Jul ‍‍2019 - תשעט / תשף

Daf Paraschat Chukkat 5779

Paraschat Chukat
12./13. Juni 2019
10. Tammus 5779

Bamidbar 19:1 – 22:1
Haftara: Schoftim 11:1 – 33

Hier können Sie sich das Daf als pdf herunterladen: Daf Chukas 5779

Die Parascha in Kürze
• Gesetze der roten Kuh
• Miriams Tod, das Murren des Volkes beim Wassermangel und Schlagen des Felses
• Aron stirbt, sein Sohn Elasar wird Kohen Gadol
• Kampf gegen Sichon und Og, Einnahme des Landes östlich des Jordans

Konzept der Woche
זֹאת חֻקַּת הַתּוֹרָה אֲשֶׁר־צִוָּה ה‘ לֵאמֹר דַּבֵּר אֶל־בְּנֵי יִשְׂרָאֵל וְיִקְחוּ אֵלֶיךָ פָרָה אֲדֻמָּה תְּמִימָה אֲשֶׁר אֵין־בָּהּ מוּם אֲשֶׁר לֹא־עָלָה עָלֶיהָ עֹל:

„Dies ist die Gesetzesvorschrift, die Haschem befohlen hat: Sprich zu den Kindern Jisraels, sie sollen dir eine vollkommen rote Kuh nehmen, an der kein Fehler ist, auf die kein Joch gekommen (19:2).“

Die Gesetze über die פָּרָה אֲדֻמָּה – die rote Kuh – werden immer als das Paradebeispiel eines חֹק – eines Gesetzes, das unserem rationalen Verständnis entgeht – angeführt. Die Chukim stehen im Gegensatz zu den מִֹשְפַּטִים – den Gesetzen, die jedem vernünftigen und ethisch denkenden Menschen auf Anhieb einleuchten. Wir müssen jedoch alle 613 Mitzwot erfüllen – unabhängig davon, ob wir sie verstehen oder nicht. Als das jüdische Volk am Har Sinai die Tora erhielt, sagte es נַעֲשֶׂה וְנִשְׁמָע – wir werden tun und hören (lernen). Es kommt im Judentum in erster Linie darauf an, das Gesetz zu erfüllen und es ist „nur“ ein weiterer Bonus, wenn wir durch das Toralernen in die Tiefen des Gesetzes eindringen und es damit besser verstehen können. Die Kommentatoren sind unterschiedlicher Meinung, wie weit wir mit unserem Wissensdurst nach Begründungen der Gesetze gehen sollen. Rambam (Rav Mosche ben Maimon, 1135-1204) ist der Ansicht, dass wir die Hintergründe suchen und beleuchten dürfen, aber gleichzeitig uns auch im Klaren sein müssen, dass wir vielleicht dadurch glauben, ein Gesetz gut zu verstehen, aber die letztlichen Beweggründe Haschems für uns unergründlich und mit unserem menschlichen Verstand nicht begreifbar sind. Selbst Schlomo HaMelech, der weiseste Mensch, der je gelebt hat, musste im Zusammenhang mit der Para Aduma seine intellektuelle Begrenztheit erkennen. Beis HaLevi (Rav Joseph Dov Soloveitchik, 1820-1892) kommentiert, dass Schlomo HaMelech durch die Mitzwa der Para Aduma feststellte, dass er auch die übrigen Mitzwot nicht völlig verstand. Der Beis HaLevi sagt, dass uns der widersprüchliche Charakter des Rituals der Para Aduma zeigt, dass die ganze Tora ein Chok ist. Alle Mitzwot der Tora sind miteinander verbunden und letztlich für uns nicht wirklich verständlich.
Das jüdische Volk hat von jeher die ganze Tora in Liebe zu und Ehrfurcht vor Haschem angenommen, weil es wusste und fühlte, dass Haschem für uns nur Gutes will. Es ist leichter, Dinge zu tun, die offensichtlich richtig und ethisch sind, aber es ist viel schwerer, G-ttvertrauen zu zeigen und in dieser Gewissheit alle Mitzwot der Tora so gut wie möglich zu erfüllen. Der יֵצֶר הָרָע – böse Trieb – versucht immer, einen Juden von der Ausführung einer Mitzwa abzuhalten und wir erringen immer einen Sieg über diesen Teil unseres Selbst, wenn wir Mitzwot tun, obwohl wir vielleicht gerade keine Lust dazu haben. Das lässt uns als Menschen wachsen und uns spirituell immer höhere Stufen erklimmen, weil wir über uns selbst hinauswachsen.
Die Werte und Ethik einer säkularen Gesellschaft sind im Gegensatz zu Torawerten von Menschen definiert und werden auch von Menschen verändert. Wir haben Auswüchse geänderter „Werte“ und neue Definitionen von „Ethik“ in der ganzen Welt über Jahrhunderte hinweg kennengelernt. Für uns Juden gilt aber nur eine Grundlage menschlichen Lebens – die Tora, die ewig und unabänderlich ist. Es ist unsere Aufgabe im Leben, die Mitzwot zu erfüllen und so unser maximales Potential zu erreichen, während wir G-tt mit Freude dienen: עִבְדוּ אֶת־ה‘ בְּשִׂמְחָה בֹּאוּ לְפָנָיו בִּרְנָנָה – dienet Haschem mit Freude, kommet vor Ihn mit lauter Heiterkeit (Tehillim 100:2)

Frage der Woche: Wann wurde das Ritual der roten Kuh zum ersten Mal durchgeführt? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Zuletzt gestellte Frage und Antwort: Warum werden Datan und Awiram mit Namen erwähnt, aber die 250 anderen Männer nicht? Sfas Emes (Rav Yehuda Aryeh Leib Alter, zweiter Gerrer Rebbe, 1847-1905) meint, dass Datan und Awiram ausdrücklich erwähnt werden, weil sie sich der Rebellion nur aus dem Grund angeschlossen haben, weil sie die Auseinandersetzung mit Mosche suchten.
Biographie der Woche

Rabbi Jakow ben Meir

Rabbenu Tam

Jahrzeit 25. Siwan

Rabbiner Jakow ben Meir wurde 1100 in Ramerupt in Frankreich geboren und war ein Enkel Raschis (1040-1105). Seine Mutter war Raschis Tochter Jochewed und seine älteren Brüder waren die Tosafisten Raschbam (ca. 1085-1158) und Rivam (ca. 1090-1130). Sein Vater Rav Meir ben Schmuel (ca. 1060-1135) und sein Bruder Raschbam waren seine ersten Lehrer.
Schon früh erwarb sich Rabbenu Tam den Ruf eines hervorragenden Toragelehrten und Talmudisten. Er stand der Jeschiwa von Ramerupt in Nachfolge seines Vaters vor, in der die besten Gelehrten Frankreichs lernten und viele der Ba’ale Tosafos zu finden waren. Geschäftlich war er mit Geldverleih und Weinhandel so erfolgreich, dass er die Jeschiwa finanzieren konnte.
Berühmt sind seine von seinem Großvater abweichenden Meinungen zu Tefillin und Mesusa, die bis heute von Bedeutung sind. Zu seiner Zeit machte er sich auch einen Namen im Feld der hebräischen Poesie. Seine Werke wurden vor allem von Rabbiner Awraham Ibn Esra (1089-1164) sehr bewundert. Sein berühmtestes Werk ist das Sefer HaJaschar, das u.a. Responsen enthält und das er 1149 abschloss.
Rabbeinu Tam starb 1171 in Troyes.
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