Okt ‍‍2019 - תשעט / תשף

Daf Paraschat Ha´asinu 5780

Paraschat Ha‘asinu
11./12. Oktober 2019
13. Tischrej 5780

Dewarim 32:1 – 32:52
Haftara: Schmuel II 22:1-41

HIer können Sie das Daf als PDF herunterladen: Daf Ha’azinu 5780

Die Parascha in Kürze Konzept der Woche

• Vor seinem Tod spricht Mosche in poetischer Form von Am Jisraels besonderer Beziehung mit Haschem
• Haschem hat Am Jisrael auserwählt und es soll alle Gebote der Tora halten, sonst wird das Volk bestraft und schließlich ins Exil gehen
• Das Band zwischen Haschem und Seinem Volk wird nie zerreißen und das Volk wird aus dem Exil nach Eretz Jisrael zurückkehren
• Am Ende der Parascha befiehlt Haschem Mosche, auf den Berg Nebo zu gehen und gestattet ihm, Eretz Jisrael kurz vor seinem Tod wenigstens zu sehen
זְכֹר יְמוֹת עוֹלָם בִּינוּ שְׁנוֹת דֹּר וָדֹר שְׁאַל אָבִיךָ וְיַגֵּדְךָ זְקֵנֶיךָ וְיֹאמְרוּ לָךְ:

„Gedenke der Tage der Vorzeit, begreifet die Jahre der Geschlechter, frag deinen Vater, dass er dir erzähle, deine Alten, dass sie dir es deuten!“ (32:7)

Im obigen Vers hält Mosche Rabbenu das jüdische Volk dazu an, über die Vergangenheit nachzusinnen und Menschen zu konsultieren, die Geschichte erlebt haben und aus ihr gelernt haben. Rav Elchanan Wasserman (1874-1941) weist im Zusammenhang damit darauf hin, dass alles, was auf dieser Welt geschieht, Ausdruck von Haschems Gerechtigkeit ist. Daher sind wir als Seine Kinder verpflichtet, zu jeder Zeit darüber nachzudenken und zu verstehen suchen, welche Botschaft Haschem uns senden will. Dies ist die Bedeutung des Verses זְכֹר יְמוֹת עוֹלָם בִּינוּ שְׁנוֹת דֹּר וָדֹר – gedenke der Tage der Vorzeit, begreifet die Jahre der Geschlechter.
Rav Wasserman merkt allerdings an, dass man sich nicht auf seine eigenen Schlussfolgerungen verlassen darf, wenn es darum geht, die Botschaft zu dechiffrieren, die G-tt dem ganzen jüdischen Volk gibt; man ist unerfahren und hat nicht das richtige Bezugssystem, um Parallelen zu ziehen. Man muss vielmehr die Honoratioren früherer Generationen befragen, die den Zug der Zeit gesehen haben, die die Ereignisse der Gegenwart in die richtige Perspektive setzen und in Bezug auf Haschems Botschaft bringen können. Dieses Prinzip enthält das Ende des Verses שְׁאַל אָבִיךָ וְיַגֵּדְךָ זְקֵנֶיךָ וְיֹאמְרוּ לָךְ – frag deinen Vater, dass er dir erzähle, deine Alten, dass sie dir es deuten! Genau wie wir die Geschichten, die im Tenach vorkommen, nicht ohne die Erklärungen unserer Weisen verstehen können, können auch die Ereignisse unserer Tage nicht ohne Beratung mit unseren großen Toragelehrten interpretiert werden.
Rav Wasserman folgert aus dem nächsten Vers 32:8: בְּהַנְחֵל עֶלְיוֹן גּוֹיִם בְּהַפְרִידוֹ בְּנֵי אָדָם יַצֵּב גְּבֻלֹת עַמִּים לְמִסְפַּר בְּנֵי יִשְׂרָאֵל – als der Höchste Völkern Besitz anwies, als Er einst schied die Menschenkinder, bestimmte Er die Grenzen der Völker gemäß der Zahl der Kinder Jisraels – wie ein Durchschnittsmensch das Weltgeschehen betrachten soll. Der Vers drückt aus, dass das jüdische Volk die Drehachse ist, um die sich die Welt dreht. Alle Ereignisse dieser Welt betreffen – in irgendeiner Art und Weise – das jüdische Volk. Obwohl das jüdische Volk eine Minderheit bildet und es daher unlogisch ist, dass alles Geschehen mit ihm zu tun hat, erklärt Rav Wasserman, dass Haschem die Welt so aufgebaut hat. Menschen sind der wichtigste Teil der Schöpfung und dennoch gibt es viel mehr Tiere als Menschen. Unter den Menschen ist das jüdische Volk der Schwerpunkt, obwohl es eine Minderheit unter den Nationen der Welt ist. Dies ist mit dem Vers gemeint: יַצֵּב גְּבֻלֹת עַמִּים לְמִסְפַּר בְּנֵי יִשְׂרָאֵל – bestimmte Er die Grenzen der Völker gemäß der Zahl der Kinder Jisraels. Die Grenzen der Nationen der Welt hängen von den Bedürfnissen des jüdischen Volkes ab, denn es ist Haschems auserwähltes Volk. Auch wenn unser beschränktes intellektuelles Vermögen nicht ausreicht, um die Botschaft hinter dem Tagesgeschehen in aller Tiefe zu verstehen, müssen wir uns an unsere Toragrößen wenden und mit dem Rat unserer Weisen die Lektionen interpretieren, die G-tt uns lehren will.

