Mai ‍‍2019 - תשעט / תשף

Daf Paraschat Emor 5779

Paraschat Emor
17./18. Mai 2019
13. Ijar 5779

Wajikra 21:1 – 24:23
Haftara: Jecheskel 44:15 – 31

Hier können Sie das Daf als pdf herunterladen: Daf Emor 5779

Die Parascha in Kürze
• Beschränkungen für Kohanim und den Kohen Gadol bezüglich Heirat, Beerdigungen, Essen der Abgaben an die Kohanim und körperliche Makel
• Gesetze über akzeptable Opfertiere
• Gesetze über Feiertage
• Gesetze über das Zünden der Menora, die Schaubrote und die Strafe für G-tteslästerung

Konzept der Woche
וּלְקַחְתֶּם לָכֶם בַּיּוֹם הָֽרִאשׁוֹן פְּרִי עֵץ הָדָר כַּפֹּת תְּמָרִים וַֽעֲנַף עֵץ־עָבֹת וְעַרְבֵי־נָחַל וּשְׂמַחְתֶּם לִפְנֵי ה‘ אֱלֹֽקֵיכֶם שִׁבְעַת יָמִֽים:

„Und ihr nehmet euch am ersten Tage Frucht vom Prachtbaume, Palmzweigblätter und Zweig vom Myrthenbaume und Bachweiden, und freuet euch vor Haschem, eurem G-tt, sieben Tage.“ (23:40)

Rambam (Rav Mosche ben Maimon, 1135-1204) schreibt in Hilchot Lulav über Gesetze, die im Zusammenhang mit dem Ausdruck von Freude an Sukkot stehen, und führt dort in 8:15 aus, wie wichtig es ist, שִׂמְחָה – Freude – bei der Ausführung aller Mitzwot zu empfinden: „Die Freude, die jemand beim Erfüllen einer Mitzwa und mit Liebe zu Haschem haben soll, ist ein bedeutsames Unterfangen und ein Dienst vor G-tt. Jemand, der seine Freude dabei zurückhält, verdient Strafe. Jemand, der sich so wichtig nimmt und dessen Wunsch, seine Stellung und Ehre darzustellen, ihn vom Freudezeigen abhält, wird ein Sünder und Narr genannt. Im Gegenteil, jemand der seine persönliche Ehre geringschätzt und seinen Stolz beiseiteschiebt, um seine Begeisterung für eine Mitzwa zu zeigen, ist ein großer Mensch und wirklich ehrenvoll.“
Rabbiner Shlomo Wolbe (1914-2005) schreibt in seinem Mussar-Werk Alej Schur:
„Ein vernünftiger Mensch, der seinen Stand im Leben realistisch betrachten kann, wird ohne große Schwierigkeiten ein gewisses Niveau von Zufriedenheit und Glück mit seinem Los im Leben empfinden. Das Glücksempfinden, das man zum Erfüllen von Mitzwot braucht, ist eine andere Sache. Der Rambam nennt es ein ‚bedeutsames Unterfangen‘. Der Kusari (philosophisches Werk von Rav Jehuda Halevi, 1075-1141) spricht auch davon, dass es nötig ist, sich vorzubereiten und seine Sinne zu konzentrieren, bevor man eine Mitzwa mit Freude erfüllen kann. Man ist verpflichtet, Freude für die Mitzwa selbst zu empfinden, aus Liebe zu dem Einen, der uns die Mitzwa geboten hat und aus der Erkenntnis, welch großes Privileg es ist, die Mitzwa zu tun.
Der Arisal (Rav Jitzchak Luria, 1534-1572) vertraute einst einem Schüler an, dass er das hohe Niveau seiner Spiritualität nur durch die Freude erreichen konnte, die er beim Erfüllen jeder Mitzwa empfand. Es ist offensichtlich, dass wir weit von der Größe des Arisal entfernt sind. Wie können wir aber anfangen, den Punkt zu erreichen, von wo wir auf unserem Niveau Mitzwot mit Freude ausführen können?
Es gibt für jeden Menschen eine Mitzwa, mit der er eine tiefe Verbundenheit empfindet, sei es Gemaralernen, beten, Schabbathüten oder Güte gegenüber seinen Mitmenschen. Man muss mit dieser Mitzwa beginnen. Eile nicht in die Mitzwa. Nimm dir vorher einen Augenblick, um dir klarzumachen, dass du im Begriff bist, ein Gebot, das Haschem dir gegeben hat, zu erfüllen, durch das du eine Verbindung mit Ihm erlangen wirst.
Es kommt nicht von selbst, ein wirkliches Gefühl von Nähe zu Haschem durch die Ausführung von Mitzwot zu empfinden. Wir müssen immer daran denken, dass man sogar großen Gewinn aus dem Versuch zieht, eine Mitzwa mit Freude durchzuführen. Man hat viel Arbeit vor sich und sie ist nicht leicht; mit festem Entschluss und Ausdauer, und mit G-ttes Hilfe, werden wir Erfolge sehen.“

