Nov ‍‍2018 - תשעח / תשעט

Daf Paraschat Chaje Sarah 5779

Paraschat Chaje Sara
Schabbat Mewarchim
2./3. November 2018
25. Cheschwan 5779

Bereschit 23:1 – 25:18
Haftara: Melachim I 1:1 – 31

Hier können Sie sich das Daf als pfd Herunterladen: Daf Chayei Sarah 5779

Die Parascha in Kürze

• Sara stirbt im Alter von 127 Jahren und Awraham kauft die Me’arat Hamachpela als Begräbnisstätte für sie
• Awraham sendet seinen Knecht Elieser nach Charan, um eine Frau für Jitzchak zu finden
• Riwka erfüllt alle Anforderungen und zieht mit Elieser nach Eretz Jisrael
• Jitzchak heiratet Riwka

Konzept der Woche
וַתָּמָת שָׂרָה בְּקִרְיַת אַרְבַּע הִוא חֶבְרוֹן בְּאֶרֶץ כְּנָעַן וַיָּבֹא אַבְרָהָם לִסְפֹּד לְשָׂרָה וְלִבְכֹּתָהּ:

„Da starb Sara in Kirjat Arba, das ist Chewron im Lande Kenaan, und Awraham zog sich zurück, um um Sara zu klagen und sie zu beweinen.“ (23:2)

In dieser Parascha geht eine Ära zu Ende und eine neue Ära beginnt. Mit dem Tod von Sara wird Awraham bewusst, dass er nun für den Fortbestand seiner Familie sorgen muss und sendet seinen treuen Knecht Elieser nach Charan, um dort eine Frau für seinen Sohn Jitzchak zu finden. Zuerst aber muss er eine Begräbnisstelle für seine Frau Sara erwerben, die Me’arat Hamachpela in Chewron, wo letztlich alle Stammväter und Stammmütter, außer Rachel, begraben werden.
Paraschat Chaje Sara wird auch oft die Schidduch-Parascha genannt, aber wir erfahren nicht nur, welche Eigenschaften und Persönlichkeit in einer jüdischen Frau besonders geschätzt werden, sondern wir lernen auch, wie unterschiedlich eine „ideale“ jüdische Ehefrau sein kann, da sich die Persönlichkeiten Saras und Riwkas sehr voneinander unterscheiden.
Rav Joseph Ber Soloveitchik (1903-1993) erklärt, was der Unterschied zwischen לִסְפֹּד und לִבְכֹּת in diesem Vers ist. Er schreibt, dass mit לִבְכֹּת – weinen – die spontane, unkontrollierbare Trauer zum Ausbruch kommt, die den ganzen Schmerz über den unermesslichen Verlust zum Ausdruck bringt. לִסְפֹּד – klagen – hingegen bezieht sich auf die Eloge, die Awraham über seine geliebte Frau gesprochen hat. In diesem mehr rational ausgerichteten Trauern beginnt der Trauernde zu erkennen, was der Verlust des ihm so nahestehenden Verstorbenen im Leben der Hinterbliebenen bedeutet. Rav Soloveitchik sagt, dass die natürliche Reihenfolge bei einem Todesfall das Weinen vor die rationale Verarbeitung stellt. Warum steht es aber in unserem Vers umgekehrt? Er erklärt, dass Saras Tod einen doppelten Verlust für Awraham bedeutete. Erstens hatte er seine geliebte Ehefrau verloren, mit der er sein ganzes Leben geteilt hatte. Sie hatten zusammen gelitten, zusammen gebetet und zusammen auf die Erfüllung der Versprechen Haschems gewartet. Sara hatte alle Krisen gemeinsam mit Awraham gemeistert und ihm zur Seite gestanden. Beider Leben waren angefüllt mit gemeinsamen Erfahrungen und aus zwei war eins geworden. Sara war aber noch mehr als Awrahams Ehefrau: sie war auch seine Kameradin. Sie arbeitete mit ihm zusammen und war an den großen Plänen, Hoffnungen und Visionen beteiligt. Kurz gesagt: Sara und Awraham begannen die מָסוֹרָה – Tradition. Der Midrasch sagt, dass Awraham die Männer konvertierte und Sara die Frauen.
Jetzt ist die Mutter tot und die Mesora hat einen Vater, aber keine Mutter mehr. Awraham betrauert Sara in dieser Beziehung als Kollegin, Lehrerin und Mitbegründerin der Mesora, sagt Rav Soloveitchik. Diese Trauer wird durch לִסְפֹּד ausgedrückt. Die Tora will uns also sagen, dass Awraham seine Frau zuerst als Mutter der Mesora betrauert hat und dann erst als die geliebte Frau, ohne die sein Leben einsam, grau und trüb ist. Awrahams historische Mission hätte ohne Sara nicht durchgeführt werden können. Mit Saras Tod hat Awraham auch seine Mission verloren. So wie Saras Zelt an Riwka weitergegeben wird, so wird das Haus von Awraham an Jitzchak übergeben. Sobald Awraham den Auftrag gegeben hat, seinem Sohn Jitzchak eine Frau zu finden, verlässt er die historische Arena. Seine Trauer bezieht sich auch darauf, dass es nicht mehr an ihm ist, seinen Teil zur Mesora beizutragen.
Sara war eine aktive, offene Gefährtin für ihren Mann, von der Haschem in Vers 21:12 gesagt hatte: „..alles, was dir Sara sagt, gehorche ihrer Stimme ..“ Dem Judentum wird oft vorgeworfen, dass es vom Patriarchat geprägt sei und Frauen kein Mitsprache- und Mitwirkungsrecht hätten. In Wirklichkeit gibt es im traditionellen Judentum eine Rollenverteilung und verschiedene Gruppen des jüdischen Volkes haben unterschiedliche Aufgaben, seien es Männer oder Frauen, Kohanim oder Jisraelim. Ganz deutlich sehen wir aber schon bei Awraham und Sara, dass Frauen als Partner angesehen werden und nur gemeinsam wichtige Aufgaben gemeistert werden können.

