Mai ‍‍2016 - תשעו / תשעז

Daf Paraschat Emor 5776

Paraschat Emor

Daf Emor 5776

Wajikra 21:1 – 24:23
Haftara: Jecheskel 44:15 – 31

20./21. Mai 2016
13. Ijar 5776

Die Parascha in Kürze

• Beschränkungen für Kohanim und den Kohen Gadol bezüglich Heirat, Beerdigungen, Essen der Abgaben an die Kohanim und körperliche Makel
• Gesetze über akzeptable Opfertiere
• Gesetze über Feiertage
• Gesetze über das Zünden der Menora, die Schaubrote und die Strafe für G-tteslästerung

Konzept der Woche
אֱמֹר אֶל־הַכֹּהֲנִים בְּנֵי אַהֲרֹן וְאָמַרְתָּ אֲלֵהֶם לְנֶפֶשׁ לֹא־יִטַּמָּא בְּעַמָּיו. כִּי אִם־לִשְׁאֵרוֹ הַקָּרֹב אֵלָיו
„….sprich zu den Kohanim, den Söhnen Arons, und sage ihnen: er soll sich nicht an einer Leiche unter seinem Volke verunreinigen, außer seinem Verwandten, der ihm am nächsten steht, …(21:1-2)“

Rabbiner Samson Raphael Hirsch (1808-1888) übersetzt das Wort שְׁאֵר mit „Rest, Nahrung, Blutsverwandtschaft, Ehefrau.“ Raschi erklärt, dass mit dem Wort שְׁאֵרוֹ – sein Verwandter – in diesem Vers seine Ehefrau gemeint ist. Der Vers lehrt also, dass die Ehefrau des Kohen eine der Verwandten ist, für die sich der Kohen verunreinigen darf und soll. Das Wort שְׁאֵרוֹ kann alle Verwandten meinen und wird tatsächlich an vielen anderen Stellen in der Tora bezüglich anderer Verwandter verwendet. Bei der Aufzählung der sieben Menschen, die dem Kohen am nächsten stehen, fehlt nur seine Frau und damit ist es offensichtlich, dass sie mit diesem Wort gemeint ist.
Nun stellt sich die naheliegende Frage, warum die Tora nicht einfach von אִֹשְתּוֹ – seiner Frau – spricht, sondern sich dermaßen ausdrückt.
Kli Yakar (Rabbiner Schlomo Ephraim Luntschitz, 1550-1619) beantwortet diese Frage, indem er eine Gemara aus Yevamot 63a zitiert. Dort werden Einblicke gewährt, warum sich jemand durch seine Frau verunreinigen sollte, obwohl sie keine Blutsverwandte ist. Rav Yose fragt Elijahu HaNavi in der Gemara, warum die Tora Haschems Entschluss, für Adam eine Frau zu schaffen, folgendermaßen beschreibt: אֶעֱשֶׂה־לּוֹ עֵזֶר – Ich will ihm eine Gehilfin machen (Bereschit 2:18). Auf welche Weise ist denn eine Frau eine Hilfe für ihren Mann? Elijahu HaNavi antwortet: wenn der Mann Weizen vom Feld nach Hause bringt, kaut er dann den Weizen oder wird er zuerst zu Mehl gemahlen und zu Brot gebacken? Wenn er Flachs nach Hause bringt, kann er sich sogleich damit bekleiden oder muss es erst zu Leinen verarbeitet und Kleidung daraus gefertigt werden? Wer übernimmt all diese Aufgaben? Seine Frau! Sie ist also diejenige, die seine Augen erstrahlen lässt und ihn auf seine Füße stellt.
Kli Yakar erklärt, dass Adam und Chava einzigartig waren, weil sie aus demselben Körper geschaffen wurden, aber alle nachfolgenden Ehen auch eins werden – אִֹשְתּוֹ כְּגוּפוֹ, jemandes Frau ist wie er selbst – durch die Tatsache, dass die Frau sich um die Bedürfnisse ihres Mannes kümmert, ihm zu essen gibt und ihn aufrechterhält. Daher ist ihre Beziehung so stark und sie wird mit dem Wort שְׁאֵרוֹ bezeichnet, was andernorts in der Tora auch im Sinne von Unterhalt verwendet wird. Die Tora sagt uns also hier, dass die enge Beziehung zwischen Mann und Frau sogar Vorrang über Blutsverwandte hat.
Kli Yakar sieht auch einen Hinweis in diesem Vers auf die Lehre unserer Weisen, dass jeder sich beim Tod eines Talmid Chacham als dessen Angehöriger betrachten soll, an seinem Begräbnis teilnehmen soll und sich verunreinigen darf. Auch ein Toragelehrter bringt שְׁאֵר in die Welt und das Verdienst, das er sich durch Tora erwirbt, verhilft den Menschen zu Nahrung. Er hat also eine ähnliche Rolle wie die Ehefrau und die Aufforderung, sich zu verunreinigen gilt für beide gleichermaßen.

Frage der Woche: Welche Halacha lernen wir aus der Tatsache, dass die Feiertage מִקְרָאֵי קֹדֶשׁ genannt werden (23:2)? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Welche Halacha lernen wir aus den Worten וָחַי בָּהֶם – und er soll leben (18:5)? Wir lernen daraus, dass man bei Lebensgefahr jedes Schabbatgesetz brechen darf, denn man soll wegen einer Mitzwa nicht sterben (mit Ausnahme der drei Kardinalsünden).
Biographie der Woche

Rebbe Menachem Mendel
von Rimanov

Jahrzeit 19. Ijar

Rabbiner Menachem Mendel wurde 1755 in einem Dorf nahe Nowe Miasto in Polen geboren. Es heißt, dass seine Eltern sich mit einer außerordentlichen Mitzwa das besondere Verdienst erworben hatten, nach langer Kinderlosigkeit diesen Sohn zu bekommen. Sehr früh wurde er zum Waisenkind und wanderte in jungen Jahren von einem Ort der Toragelehrsamkeit zum anderen, bis er schließlich zu Reb Schmelke (Rav Schmuel HaLevi Horowitz, 1726-1778) nach Nikolsburg kam. Dort lernte er nicht nur auf hohem Niveau Tora, sondern er wurde sehr vertraut mit dem chassidischen Gedankengut und schloss sich bald Rebbe Elimelech von Lezhensk (1717-1787) an. Nach dessen Tod wurde Reb Menachem Mendel zu einem der „Väter des polnischen Chassidismus“ und war entscheidend an der Verbreitung der chassidischen Idee beteiligt. Er wurde zuerst Rebbe in Fristik und später in Rimanov. Er selbst setzte sich oft einer sehr asketischen Lebensweise aus, aber verlangte nicht von seinen Schülern, dies nachzuahmen. Er begegnete allen Menschen mit außerordentlicher Güte und war zeitlebens bemüht, immer höhere spirituelle Stufen zu erklimmen.
Als Napoleon nach vielen siegreichen Kriegen mit seinen Truppen gegen Russland marschierte, sah Rebbe Menachem Mendel den damit verbundenen Wirren hoffnungsvoll entgegen und betrachtete sie als Einleitung in das messianische Zeitalter. Er sollte allerdings mit seiner positiven Einschätzung unrecht haben, denn die napoleonischen Kriege brachten nicht nur viel Unheil, sondern es kam damit auch die Zerstörung des traditionellen jüdischen Wertesystems in Osteuropa einher.
Rebbe Menachem Mendel starb 1815 in Rimanov.
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