Jan ‍‍2019 - תשעט / תשף

Daf PAraschat Bo 5779

Paraschat Bo

11./12. Januar 2019
6. Schwat 5779

Schmot 10:1 – 13:16
Haftara: Jirmijahu 46:13–28

Hier können Sie das Daf als PDF herunterladen: Daf Bo 5779

Die Parascha in Kürze
• G-tt breitet die letzten drei der zehn Plagen über Ägypten aus: Heuschreckenschwärme, Dunkelheit und Tod der Erstgeborenen
• Die erste Mitzwa an die Nation: Rosch Chodesch – die Grundlage des jüdischen Kalenders
• Die Mitzwa des Pessach-Opfers, das zusammen mit Matza und Maror in der Nacht des 15. Nissan gegessen wird
• In großer Hast wird das jüdische Volk von Pharao zum Aufbruch getrieben und es verlässt Ägypten mit allem Vieh und Hab und Gut
• Die Mitzwa von Tefillin wird gegeben und die Auslösung aller Erstgeborenen (Mensch und Vieh) beschrieben

Konzept der Woche
לֹא כֵן לְכוּ־נָא הַגְּבָרִים וְעִבְדוּ אֶת־ה‘ כִּי אֹתָהּ אַתֶּם מְבַקְשִׁים וַיְגָרֶשׁ אֹתָם מֵאֵת פְּנֵי פַרְעֹה:

„Nicht also; gehet doch ihr Männer und dienet Haschem, denn das wollt ihr ja! Er jagte sie aus Pharaos Angesicht fort (10:11).”

Nachdem Mosche und Aron die achte Plage (Heuschrecken) angekündigt hatten, ging Pharao widerwillig auf sie ein und fragte sie, wer denn mitgehen solle. Aber die Antwort, dass das ganze Volk G-tt dienen solle, wies Pharao weit von sich und wollte bestenfalls die Männer gehen lassen.
Die Tora erklärt allerdings in Vers 10:9, dass das gesamte Volk gehen soll, כִּי חַג־ה‘ לָנוּ – denn es ist Fest von Haschem für uns. Der jüdische Ansatz ist es, dass alle Juden gemeinsam die jüdischen Feiertage feiern, auch wenn jeder unterschiedliche Aufgaben dabei hat. So ist es im Alltag und so ist es am Feiertag: wir sind eine Einheit. Das war für Pharao und ist auch heutzutage für einige Menschen schwer verständlich.
Jedoch fragt auch die Gemara im Traktat Chagiga 3a, warum die Tora gebietet, dass der König am Sukkot nach einem Schmitta-Jahr (d.h. alle sieben Jahre) die Tora allen Männern, Frauen und Kindern vorlesen müsse (Dewarim 31:12). Die Gemara antwortet auf die Frage, warum auch Kinder darin eingeschlossen sind, dass diejenigen belohnt werden, die die Kinder mitbringen.
Wenn es allerdings einen Lohn dafür gibt, muss die Anwesenheit der Kinder ja bedeutsam sein: Ein Kind absorbiert seine Umgebung – im Guten und im Schlechten. Wir wollen unsere Kinder natürlich möglichst positiven Dingen aussetzen und selbst ein kleines Kind wird also die Heiligkeit der Worte der Tora spüren und sie werden es zum Guten beeinflussen.
Der Talmud Jeruschalmi berichtet im Traktat Yevamot 1:6, dass die Mutter von Rabbi Jehoschua ben Chanania während ihrer Schwangerschaft zahlreiche Tora-Gelehrte aufsuchte, um deren Gebet zu erbitten, dass ihr Sohn ein Tora-Gelehrter werden würde. Nach seiner Geburt brachte sie seine Wiege überallhin, wo man intensiv Tora lernte, so dass seine Ohren von Anbeginn mit Tora gefüllt wurden. Er wuchs tatsächlich zu einem großen Tora-Gelehrten heran, was Rabbi Jochanan ben Sakkai die Worte sagen ließ: אַשְׁרֵי יוֹלַדְתּוֹ – glücklich ist sie, die ihn geboren hat (Pirkej Awos 2:11).

Frage der Woche: Woher wissen wir, dass die dritte (Läuse), die sechste (Hautgeschwüre) und die neunte Plage (Finsternis) ohne Warnung kamen? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Wann verhärtete Haschem Pharaos Herz? Raschi sagt uns, dass sich Pharao nach jeder der ersten fünf Plagen sein Herz verhärtete; danach verhärtete ihm Haschem das Herz.
Biographie der Woche

Rabbi Mosche Schick

Maharam Schick

Jahrzeit 1. Schwat

Rav Mosche Schick wurde 1807 im ungarischen Birkenhain (heute: westliche Slowakei) geboren. Durch unermüdliches Lernen erreichte er ein so hohes Tora-Wissen, dass er mit 14 Jahren beim Eintritt in die berühmte Pressburger Jeschiwa den Chasam Sofer (Rav Mosche Schreiber, 1762-1839) mit einer Antwort sehr beeindruckte. Während seines sechsjährigen Studiums an der Jeschiwa verbrachte er seine Schabbat- und Jom Tov-Mahlzeiten stets an der Tafel des Chasam Sofer, der ihn seinen „Seforim-Schrank“ (Schrank heiliger Bücher) nannte.
Mit 20 Jahren heiratete er und übernahm unweit Pressburgs die Position des Rabbiners von St. Georgen. Dort wirkte er bis 1861 und gründete eine angesehene Jeschiwa. 1861 wurde er nach Chust in Ost-Ungarn als Rabbiner berufen und transferierte seine Jeschiwa dorthin, die mit 800 Schülern die damals größte Jeschiwa in Osteuropa war.
Der Maharam (Akronym aus „Morenu HaRav Mosche – unser Lehrer Rabbiner Mosche) Schick sprach sich Zeit seines Lebens gegen das Reformjudentum aus, das im 19. Jahrhundert immer mehr Anhänger gewann. Als im Königreich Ungarn als Teil der k.u.k. Monarchie 1867 die politische Gleichstellung der ungarischen Juden anstand, setzte sich Rav Schick vehement für die Abgrenzung des etablierten orthodoxen Judentums gegen die Reformbestrebungen der sogenannten Neologen ein. Diese beschritten einen speziell ungarischen Weg des reformierten Judentums und versuchten, viele nichtjüdische Politiker auf ihre Seite zu ziehen. Der Maharam Schick wurde zu einer führenden Persönlichkeit in dieser Auseinandersetzung und setzte durch, dass die orthodoxen Gemeinden eine eigenständige Organisation entwickeln konnten, die unabhängige Entscheidungen treffen konnte. Auch sein Familienname spiegelt seine Opposition gegen jüdische Assimilation wieder, denn er wählte bei der gesetzlichen Forderung nach Familiennamen für Juden den Namen Schick, der ein Akronym der Worte: Schem Jisrael Kadosch (der Name Israels ist heilig) ist.
Rav Schick war allseits als halachische Autorität anerkannt und veröffentlichte mehr als 1000 Responsen sowie Kommentare zu Tora und Talmud. Auch heute wird auf sein Werk verwiesen und zurückgegriffen.
Er starb 1879 in Chust.
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