Jan ‍‍2019 - תשעט / תשף

Daf Paraschat Jitro 5779

Paraschat Jitro
25./26. Januar 2019
20. Schwat 5779

Schmot 18:1 – 20:23
Haftara: Jeschaja 6:1 – 7:6 & 9:5/6

Hier können Sie sich das Daf als pdf herunterladen: Daf Yisro 5779, SH – v.1

Die Parascha in Kürze

• Mosches Schwiegervater Jitro bringt Mosches Frau und Kinder zu ihm; Jitro schließt sich Am Jisrael an und empfiehlt Mosche eine Umstrukturierung der Gerichtsbarkeit
• Das Volk bereitet sich am Berg Sinai auf die Übergabe der Tora vor und G-tt gibt die Zehn Gebote dem ganzen Volk

Konzept der Woche
וְלֹא־תַעֲלֶה בְמַעֲלֹת עַל־מִזְבְּחִי אֲשֶׁר לֹא־תִגָּלֶה עֶרְוָתְךָ עָלָיו:

„Und nicht vermittelst Stufen sollst du zu meinem Altar hinaufsteigen, so dass deine Blöße nicht auf ihm enthüllt werde.“ (20:23)

In der Parascha Jitro schildert uns die Tora die grandiosen Ereignisse am Berg Sinai, als Haschem dem jüdischen Volk die Tora gegeben hat. Bis jetzt hat das ganze Sefer Schmot auf diesen Tag abgezielt, an dem das Volk als freie Menschen die Mitzwot der Tora auf sich nahm. Selbst unmittelbar zuvor mussten sich Männer und Frauen drei Tage lang darauf vorbereiten. Und während der beiden ersten der Zehn Gebote hörten alle sogar selbst die Stimme G-ttes! Sie waren voller Furcht, aber auch Ehrfurcht, ob dieser mehr als eindrucksvollen Geschehnisse.
Im Anschluss daran spricht die Tora davon, wie der Altar beschaffen sein soll, auf dem Opfer gebracht werden. Nach den großen spirituellen Höhen und Erfahrungen der Übergabe der Tora hören wir jetzt von ganz praktischen Instruktionen, was man als enormen Gegensatz empfinden könnte. Selbst die Art und Weise, wie man den Altar erreichen kann, wird von der Tora vorgeschrieben. Man soll nämlich nicht auf Stufen zum Altar hinaufgehen, sondern eine Rampe benutzen. Raschi erklärt zu diesem Vers, dass damit die Scham der Kohanim nicht entblößt würde, denn durch Stufen müssten sie größere Schritte machen. Er räumt ein, dass die Kohanim zwar linnene Hosen unter ihren Gewändern trugen, aber weitausschreitende Schritte fast wie ein Entblößen der Scham seien und damit die Steine geringschätzig behandelt würden. Raschi erläutert, was wir daraus lernen sollen: wenn die Tora schon vorschreibt, für diese Steine, die kein Bewusstsein dafür haben, geringgeschätzt zu werden, solche Vorkehrungen zu treffen: „Weil man sie gebraucht, sollst du sie nicht verächtlich behandeln“, wie viel mehr soll man seinen Nächsten mit Respekt behandeln, der im Ebenbilde des Schöpfers erschaffen ist und der eine Geringschätzung schmerzlich empfindet.
Auch hier sehen wir wieder einmal, welchen Stellenwert die Tora auf das richtige zwischenmenschliche Miteinander legt. Es handelt sich nicht lediglich um Bauvorschriften für den Altar, der vor allem der Sühne von Vergehen dient, sondern auch um die Rücksichtnahme auf die Gefühle von Mitmenschen. Wir sind immer aufgerufen, auf den Wegen Haschems zu wandeln. So wie Haschem uns mittels des Altars die Möglichkeit gibt, Sühne zu erwirken und von Haschem Verzeihung zu erhalten, so sollen auch wir versöhnlich und mit Anteilnahme unseren Mitmenschen begegnen.
Raschi zitiert den Midrasch, der als Grund nennt, dass die Steine nützlich seien und daher nicht verächtlich behandelt werden sollten. Umso mehr soll sich jeder von uns klarmachen, dass jeder Jude eine Rolle in Klal Jisrael spielt und daher Achtung verdient.
Rav Jisrael Salanter (der Begründer der Mussar-Bewegung, 1810-1883) wird folgender Ausspruch zugeschrieben: „Ein Mensch, der rennt, um eine Mitzwa zu tun, kann auf dem Weg eine ganze Welt niederreißen.“ Das soll bedeuten, dass es nicht nur auf gute Absichten und ein lobenswertes Ziel im Leben eines jüdischen Menschen ankommt, sondern jede Tat bei jedem Schritt auf die richtige Weise durchgeführt werden muss. Wenn man auf dem Weg nur noch das Ziel vor Augen hat und seinen Mitmenschen nicht den ihnen zustehenden Respekt einräumt, ist die Mitzwa selbst höchst fragwürdig.

Frage der Woche: Wo im Mischkan (Stiftszelt) waren Stufen zu finden? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Was ist eine Interpretation der Worte in Vers 13:17 כִּי קָרוֹב הוּא – denn es war nahe – die erklärt, warum Haschem die Juden nicht durch das Land der Pelischtim ziehen lassen wollte? Daas Zekeinim (12./13. Jhd.) erklärt, dass die Pelischtim mit den Ägyptern verwandt (קְרוֹבִים) und daher geneigt waren, die Juden wieder zurück nach Ägypten zu treiben.
Biographie der Woche

Rabbi Jehuda Leib Eiger

Jahrzeit 22. Schwat

Rav Jehuda Leib Eiger wurde 1816 in Warschau geboren. Er war ein Enkel von Rabbiner Akiva Eiger (1761-1837), der einer der bedeutendsten Tora-Gelehrten seiner Zeit war und vehement gegen die Reformbewegung eintrat. Sein Onkel war eine weitere Tora-Größe des frühen 19. Jahrhunderts: Chasam Sofer (Rav Mosche Schreiber, 1762-1839).
Rav Jehuda Leib „Leibele“ Eiger entstammte einer Familie, die dem Chassidismus skeptisch gegenüberstand, aber er schloss sich dem Kreis um den Chidduschej HaRim (Rav Jitzchak Meir Alter, erster Gerrer Rebbe, 1798-1866) in Warschau an und fühlte sich sehr vom chassidischen Gedankengut angezogen. Im Alter von 20 Jahren heiratete er, zog nach Lublin, wo er sich mit dem Sohn des Choseh von Lublin befreundete.
In Kotzk wurde er zuerst ein Chassid von Rav Menachem Mendel Morgensztern (Kotzker Rebbe, 1787-1859) und schließlich vom Izbitza Rebben, Rav Mordechai Joseph Leiner (1801-1854). Nach dessen Tod wurde Rav Leibele selbst der Rebbe von Izbitza.
Reb Leibele Eiger starb 1888. Zu seinen Werken gehören die Tora-Kommentare Toras Emes und Imrei Emes, die posthum veröffentlicht wurden.
Der Chidduschej HaRim pflegte zu sagen: „Wahre Misnagdim (Gegner des Chassidismus) verdienen nicht wirklich Strafe, weil sie den Chassidismus um des Himmels willen bekämpfen. Daher werden sie mit einer Strafe versehen, die keine wirkliche Strafe ist – ihre Söhne werde Chassidim.“
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