Aug ‍‍2017 - תשעז / תשעח

Daf Paraschat Ekew 5777

Daf Paraschat HaSchawua בס“ד
Paraschat Ekew
11./12. August 2017
20. Aw 5777

Daf Ekev 5777

Dewarim 7:12 – 11:25
Haftara: Jeschaja 49:14 – 51:3

Die Parascha in Kürze

• Mosche stellt die Belohnung für die Ausführung der Mitzwot in Aussicht
• Mosche rekapituliert die Ereignisse der vierzigjährigen Wüstenwanderung
• Der zweite Abschnitt des Schma Jisrael

Konzept der Woche
וְהָיָה אִם־שָׁמֹעַ תִּשְׁמְעוּ אֶל־מִצְוֹתַי אֲשֶׁר אָנֹכִי מְצַוֶּה אֶתְכֶם הַיּוֹם לְאַהֲבָה אֶת־ה‘ אֱלֹקֵיכֶם וּלְעָבְדוֹ בְּכָל־לְבַבְכֶם וּבְכָל־נַפְשְׁכֶם:
„Und so wird es denn sein, wenn ihr hören, immer ernster hören werdet auf meine Gebote, die Ich euch heute gebiete, so dass ihr Haschem, euren G-tt, liebet und Ihm dienet mit eurem ganzen Herzen und mit eurer ganzen Seele.“ (11:13)
Mit diesem Vers beginnt der zweite Abschnitt des Schma Jisrael. In der vorigen Parascha haben wir den ersten Abschnitt gelesen und stellen fest, dass die Worte בְּכָל־לְבַבְכֶם וּבְכָל־נַפְשְׁכֶם – mit eurem ganzen Herzen und eurer ganzen Seele – sich in den Worten בְּכָל־לְבָבְךָ וּבְכָל־נַפְשְׁךָ וּבְכָל־מְאֹדֶךָ – mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Vermögen – widerspiegeln. Raschi erklärt, dass der erste Vers (6:5), der im Singular geschrieben ist, den Einzelnen anspricht, während unser Vers, der die Possessivpronomina im Plural aufweist, sich an die gesamte Nation wendet.
Allerdings wiederholt unser Vers nicht die Worte: וּבְכָל־מְאֹדֶךָ – und mit deinem ganzen Vermögen. Die Gemara stellt im Traktat Berachot 61b die Notwendigkeit dieses Ausdrucks in Frage: wenn man Haschem mit seiner ganzen Seele lieben soll, wie soll man Ihn dann noch mehr lieben? Was ist in jemandes Vermögen eingeschlossen, das nicht schon in seiner Seele enthalten ist? Die Antwort der Gemara ist, dass der Vers sich mit jemandem beschäftigt, der seinen Besitz seinem Leben vorzieht. Rav Jehuda Aszod (1794-1866) führt aus, dass unser Vers nicht diesen Ausdruck wiederholen muss, weil er sich an die Nation wendet und es höchst unwahrscheinlich ist, dass die Mehrheit des Volkes Geld dem Leben voranstellt.
Ramban (Rav Mosche ben Nachman, 1194-1270) bohrt noch tiefer in Raschis Erklärung und fragt, warum im zweiten Abschnitt des Schma speziell auf die Belohnung und Bestrafung der ganzen Nation eingegangen wird. Er erklärt, dass die Tora mit den Worten וְנָתַתִּי מְטַר־אַרְצְכֶם בְּעִתּוֹ – so werde ich den Regen eures Landes in seiner Zeit geben – eine Belohnung für die Gerechten und mit den Worten וְעָצַר אֶת־הַשָּׁמַיִם וְלֹא־יִהְיֶה מָטָר – Er wird den Himmel zurückhalten und es wird kein Regen kommen – eine Bestrafung für die Sünder nennt, die aber nur im Rahmen der ganzen Nation Sinn machen. Haschem wirkt Wunder dieser Art, wenn Taten der Mehrheit der Bevölkerung, ob gut oder schlecht, solche Aktionen hervorrufen. Einer Einzelperson wird normalerweise kein Wunder gewährt und daher wird ihm nur ein in diesen Versen verheißenes Wunder zuteil, wenn er ein Repräsentant des ganzen Volkes ist.
Ramban bemerkt weiter, dass sich die Verse mit den beiden extremen Persönlichkeiten beschäftigen: mit den Menschen, die Haschem mit ihrem ganzen Herzen lieben, und mit Götzendienern. Er erklärt, dass G-tt nur Wunder für diese beiden Extrema wirkt, die absolut Gerechten und die absoluten Frevler, und ihnen demgemäß Belohnung oder Bestrafung in Form eines Wunders gibt. Normale Menschen werden auch normal belohnt oder bestraft, ohne dass Wunder zum Zuge kommen.
Rav Juda Löw (1512-1609) betrachtet Raschi und erläutert, dass es Mitzwot für Einzelpersonen gibt, wie das Tragen von Tzitzit und Tefillin, und Mitzwot, die sich an das Volk richten, wie Richter zu ernennen und den Bet Hamikdasch zu erbauen. Unser obiger Vers handelt von Mitzwot der Gemeinschaft, während Vers 6:5 die individuellen Mitzwot meint. Beide Arten von Mitzwot müssen getan werden, ob als Einzelner oder als Teil des ganzen Volkes. Ein Mensch könnte meinen, dass er die gemeinschaftlichen Mitzwot nicht ausführen muss, weil er sich ja darauf verlassen kann, dass andere Menschen diese Mitzwot tun. Ebenso wenig müsste er die individuellen Mitzwot tun, weil ja schon so viele Menschen diese Mitzwot tun. Die Tora sagt uns also ganz deutlich, dass man jede Mitzwa sehr sorgfältig ausführen muss, unabhängig davon, ob sie sich an den Einzelnen oder an die ganze Gemeinschaft richtet.

