Mai ‍‍2017 - תשעז / תשעח

Daf Paraschat Emor 5777

Paraschat Emor
12./13. Mai 2017
17. Ijar 5777

Wajikra 21:1 – 24:23
Haftara: Jecheskel 44:15 – 31

Daf Emor 5777

Die Parascha in Kürze

• Beschränkungen für Kohanim und den Kohen Gadol bezüglich Heirat, Beerdigungen, Essen der Abgaben an die Kohanim und körperliche Makel
• Gesetze über akzeptable Opfertiere
• Gesetze über Feiertage
• Gesetze über das Zünden der Menora, die Schaubrote und die Strafe für
G-tteslästerung

Konzept der Woche
שֵׁשֶׁת יָמִים תֵּעָשֶׂה מְלָאכָה וּבַיּוֹם הַשְּׁבִיעִי שַׁבַּת שַׁבָּתוֹן מִקְרָא־קֹדֶשׁ כָּל־מְלָאכָה לֹא תַעֲשׂוּ שַׁבָּת הִוא לַה‘ בְּכֹל מוֹשְׁבֹתֵיכֶם:

„Sechs Tage hindurch darf Arbeit verrichtet werden, am siebten Tag aber ist ein hoher Schabbat, eine heilige Versammlung, keinerlei Arbeit dürft ihr verrichten; ein Schabbat ist es für Haschem in allen euren Wohnsitzen (23:3).“

Die Mitzwa, den Schabbat zu hüten, kommt in der Tora fünfmal vor. Jedes Mal heißt es zuerst, dass an sechs Tagen Arbeit erlaubt ist. Dreimal wird dies passiv ausgedrückt תֵּעָשֶׂה מְלָאכָה – Arbeit darf verrichtet werden (Schemot 31:15 und 35:2 sowie Wajikra 23:3) – und an den beiden anderen Stellen steht es im Aktiv: תַּעֲבוֹד – du sollst arbeiten (Schemot 20:9-10 und Dewarim 5:13-14). Zusätzlich ist zu bemerken, dass an den drei Stellen, wo das Arbeiten passiv ausgedrückt wird, der Ruhetag שַׁבַּת שַׁבָּתוֹן – was Rabbiner Samson Raphael Hirsch (1808-1888) mit „ein Sabbat der Werkeinstellung“ übersetzt – genannt wird, während er in den beiden anderen Versen einfach nurשַׁבַּת – Schabbat – heißt. Was ist die Bedeutung dieser Unterschiede und wie sind sie miteinander verbunden?
Rabbiner Chaim Rappaport von Ostrog (frühes 19. Jhd.) erklärt, basierend auf der Gemara im Traktat Brachot 35b, dass das jüdische Volk damit gesegnet ist, völlig frei von wirtschaftlichen Verpflichtungen zu sein, wenn das Volk auf seiner idealen Stufe steht und die ganze Nation als vollkommen rechtschaffen angesehen wird. Dann wird das Pflanzen und Ernten von anderen durchgeführt, während sich das jüdische Volk mit mehr spiritueller Arbeit befasst. Wenn das Volk sich allerdings nicht in diesem idealen spirituellen Zustand befindet, muss sich jeder selbst um seinen Broterwerb kümmern und dafür arbeiten, so dass nur eine begrenzte Zeit für das Toralernen zur Verfügung steht.
Der Ausdruck תֵּעָשֶׂה מְלָאכָה weist darauf hin, dass die Menschen nicht selbst auf dem Feld arbeiten, sondern die Arbeit für sie getan wird. Dann ist das jüdische Volk auf seinem höchsten Niveau und verbringt jeden Wochentag wie einen Schabbat, d.h. frei von den Arbeiten des Alltags und mit heiligen Werken beschäftigt. Wenn aber die ganze Woche Schabbat ist, wird der Schabbat-Tag selbst ein Tag von noch höherer Spiritualität. Dieses Niveau beschreibt die Tora mit den Worten שַׁבַּת שַׁבָּתוֹן, was die Bedeutung von „ein Schabbat der Schabbatot“ oder sozusagen ein „doppelter Schabbat“ hat. Wenn jedoch dieses Niveau nicht erreicht ist und jeder wochentags arbeiten muss, sagt die Tora שֵׁשֶׁת יָמִים תַּעֲבוֹד – sechs Tage sollst du arbeiten; der Schabbat ist dann nicht ein Tag von doppelter Heiligkeit und wird einfach „Schabbat“ genannt.
Eine weitere Einsicht kann aus dem passiven Ausdruckתֵּעָשֶׂה abgeleitet werden. Wenn jemand meint, dass die Früchte seiner Arbeit allein von seinen Anstrengungen herrühren, wird es ihm sehr schwerfallen, auf einen Arbeitstag in der Woche zu verzichten. Er fragt sich nämlich, wie er Gewinn erzielen kann, wenn er am Schabbat nicht arbeiten soll. Die Tora zeigt hier die Beziehung zwischen Arbeit und Einkommen auf. Der berufliche Erfolg eines Menschen wird von Haschem bestimmt; der Mensch muss sich bemühen und seinen Teil zum Erfolg beitragen und Haschem schickt ihm sein Auskommen. Der Mensch soll seine Arbeit ansehen, als würde sie von anderen getan und nicht von ihm selbst, was in den Wortenתֵּעָשֶׂה מְלָאכָה – Arbeit darf verrichtet werden – ausgedrückt wird.
Wenn ein Mensch seine Arbeit aus diesem Blickwinkel betrachtet, wird er gern den Rest des Verses erfüllen: am siebten Tag sei ein Tag von vollkommener Ruhe.

Frage der Woche: Diese Parascha stellt im Kapitel 23 den Schabbat und die Feiertage nebeneinander. Was können wir daraus lernen? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Wenn ein Mensch erkrankt ist, in Lebensgefahr schwebt und Fleisch essen muss, ist es besser, für ihn ein Tier am Schabbat zu schächten oder ihm Fleisch von einem Tier zu geben, das nicht koscher ist? Wenn er sofort Fleisch essen muss, darf man ihm nicht-koscheres Fleisch geben. Wenn er warten kann, soll man ein Tier für ihn schächten (Schulchan Aruch, Orach Chaim 328:14).
Biographie der Woche

Rabbi Meir
Baal Hanes

Jahrzeit 14. Ijar

Rabbi Meir war ein Tanna, der Ende des ersten und Anfang des zweiten Jahrhunderts lebte. Nach dem Sterben der 24 000 Schüler Rabbi Akivas war Rabbi Meir einer der fünf Rabbiner, mit denen Rabbi Akiva sein Lernen fortsetzte.
Zu Rabbi Meirs Lebzeiten herrschten die Römer mit eiserner Hand über Eretz Jisrael und er wurde Zeuge des qualvollen Todes unter Folter seines Lehrers Rabbi Akiva, der wie Rabbi Meirs Schwiegervater Rabbi Chanania ben Teradion zu den zehn Märtyrern gehört, die die Römer zu Tode gequält haben.
Im Talmud fällt sein Name oft und wenn die „Anderen“ Rabbiner zitiert werden, ist Rabbi Meir ebenfalls gemeint. Rabbi Meir war mit Bruria verheiratet, die eine der wenigen Frauen ist, die wegen ihrer Tora-Gelehrsamkeit im Talmud erwähnt wird.
Rabbi Meirs Grab in Tiberias wird besonders zu seiner Jahrzeit, aber auch das ganze Jahr über, von vielen Menschen aufgesucht.

Impressum: Herausgegeben von HMS © 2017