Nov ‍‍2016 - תשעו / תשעז

Daf Paraschat Chaje Sarah 5777

Paraschat Chaje Sara
Schabbat Mewarchim

daf-chaye-sarah-5777

25./26. November 2016
25. Cheschwan 5777

Bereschit 23:1 – 25:18
Haftara: Melachim I 1:1 – 31

Die Parascha in Kürze

• Sara stirbt im Alter von 127 Jahren und Awraham kauft die Me’arat Hamachpela als Begräbnisstätte für sie
• Awraham sendet seinen Knecht Elieser nach Charan, um eine Frau für Jitzchak zu finden
• Riwka erfüllt alle Anforderungen und zieht mit Elieser nach Eretz Jisrael
• Jitzchak heiratet Riwka

Konzept der Woche
וְאַחֲרֵי־כֵן קָבַר אַבְרָהָם אֶת־שָׂרָה אִשְׁתּוֹ אֶל־מְעָרַת שְׂדֵה הַמַּכְפֵּלָה עַל־פְּנֵי מַמְרֵא הִוא חֶבְרוֹן בְּאֶרֶץ כְּנָעַן: וַיָּקָם הַשָּׂדֶה וְהַמְּעָרָה אֲשֶׁר־בּוֹ לְאַבְרָהָם לַאֲחֻזַּת־קָבֶר מֵאֵת בְּנֵי־חֵת:
„Darauf erst begrub Awraham seine Frau Sara in die Höhle des Feldes der Machpela vor Mamre, das ist Chewron, im Land Kenaan. Also erstand das Feld und die Höhle darin Awraham zum Grabeigentum von den Söhnen Chets (23:19-20).“
Mit diesen Versen schließt die Tora die Geschichte über Awrahams Kauf der מְעָרַת הַמַּכְפֵּלָה – der Höhle Machpela – in Chewron. Zuvor haben wir schon das Hin und Her zwischen Awraham und den Bnej Chet in allen Details gehört und man fragt sich, warum die Tora hier diese Episode noch einmal so lang und breit wiederholt.
Ibn Esra (Rav Awraham Ibn Esra, 1089-1167) antwortet darauf, dass uns damit der hohe Stellenwert von Eretz Jisrael für Lebende und Tote klar dargestellt wird. Außerdem zeigt sich darin die Erfüllung des Versprechens, das Haschem Awraham gegeben hatte, dass Eretz Jisrael sein Erbe sein werde.
Ramban (Rav Mosche ben Nachman, 1194-1270) ist anderer Ansicht als Ibn Esra und sagt, dass Awraham ja in Eretz Jisrael gelebt hat und es damit auf der Hand liegt, dass er sie dort und nicht woanders begraben will. Auch den zweiten Grund Ibn Esras will Ramban nicht gelten lassen, da Haschem Awraham ja ganz Eretz Jisrael versprochen hat und nun lediglich eine Höhle mit dem zugehörigen Feld gekauft und in Besitz genommen wurde. Erst Awrahams Nachkommen würden das ganze Land in Besitz nehmen und damit Haschems Versprechen an Awraham erfüllt werden.
Drei andere Gründe führt der Ramban an: erstens zeigt uns die Tora, wie sehr Haschem חֶסֶד – Taten der Güte – für Awraham getan hat, denn er wird in seinem neuen Landאֲדֹנִי und נְשִׂיא אֱלֹקִים – mein Herr und von G-tt Geadelter – genannt, ohne sich um solche Titel bemüht zu haben. Haschem erfüllte hier schon seinen Segen aus Vers 12:2 וַאֲגַדְּלָה שְׁמֶךָ וֶהְיֵה בְּרָכָה – und Ich werde deinen Namen groß werden lassen; werde du ein Segen – zu Awrahams Lebzeiten, und Sara hatte das Verdienst, in Eretz Jisrael, Haschems Land, begraben zu werden.
Als zweiten Grund nennt Ramban die Bedeutung des Begräbnisplatzes unserer Vorväter, denn wir sind verpflichtet diesen Ort zu ehren. Auch Rav Samson Raphael Hirsch (1808-1888) erklärt, dass der Vers betont, wie Awraham seine Frau erst begräbt, nachdem der Ort mit der ganzen Umgebung zu seinem bleibenden Eigentum geworden war. Für uns Juden bleiben Begräbnisstätten für immer heilig und wir drücken unsere Ehrerbietung auch darin aus, dass wir sie nicht zu Schreinen machen, Kirchen darauf bauen oder sie zu Gärten umschmücken.
Basierend auf dem Talmud im Traktat Bava Basra 16b gehört schließlich für den Ramban die ganze Geschichte um den Kauf der מְעָרָה zu den Prüfungen, die Awraham durchmachen musste, denn er konnte nirgendwo eine Begräbnisstätte für Sara finden, bis er die מְעָרָה von Ephron gekauft hat. Dort steht, dass der Satan zu Haschem folgendes gesagt hat: „Ich habe die ganze Welt erkundet und niemanden gefunden, der Haschem gegenüber so loyal ist wie Awraham, dem in Vers 13:17 gesagt worden war: ‚קוּם הִתְהַלֵּךְ בָּאָרֶץ לְאָרְכָּהּ וּלְרָחְבָּהּ כִּי לְךָ אֶתְּנֶנָּה – stehe darum auf, gehe hinein in das Land, der Länge nach und der Breite, denn dir gebe Ich es‘. Als er jedoch keine Grabstätte für Sara finden konnte bis er die מְעָרָה für 400 Schekel gekauft hatte, hat er Haschems Wege nicht in Frage gestellt.“
Haschem hat dem jüdischen Volk das ganze Eretz Jisrael gegeben und am Schabbes Chaje Sara kommen sehr viele Juden heutzutage nach Chewron, um dort an einer unserer drei heiligsten Stätten zu beten. Seit 1967 haben wir wieder freien Zugang zur מְעָרָה, nachdem es Juden 700 Jahre lang, von den Kreuzfahrern bis zur britischen Mandatsregierung und den Jordaniern, nicht erlaubt war, die Gräber unserer Vorväter aufzusuchen.