Frage der Woche: Warum benutzt obiger Vers ein verdoppeltes Verb in שָׁמֹעַ תִּשְׁמְעוּ ? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Welchen weiteren Grund gab es, die drei Zufluchtsstädte abzuscheiden, bevor sie in Funktion treten konnten? Rav Jitzchak Abarbanel (1437-1508) erklärt, dass dies als Versprechen für das jüdische Volk galt, bald Eretz Jisrael einzunehmen.
Biographie der Woche

Rabbi Samson Wertheimer

Jahrzeit 17. Aw

Rav Samson Wertheimer wurde 1658 in Worms geboren. Er lernte in den Jeschiwot von Worms und Frankfurt und heiratete 1684 eine Tochter des Rabbiners von Mannheim. Durch deren Verwandten Samuel Oppenheimer (1630-1703), des einflussreichsten Hofjuden am Wiener Hof, kam Rav Wertheimer nach Wien, das nach der Vertreibung der Juden aus Wien im Jahr 1670 nur Juden das Wohnrecht gestattete, an denen der Staat großes Interesse hatte. Er wurde bei Hof als Mitarbeiter Oppenheimers eingeführt und führte in dessen Abwesenheit die Geschäfte als Finanzier und finanzieller Berater des Kaisers Leopold I. Der Kaiser hielt so große Stücke auf Rav Wertheimer, dass sie eine enge Beziehung entwickelten, von der beide immens profitierten. Rav Wertheimer war von 1694-1709 der de facto Finanzminister der Kaiser Leopold I, Joseph I und Karl VI und wurde von Leopold I auch auf diplomatische Missionen entsandt. Er unterstützte die österreich-ungarischen Habsburger im Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714).
Sein Organisations- und Verwaltungs-talent erweiterten u.a. den Salzhandel für den Kaiser und Rav Wertheimer wurde zu einem der reichsten Juden seiner Zeit. 1712-1722 finanzierte er den Druck des Talmuds in Frankfurt unter der Aufsicht seines Schwiegersohnes Moses Kann und nutzte seinen Einfluss, die Verbreitung des antisemitischen Werkes Johann Eisenmengers anfänglich zu unterdrücken.
Es wurde ihm trotz allem verwehrt, in Wien eine jüdische Gemeinde zu gründen und er wurde Rabbiner im 60 km entfernten Eisenstadt, wo sein Palais, in dem auch die Synagoge war, noch heute zu sehen ist. Er nahm den Titel „Landesrabbiner von Ungarn“ an, doch es wurden ihm viele andere rabbinische Ehren angeboten, die er ablehnte. Er hatte den Ruf eines Talmid Chacham (Toragelehrter), dem halachische Fragen angetragen wurden und dessen Schriften zu Tora, Midrasch und Kabbala als Handschriften erhalten sind.
Er starb 1724 in Wien.
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