Mai ‍‍2016 - תשעו / תשעז

Daf Paraschat Kedoschim

Paraschat Kedoschim

Daf Kedoshim 5776

Wajikra 19:1 – 20:27
Haftara: Jechezkel 22: 1 – 1

13./14. Mai 2016
6. Ijar 5776

Die Parascha in Kürze

• Das Gebot heilig zu sein und damit verbundene Mitzwot, wie Schabbat, das Ehren der Eltern, Tzedaka
• Strafen für die verbotenen sexuellen Beziehungen

Konzept der Woche
וַיְדַבֵּר ה‘ אֶל־מֹשֶׁה לֵּאמֹר: דַּבֵּר אֶל־כָּל־עֲדַת בְּנֵי־יִשְׂרָאֵל וְאָמַרְתָּ אֲלֵהֶם קְדשִׁים תִּהְיוּ כִּי קָדוֹשׁ אֲנִי ה‘ אֱלֹקֵיכֶם:
„GUnd Haschem sprach zu Mosche: „Sprich zur ganzen Gemeinde der Kinder Israels und sage ihnen: ‚Ihr sollt heilig sein, denn heilig bin ich, Haschem, Euer G-tt.‘ “ (19:1-2).

Der Midrasch bemerkt zu diesem Vers, dass er zu dem gesamten jüdischen Volk gesagt wurde. Meistens jedoch werden die Mitzwot zuerst von Mosche an Aron gelehrt. Dann kommen Arons Söhne hinzu und Mosche wiederholt die Mitzwot, im nächsten Schritt kommen die Stammesältesten dazu und schließlich wird das ganze Volk gelehrt. Hier aber werden sogleich alle gelehrt. Warum ist es in unserer Parascha anders?
Der Midrasch nennt den Grund, dass die meisten fundamental wichtigen Mitzwot auf dieser Parascha beruhen:קְדשִׁים תִּהְיוּ – ihr sollt heilig sein. Die simple Interpretation dieses Midraschs ist, dass in unserer Parascha sehr viele wichtige Gesetze enthalten sind und sie daher in Anwesenheit aller gelehrt wurden. Aber vielleicht meint der Midrasch etwas anderes. Vielleicht ist die Aufforderung „Ihr sollt heilig sein” so wichtig und so viele grundlegende Gesetze sind davon abhängig, dass diese Mitzwa öffentlich vorgetragen wurde. Die Ge- und Verbote sind für alle Juden da. Im Judentum gibt es keine Klasse von „heiligen” Menschen, die Gebote halten müssen, die für „gewöhnliche” Menschen nicht gelten. Darin ist auch enthalten, dass jeder Mensch das Potential in sich trägt, heilig zu sein.
Was sagen unsere Weisen des Mittelalters zu dem Satz „ihr sollt heilig sein”? Raschi und Ramban sahen ihn aus gänzlich unterschiedlichen Perspektiven. Raschi (1040-1105) interpretiert die Mitzwa, heilig zu sein als Abstinenz: „ihr sollt euch fernhalten von verbotenen Beziehungen und von Sünde.” Das Wort קָדוֹשׁ – heilig – heißt wörtlich: separat, d.h. wir sollen uns von der Sünde separieren. Ramban (1194-1270) offeriert eine andere Interpretation als Raschi und sagt, dass קְדשִׁים תִּהְיוּ sich auf erlaubte Tätigkeiten bezieht und drückt es in dem Konzept aus: קַדֵֹּש עַצְמְךָ בְּמֻתָּר לָך – heilige dich, indem du dich von dem zurückhältst, was dir erlaubt ist. Ohne Selbstbeschränkung, sagt der Ramban, kann ein Mensch ein נָבָל בִּרְֹשוּת הַתּוֹרָה werden – ein mit Erlaubnis der Tora degenerierter Mensch. Dieser Mensch hält sich an die äußeren Parameter der Toragesetze, aber gibt sich gleichzeitig Genusssucht, Völlerei und Zügellosigkeit hin. Aber G-tt verlangt von uns mehr, als nur den Buchstaben des Gesetzes zu erfüllen. Unsere Weisen sagen im Talmud (Yevamos 20a): „קַדֵֹּש עַצְמְךָ בְּמֻתָּר לָךְ – heilige dich in dem, was dir erlaubt ist.” Wie soll man das tun? Indem man sich nicht nur von Verbotenem fernhält, sondern sich auch im Erlaubten mäßigt.
Chasam Sofer (Rabbiner Mosche Schreiber, 1762-1839) erklärte, dass die Botschaft der Mitzwa, heilig zu sein sowohl im Ansatz Raschis als auch Rambans in der Zurückhaltung liegt. Man könnte vielleicht irrtümlich glauben, dass man nur auf ein hohes Niveau von Heiligkeit kommen kann, indem man sich von der Welt zurückzieht und sich z.B. in ein Kloster verschließt. Man sollte sich vielleicht idealerweise von den Menschen fernhalten und nicht heiraten. Nein, die Tora macht es uns ganz klar, dass die „Heiligkeit” eines Mönchs nicht erwünscht ist. Wir alle sollen heilig sein – die Tora spricht zu uns: zu Männern, Frauen und Kindern. Wir sollen erstreben, „kadosch” – eine heilige Person – zu sein, aber im Kontext von Gemeinde und Gemeinschaft. Wir sollen heiraten und Kinder erziehen. Man soll mit seinen Kindern spielen und Zeit mit seiner Familie verbringen sowie Teil der Gemeinschaft sein. Die Tora will Heiligkeit von uns als ganzem menschlichen Wesen.