Frage der Woche: Welche Worte aus dem Tenach sprach Awraham beim Begräbnis seiner Frau? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die Frage der vergangenen Woche: Welches Gebet wird mit den Worten angedeutet: אֶל־הַמָקוֹּם אֲשֶר־עָמַד שָם – nach dem Ort hin, wo er gestanden hat? Auf diesem Gebet basiert das Schacharit-Gebet.
Biographie der Woche

Rabbenu Jona Gerondi

Jahrzeit 28. Cheschwan

Rabbeinu Jona wurde um das Jahr 1200 im katalonischen Girona geboren. Sein Vater und die Mutter des Ramban (Rav Mosche ben Nachman, 1194-1270) waren Geschwister. Rabbeinu Jona war ein Schüler des Rabbiners Schlomo von Montpellier (1. Hälfte 13. Jhd.) in der Provence, der einer der bedeutendsten Gegner der eher philosophischen Werke des Rambam (Rav Mosche ben Maimon, 1135-1204) war. Zu diesen Werken gehörten Moreh Nevuchim – Führer der Unschlüssigen – und Sefer HaMadda. Zusammen mit Rabbiner Schlomo von Montpellier war Rabbenu Jona ab dem Jahr 1232 federführend in einer Kampagne gegen diese Bücher des Rambam, die deren Bann zur Folge hatte. Die interjüdischen Zwistigkeiten zogen die Aufmerksamkeit der christlichen Umgebung auf sich und endeten schließlich mit der Konfiszierung sämtlicher Talmudausgaben in Frankreich und der öffentlichen Verbrennung von 24 Wagenladungen mit Talmudbänden in Paris im Jahre 1242. Rabbenu Jona rüttelten diese Ereignisse zur Revision seiner Ansichten auf und er gelobte, sich am Grab des Rambam in Tiberias vor zehn Zeugen zu entschuldigen. Auf dem Weg nach Israel wurde er in Toledo/Spanien zur Unterbrechung seiner Reise überredet und um die Lehrtätigkeit an der dortigen Jeschiwa gebeten. Er sollte nie seinen Fuß auf den Boden Eretz Jisraels setzen und starb 1263 in Toledo.
Rabbenu Jona schrieb Kommentare zu einigen Traktaten des Talmuds, die allerdings nicht alle überliefert sind. Seine Mussar-Schriften (jüdische Ethik) sind sehr berühmt und werden auch heute noch studiert. Dazu gehört das Werk Scha’are Teschuwa. Einer seiner Schüler war der Raschba (Rav Schlomo ben Aderet, 1235-1310), der ein bedeutender spanischer Rabbiner im 13. Jahrhundert war.
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