Frage der Woche: Warum wurde die Me’arat Hamachpela so genannt? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die Frage der vergangenen Woche: Inwiefern ähnelte Awraham David HaMelech? Der Midrasch antwortet: Beide tadelten nicht ihre Söhne: Awraham tadelte nicht Jischmael und David Hamelech tadelte nicht Awschalom.
Biographie der Woche

Rebbe Zwi Hirsch von Rimanov

Jahrzeit 30. Cheschwan

Rav Rebbe Zwi Hirsch HaKohen wurde 1778 in Dombrow geboren. Seine Eltern waren einfache Leute und starben, als der Junge zehn Jahre alt war. Ein Schneider nahm ihn zum Lehrling und der ernsthafte junge Mann sehnte sich danach, Tora lernen zu dürfen, aber seine finanzielle Situation ließ dies nicht zu.
Eines Tages – er hatte kaum mehr als seine Kleider am Leib – machte er sich dennoch auf nach Fristik, wo der Zaddik, Rebbe Menachem Mendel (1745-1815), lebte. Die Menschen dort hatten Mitleid mit dem Waisenjungen und gaben ihm kleine Aufgaben und einen Platz zum Schlafen. Er nutzte jede Gelegenheit, Tora zu lernen, stellte Fragen und machte langsam Fortschritte. Er versuchte, sich nützlich zu machen, um Zugang zu Rebbe Menachem Mendel zu erlangen, der sehr gebrechlich war und zurückgezogen lebte. Allmählich gelang es ihm, in die Sphären des Rebben vorzudringen, der spürte, dass dieser junge Mann eine besondere Seele besaß. Er wurde schließlich der persönliche Betreuer des Rebben und wurde daher „Hirsch Meschores“ genannt. Als Rebbe Menachem Mendel nach Rimanov umzog, zog Hirsch Meschores natürlich mit. Er ahmte seinen Rebben in allem nach und zog den Spott seiner Umgebung auf sich. Die Leute erregten sich über seine Anmaßung, aber insgeheim wurde aus dem ungebildeten Jungen ein Toragelehrter.
Als Rebbe Menachem Mendel von Rimanov im Jahr 1815 starb, zog Hirsch Meschores zum Hof des Rebben Naftoli von Ropschitz (1760-1827) und lebte dort zwölf Jahre lang als vermeintlich wenig gebildeter, einfacher Mann mit seiner Familie in Armut. 1827 zog er nach Rebbe Naftolis Tod zurück nach Rimanov, wo er allmählich als Toragelehrter und Wunderrabbi erkannt wurde und viele Menschen zu ihm strömten, um seinen Segen zu erhalten.
Er starb 1846 in Rimanov.
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