Frage der Woche: Was wird mit der Gegenüberstellung von Vers 32:4 angedeutet, wo auch Haschems scharfe Urteile gerechtfertigt werden, mit Vers 32:3, wo uns geboten wird, Haschems Größe zu preisen? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Warum gibt es einen Zusatzbuchstaben, den Buchstaben Waw, im Wort וְלָבוֹא? Der Buchstabe Wavw (Zahlenwert =6) ist ein Zusatzbuchstabe im Wort וְלָבוֹא in Vers 31:2, weil Mosche hier sagte: „Ich kann nicht mehr kommen und gehen“, d.h. ich kann nicht mehr die sechs Ordnungen der Mischna geben und nehmen (Baal HaTurim, 1269-1343)
Biographie der Woche

Rabbi Akiva Eger
Jahrzeit 13. Tischrej

Rabbiner Eger wurde als Akiva Güns 1761 in Eisenstadt in Ungarn geboren. Er entstammte einer Familie von Toragelehrten und lernte mit großer Hingabe und Intelligenz. In der Jeschiwa seines Onkels Rabbiner Benjamin Wolf Eger in Breslau führte er seine Torastudien fort und nahm den Nachnamen seines Großvaters mütterlicherseits an. Mit 16 Jahren heiratete er die Tochter eines reichen Kaufmanns aus Lissa und lehrte dort mit der finanziellen Unterstützung seines Schwiegervaters an der von ihm gegründeten Jeschiwa. Als das Geschäft seines Schwiegervaters 1790 in Flammen aufging, musste Rav Eger eine bezahlte Rabbinerposition annehmen und wurde 1791 Rabbiner von Märkisch-Friedland, das nach der ersten polnischen Teilung 1772 preußisch geworden war. Sein Ruf als bedeutender Toragelehrter war ihm vorausgeeilt und er hatte nicht nur großen Einfluss auf die Menschen seiner eigenen Gemeinde, sondern es wurden ihm von Nah und Fern halachische Fragen angetragen, die er mit großer Expertise beantwortete. Die mehr als 1000 Responsen, die er im Laufe seines Lebens schrieb, wurden veröffentlicht und sind auch noch heute von großer Relevanz. 1815 wurde Rabbiner Eger als Rabbiner nach Posen berufen, wo er bis an sein Lebensende amtierte. Er starb 1837 in Posen.
Rav Eger war einer der größten Toragelehrten seiner Zeit und schrieb u. a. einen Kommentar zum Schulchan Aruch. Zeit seines Lebens stemmte er sich erfolgreich gegen die aufkeimende Reformbewegung. Seiner Gelehrsamkeit, Bescheidenheit und seinem Einsatz für jeden Juden – ob arm oder reich – wurde von Juden jeglicher Couleur großer Respekt gezollt. Seine Tochter Sorel wurde die zweite Frau des berühmten Rabbiners Mosche Schreiber (Chasam Sofer, 1762-1839).
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