Sep ‍‍2017 - תשעז / תשעח

Daf Paraschat Ha´asinu 5778

Paraschat Ha’asinu
Schabbat Schuwa
22./23. September 2017
3. Tischre 5778

Und hier zum pdf Download: Daf Ha’azinu 5777

Dewarim 32:1 – 32:52
Haftara: Hoschea 14:2 – 10 &
Micha 7:18 – 20

Die Parascha in Kürze

• Vor seinem Tod spricht Mosche in poetischer Form von Am Jisraels besonderer Beziehung mit Haschem
• Haschem hat Am Jisrael auserwählt und es soll alle Gebote der Tora halten, sonst wird das Volk bestraft und schließlich ins Exil gehen
• Das Band zwischen Haschem und Seinem Volk wird nie zerreißen und das Volk wird aus dem Exil nach Eretz Jisrael zurückkehren.
• Am Ende der Parascha befiehlt Haschem Mosche, auf den Berg Nebo zu gehen und gestattet ihm, Eretz Jisrael kurz vor seinem Tod wenigstens zu sehen

Konzept der Woche
כִּי שֵׁם ה‘ אֶקְרָא הָבוּ גֹדֶל לֵאלֹקֵינוּ:

„Wenn ich Haschems Namen verkünde, gebt Größe unserem G-tt!“ (32:3)

Raschi erklärt, dass Mosche Rabbenu hier dem jüdischen Volk erklärt, es möge, immer wenn er Haschems Namen laut ausruft, Seinen Namen segnen. Das ist die Grundlage des Gesetzes, sagt Raschi, dass jemand, der einen Segen im Bet Hamikdasch (Tempel) hört, darauf antworten soll: בָּרוּךְ שֵׁם כְּבוֹד מַלְכוּתוֹ לְעוֹלָם וָעֶד – gesegnet sei der Name Seines glorreichen Königtums für immer und ewig. Die poetischen Verse der Parascha Ha’asinu sprach Mosche am letzten Tag seines Lebens. Erst jetzt lehrt er das Volk, wie es auf das Aussprechen des g-ttlichen Namens antworten soll. Rav Salman Sorotzkin (1881-1966) fragt in seinem Tora-Kommentar Osnajim LaTora, warum Mosche so lange damit gewartet hat. Mosche hat doch lange Jahre und bei vielen Gelegenheiten Haschems Namen ausgesprochen. Warum hat er dem Volk nicht schon früher die Gelegenheit gegeben, darauf angemessen zu antworten?
Raschi erklärt zur Gemara im Traktat 21a: „Wenn Mosche in Worten der Schira (Poesie) zu sprechen begann, sagte er zu den Juden: ich werde mit einem Segen beginnen und ihr sollt darauf mit אָמֵן antworten. שֵׁם ה‘ אֶקְרָא, wenn ich Haschems Namen verkünde, הָבוּ גֹדֶל לֵאלֹקֵינוּ, gebt Größe unserem G-tt, indem ihr אָמֵן sagt.“ Dazu fragt Rav Sorotzkin, warum Raschi diese Reaktion vorsieht, wenn Mosche in Schira spricht oder einen Segen sagt. Warum soll das Volk nicht immer auf den g-ttlichen Namen so antworten? Rav Sorotzkin versteht Raschi so, dass ein generelles Erwähnen von Haschems Namen nicht eine solche Antwort verlangt, aber in Schira oder Bracha die Größe des g-ttlichen Namens gewürdigt werden soll. Aber, fragt Rav Sorotzkin weiter, es gab doch schon zuvor Gelegenheiten, bei denen die Tora eine Schira verzeichnet: das Lied am Schilfmeer (siehe Schemot Kapitel 15) und das Lied am Brunnen (Bamidbar 21:17-20). Aber die Vorgabe, wie auf einen Segen zu antworten sei, wurde dort nie erwähnt!
Rav Sorotzkin antwortet, dass sich alle drei Lieder voneinander unterscheiden. Das Lied am Schilfmeer wurde von Mosche gemeinsam mit dem jüdischen Volk gesungen: es gab also niemanden, der darauf antworten konnte. Das Lied am Brunnen verzeichnet kein einziges Mal Haschems Namen. Raschi begründet das Fehlen des g-ttlichen Namens damit, dass Mosche zuvor bei dem Vorfall mit dem Brunnen bestraft worden war (Bamidbar 20:1-13) und es daher unangebracht gewesen wäre, wenn sein Name im Zusammenhang mit dem Brunnen vorgekommen wäre. Aus Respekt gegenüber Mosche wurde Haschems Name ebenfalls nicht erwähnt. Raschi zieht zum Vergleich eine Situation heran, in der sich ein König weigert, ein Bankett zu beehren, wenn sein treuer Freund nicht dabei sein kann. Weil also G-ttes Name nicht im Lied am Brunnen vorkommt, gab es auch noch keine Veranlassung, das jüdische Volk zu lehren, wie es auf dessen Aussprache reagieren solle.
Erst hier, bei der Schira von Ha’asinu, musste Mosche das Volk das richtige Verhalten lehren, wenn es Haschems Namen in einem vergleichbaren Zusammenhang hören würde. Mosches Aufruf an die Nation lautete demgemäß: הָבוּ גֹדֶל לֵאלֹקֵינוּ – gebt Größe unserem G-tt!

Frage der Woche: Welche Halacha lernen wir aus Vers 32:3? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Zuletzt gestellte Frage und Antwort: Was lernen wir über das Wesen der Teschuwa aus den Worten der Tora in 30:11 וְלֹא־רְחֹקָה הִוא – und sie liegt nicht in der Ferne? Sfas Emes (Rav Yehuda Aryeh Leib Alter, 1847-1905) erklärt, dass man sich durch das Sündigen von Haschem entfernt, aber das Wesentliche an Teschuwa ist, dass man Haschem wieder näherkommt.
Biographie der Woche

Rabbi Chaim Yehuda Leib Auerbach

Jahrzeit 28. Elul

Rav Chaim Yehuda Leib Auerbach wurde 1883 in eine sehr angesehene rabbinische Familie geboren. Er heiratete Tzivya, eine Tochter von Rav Schlomo Salman Porusch (1850-1898), der das Jerusalemer Viertel Scha’arej Chessed mitbegründet hatte. Der älteste Sohn aus dieser Verbindung war Rav Schlomo Salman Auerbach (1910-1995), einer der bedeutendsten Poskim (halachische Dezisoren) des späten 20. Jahrhunderts.
Rav Chaim Yehuda Leib Auerbach lebte mit seiner Familie in absoluter Armut in Jerusalem – ein Schicksal, das er mit den meisten anderen Bewohnern teilte. 1906 war er ein Mitbegründer und Rosch Jeschiwa der Jeschiwa Scha’ar HaSchomayim, die sich auch heute sehr dem Studium der lurianischen Kabbala widmet. Zur damaligen Zeit gab es in Jerusalem keine aschkenasische Jeschiwa, wo intensiv Kabbala gelernt wurde. Die Aufnahmekriterien waren und sind sehr streng und eine solide klassisch- jeschiwische Vorbildung ist ein sine qua non.
Als anerkannte Toragröße leitete Rav Auerbach nicht nur die Jeschiwa, sondern man wandte sich auch mit halachischen Fragen an ihn.
Rav Chaim Yehuda Leib schrieb den Kommentar zur Tora: Chacham Lev.
Er starb 1954 in Jerusalem.
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