Jul ‍‍2017 - תשעז / תשעח

Daf Paraschat Dewarim 5777

Paraschat Dewarim
Schabbat Chason

28./29. Juli 2017
6. Aw 5777

Daf Devorim 5777

Dewarim 1:1 – 3:22
Haftara: Jeschajahu 1:1 –27
Die Parascha in Kürze

• Mosche rekapituliert die Ereignisse des vierzigjährigen Aufenthalts in der Wüste inklusive des Desasters der Aussendung der Kundschafter
• Mosche erinnert an die siegreichen Kämpfe mit Sichon und Og und die Übergabe derer Gebiete an die Stämme Reuwen, Gad und den halben Stamm Menasche

Konzept der Woche
רְאֵה נָתַן ה‘ אֱלֹקֶיךָ לְפָנֶיךָ אֶת־הָאָרֶץ עֲלֵה רֵשׁ כַּאֲשֶׁר דִּבֶּר ה‘ אֱלֹקֵי אֲבֹתֶיךָ לָךְ אַל־תִּירָא וְאַל־תֵּחָת:

„Siehe, es hat Haschem, dein G-tt, das Land vor dich hingegeben, ziehe hinauf, nimm es in Besitz, wie Haschem, der G-tt deiner Väter, zu dir gesprochen, fürchte nicht und zage nicht!“

Wir beginnen mit dieser Parascha das Sefer Dewarim zu lesen, in dem Mosche das jüdische Volk kurz vor seinem Tod nach vierzigjähriger Wanderschaft in der Wüste auf den Einzug nach Eretz Jisrael vorbereitet. Er fasst die Ereignisse der vergangenen vierzig Jahre zusammen und wiederholt viele Mitzwot, die Haschem dem Volk am Berg Sinai gegeben hat, aber er nennt ihnen auch erstmals Mitzwot, die zwar auch bei der Toragebung inkludiert waren, aber nun eine neue Relevanz besitzen, weil sie mit der Besiedelung von Eretz Jisrael zu tun haben, wie uns Rabbiner Samson Raphael Hirsch (1808-1888) erklärt.
Betrachtet man die Ausdrucksweise, die die Tora im Zusammenhang mit Eretz Jisrael verwendet, so fällt auf, dass es oft wie im obigen Vers heißt: עֲלֵה רֵשׁ – ziehe hinauf und nimm es in Besitz. Auch heutzutage sagen wir, wenn ein Jude nach Israel einwandert: er macht Alija. Was wird mit dem Wort עֲלֵה ausgedrückt? Auf Anhieb scheint es zu meinen, dass Eretz Jisrael höher als andere Orte liegt, wie auch der Vers 1:25 sagt, der von der Rückkehr der Kundschafter zum Volk in der Wüste spricht: וַיִּקְחוּ בְיָדָם מִפְּרִי הָאָרֶץ וַיּוֹרִדוּ אֵלֵינוּ … – sie nahmen von der Frucht des Landes mit sich in Händen, trugen sie zu uns herab … Eine Reise nach Israel ist also ein Aufstieg und die Ausreise aus Israel ein Abstieg. Geographisch gesehen ist Israel kein sehr hoch gelegenes Gebiet, geschweige denn das höchstgelegene Land der Welt.
Maharal (Rav Juda Löw, 1512-1609) erklärt Raschis Kommentar, dass Eretz Jisrael höher als alle anderen Länder ist, indem er sagt, dass es in einem spirituellen Sinn zu verstehen ist. Spiritualität kann in Eretz Jisrael auf der höchsten Stufe erlebt werden. Dies drückt sich ebenfalls in der קְדוּשָׁה – Heiligkeit – des Landes aus. Selbst in Israel gibt es mehrere Stufen von Keduscha: die Heiligkeit Jerusalems ist größer als im übrigen Land und die größte Keduscha ist am Har HaBajit zu finden, wo einst der Bet Hamikdasch (Tempel) stand. Jeder, der einmal an der Kotel (Westmauer) gebetet hat, wird in sich dieses Gefühl gespürt haben, an einem ganz besonderen und spirituellen Ort zu stehen, der seinesgleichen auf der Welt sucht.
Wir müssen uns allerdings Mühe geben und an uns arbeiten, um weiter aufzusteigen. Es genügt nicht, nur unseren Körper nach Israel zu verfrachten, sondern wir sollen immer und überall an uns arbeiten, auch innerlich zu steigen. Die Mitzwot der Tora helfen uns dabei und sind ein Geschenk von Haschem an uns, um dieses Ziel besser zu erreichen. Rav Mosche Chaim Luzzatto (1707-1746) erklärt in seinem Werk Messilat Jescharim, dass der Alltag und unsere körperlichen Bedürfnisse dafür verantwortlich sind, uns zurückzuhalten weiter aufzusteigen. So wie auf jegliche Materie die Schwerkraft wirkt und ein Apfel immer auf die Erde fällt, so werden auch wir von körperlichen Bedürfnissen und Versuchungen hinabgezogen. Wenn es einem gelingt, die materiellen Dinge mehr und mehr zur Seite zu drängen, wird man aufsteigen. Es geht nicht darum, ein Asket zu werden, sondern mit allem, was G-tt geschaffen hat, verantwortlich umzugehen. Die Tora weist uns den Weg und wir haben in jedem Detail des Alltags die Möglichkeit, Haschems Präsenz zu spüren und anzuerkennen.
Ganz besonders gut können wir die Gebote der Tora in Eretz Jisrael erfüllen. Es gibt Mitzwot, die damals wie heute nur dort getan werden können, aber auch alle anderen Mitzwot haben eine höhere Qualität, wenn sie in Israel ausgeführt werden. Damit sind wir dann auf dem Weg der Alija – des Aufstiegs.