Frage der Woche: Welche Mussarlektion können wir aus der Tatsache lernen, dass die Chagim (Feiertage) מִקְרָאֵי קֹדֶשׁ – Ausrufe von Heiligkeit – (23:4) genannt werden? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Welche Mussarlektion kann man aus dem Doppelausdruck הוֹכֵחַ תּוֹכִיחַ – zurechtweisen sollst du (deinen Nächsten) – lernen (19:17)? Der Baal Schem Tov (1698-1760) sagte, dass man sich zuerst selbst zurechtweisen soll, erst dann ist man in der Lage, andere zurechtzuweisen.
Biographie der Woche

Rabbi Joseph Dov (Josche Ber) Soloveitchik

Beis HaLevi

Jahrzeit 4. Ijar

Rav Joseph Dov wurde 1820 in Nesvizh im heutigen Weißrussland geboren. Mütterlicherseits war er ein Urenkel von Rav Chaim Volozhiner (1749-1821), dem Begründer der Jeschiwa von Volozhin.
Rav Joseph Dov wuchs in Brody auf, wo er durch außerordentliche Begabung im Lernen auffiel und mit Rav Schlomo Kluger (1783-1869) lernte. Mit zehn Jahren konnte er ganze Talmudtraktate auswendig, darunter Bava Kama, Bava Metzia und Bava Basra. Sein Torawissen wurde so umfassend, dass er 1854 mit dem Netziv (Rav Naftoli Zwi Jehuda Berlin, 1816-1893), der mit einer Enkelin Rav Chaim Volozhiners verheiratet war, die Leitung der Jeschiwa von Volozhin übernahm.
Diese Kooperation währte allerdings nicht lange, da die beiden Männer nicht sehr kompatibel waren, und Rav Soloveitchik verließ Volozhin zehn Jahre später. Die Schiurim, die er in Volozhin gegeben hatte, formen den Grundstock seines Werks Beis HaLevi – unter dessen Namen er auch bekannt ist – das 1863 veröffentlicht wurde.
1865 wurde der Beis HaLevi als Rabbiner nach Slutsk berufen, wo er auf großen Widerstand der ansässigen Maskilim stieß, denen er vehement begegnete. Er war uneingeschränkt gegen Reformen und moderne Strömungen im Judentum und bezahlte für diese Einstellung 1874 mit dem Verlust seiner Stelle in Slutsk.
Schließlich wurde er 1877 als Rabbiner nach Brisk berufen, wo er bis zu seinem Lebensende wirkte und lehrte. Brisk wurde unter der Familie Soloveitchik, seinem Sohn Rav Chaim (1853-1918) und seinem Enkel Rav Velvel (1886-1959), zu einem bedeutenden Zentrum des Tora-Studiums. Die Brisker Methode des Tora-Lernens wird seit dem Zweiten Weltkrieg in Jerusalem fortgeführt.
Rav Joseph Dov Soloveitchik starb 1892 in Brisk.
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