht im Traktat Sotah 5a über die Eigenschaft der Arroganz. Haschem sagt über jeden Menschen, der überheblich ist: „Ich und er können nicht zusammen auf dieser Welt verweilen.“ Rav Eliyahu Eliezer Dessler (1892-1953) fragt dazu in seinem Werk Michtav MeEliyahu, wie es denn sein kann, dass Haschem nicht mit einer arroganten Person verweilen kann. Haschem ist allgnädig und seine Gnade kennt keine Grenze. Wie kann Er dann nicht mit einem arroganten Menschen koexistieren? Rav Dessler erklärt, dass überhebliche Gefühle das Herz dieses Menschen so ausfüllen, dass er in der Illusion lebt, größer als alle anderen Menschen zu sein. Er benimmt sich, als existiere nichts außer ihm und nichts Anderes sei von Bedeutung. Daher ist es nicht so, dass Haschem nicht mit der arroganten Person leben kann, sondern dieser Mensch nicht mit Haschem leben kann, weil er alles außer sich selbst ausschließt.
Die Charaktereigenschaft, die die Tora von uns wünscht, ist עֲנָוָה – Demut. Wie kann sich jedoch ein arroganter Mensch in einen demütigen Menschen verwandeln? Orchos Tzaddikim (Mussar-Werk aus dem 15. Jahrhundert) schlägt vor, demütige Gedanken zu hegen, wenn man spürt, dass sich Stolz und Überheblichkeit im Herzen rühren. Man soll sich klarmachen, woher man kommt und wohin man geht und dass jeder von uns am Ende des Lebens vor Haschem darüber Rechenschaft abgeben muss, was er in diesem Leben getan hat. Mit solchen Gedanken kann er den Kampf gegen seinen Hochmut aufnehmen, aber er wird mehr als nur Gedanken, sondern auch Taten aufweisen müssen. Um eine schlechte Eigenschaft loszuwerden, muss man in das andere Extrem fallen. Er sollte sich z.B. statt prunkvoller Kleidung in einfache Gewänder hüllen und sich und Anderen zum Ausdruck bringen, dass es ihm wirklich ernst ist, sich zu wandeln. Wenn es ihm gelungen ist, die arroganten Gefühle unter Kontrolle zu bringen, kann er sich durchschnittlich kleiden. Der goldene Mittelweg ist das letztendliche Ziel.

Frage der Woche: Welche Bäume wurden nicht für Bikkurim in Betracht gezogen? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Worin sieht man einen Hinweis aus תְּחִיַּת הַמֵּתִים (Wiederbelebung der Toten) in Vers 22:1? In diesem Vers ist ein Hinweis auf תְּחִיַּת הַמֵּתִים, weil die Rückkehr des Körpers zur unsterblichen Seele eine Art von Rückführung einer verlorenen Sache ist.
Biographie der Woche

Rabbi Simcha Bunim
von Pschis‘cha

Jahrzeit 12. Elul

Rabbiner Simcha Bunim wurde 1765 geboren. Als Junge lernte er in den Jeschiwot in Mattersdorf und Nikolsburg, wo Rav Mordechai Benet (1753-1829) sein Lehrer war.
Nach seiner Heirat widmete er sich weiter dem Toralernen und kam im Haus seines Schwiegervaters mit der chassidischen Idee näher in Berührung. Er reiste zunächst zu Rav Jisroel Hopstein, dem Koschnitzer Maggid (1737-1814), und wurde dann ein Anhänger des Choseh von Lublin, Rabbiner Jakow Jitzchak Horowitz (1745-1815). Einer der größten Schüler des Choseh war der „Yid HaKadosch“, Rav Jakow Jitzchak Rabinowicz (1766-1813), der seinen eigenen Weg im Chassidismus beschritt, weil er die Zentralität des Rebben und dessen Wunderwirken mit dem Streben des einzelnen Juden nach Wahrheit und Ehrlichkeit sich selbst gegenüber ersetzte.
Rav Simcha Bunim übernahm nach dem Tod des Yid HaKadosch die Führung seiner Chassidim. Er lehrte, dass die Nähe zu Haschem vor allem durch das Studium des Talmuds zu erreichen sei und setzte den Fokus auf die intellektuelle Auseinander-setzung. Rituale und Äußerlichkeiten, aber auch die Trivialisierung der Beschäftigung mit Kabbala lehnte er ab. Er verlangte von sich und seinen Anhängern, sich selbst stetig Rechenschaft abzugeben und eine tiefgehende Ehrlichkeit damit einhergehen zu lassen. Dieser Ansatz war zu seiner Zeit nicht unumstritten, aber übte großen Einfluss auf den Chassidismus polnischer Prägung aus, da seine Schüler zu den Begründern bedeutender chassidischer Höfe wurden, wie Kotzk, Ger und Alexander.
Rav Simcha Bunim starb 1827 in Pschis’cha.
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