Frage der Woche: Warum musste Am Jisrael bis zu dem Zeitpunkt in Vers 2:3 warten, um nach Norden zu ziehen? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Was können wir daraus lernen, dass die Tora den Menschenאִישׁ nennt, der ein Gelübde abgibt? Kli Jakar (Rav Ephraim Luntschitz, 1550-1619) erklärt, dass es denjenigen ausschließt, der aus Wut ein Gelübde ablegt, denn wenn jemand die Kontrolle über sich verliert, ist er nicht mehr als ein Tier.
Biographie der Woche

Rabbi Menachem Asaria
di Fano

Rema miFano

Jahrzeit 4. Aw

Rav Menachem Asaria wurde als Sohn einer der reichsten jüdischen Familien Italiens 1548 in Fano, einer Küstenstadt an der Adria, geboren. Er hatte hervorragende Toragelehrte als Lehrer und korrespondierte mit Ramak (Rav Mosche Cordovero, 1522-1570), dessen kabbalistischer Schule er anhing. Sein Reichtum erlaubte es ihm, den Kommentar zur Mischna Tora des Rambam: Kesef Mischna von Rav Joseph Karo (1488-1575) kurz vor dessen Tod in Italien zu publizieren.
Rav Menachem Asaria erlangte bald selbst Berühmtheit als großer Toragelehrter, der nicht nur in die Tiefen des Talmuds vordrang, sondern auch in die Kabbala. Die Lehren des Arisal (Rav Jitzchak Luria, 1534-1572) studierte er intensiv und schrieb zwei Dutzend kabbalistische Abhandlungen.
Des Weiteren machte er sich einen Namen als halachischer Dezisor, dem man von weit her Fragen antrug. Eine Sammlung von 130 seiner Responsen wurden schon 1600 in Venedig gedruckt.
Rav Menachem Asaria lebte in Ferrara, Venedig, Reggio und Mantua. In Reggio stand er einer Jeschiwa vor, die viele junge begabte Männer, aus Italien und selbst aus Deutschland, anzog, da er große Beliebtheit als herausragender Lehrer genoss. Außerdem zeichnete er sich durch große Bescheidenheit, Sanftmut und Mildtätigkeit aus.
Schließlich wurde er zum Rabbiner von Mantua berufen, wo er 1620 starb.

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