Frage der Woche: Welche Halacha lernen wir aus den Worten וָחַי בָּהֶם – und er soll leben (18:5)? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Wie oft wurde das Kodesch HaKodaschim – das Allerheiligste – kontrolliert, ob es eine Reparatur brauchte? Es wurde alle sieben Jahre kontrolliert (Gemara im Traktat Pessachim 86a).
Biographie der Woche

Rabbi Schmuel Horowitz

Reb Schmelke von Nikolsburg

Jahrzeit 2. Ijar

Rav Schmuel Horowitz wurde 1726 im galizischen Chortkov als Sohn eines Rabbiners geboren. Zusammen mit seinem jüngeren Bruder Pinchas (1731-1805), der später Rabbiner von Frankfurt wurde und nach einem seiner Werke Baal HaFla’a genannt wird, lernte er von frühester Jugend an Tora. Gemeinsam setzten die Brüder ihre Studien an litauischen Jeschiwot fort, aber wurden auf einer Reise nach Mesritch, wo der Maggid von Mesritch (Rav Dov Ber, 1700-1772) als Schüler des Baal Schem Tov (Rav Jisroel ben Elieser, 1698-1760) lehrte, zu dessen Anhängern.
Von der chassidischen Idee überzeugt wurde Rav Horowitz 1754 zum Rabbiner von Ryczwal/Polen berufen, wo er auch eine Jeschiwa leitete. 1764 wurde er Rabbiner von Sieniawa/Polen und schließlich trat er 1773 seine Position als Rabbiner von Nikolsburg in Mähren an. Er wurde immer wieder als Chassid angegriffen, aber war allseits als rabbinische Autorität anerkannt. Zu seinen Schülern gehören u.a. der Choseh von Lublin (Rav Jakow Jitzchak Horowitz, 1745-1815, Rav Menachem Mendel von Rimanov (1745-1815) und Rav Yisroel Hopstein von Koschnitz (1737-1814). Die chassidischen Dynastien der Nikolsburger Rebbes und der Bostoner Rebbes stammen von Reb Schmelke von Nikolsburg ab.
Er starb 1778 in Nikolsburg.

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