Feb ‍‍2017 - תשעז / תשעח

Daf Paraschat Bo 5777

Paraschat Bo
3./4. Februar 2017
8. Schwat 5777

Daf Bo 5777

Schmot 10:1 – 13:16
Haftara: Jirmijahu 46:13–28

Die Parascha in Kürze
• G-tt breitet die letzten drei der zehn Plagen über Ägypten aus: Heuschreckenschwärme, Dunkelheit und Tod der Erstgeborenen
• Die erste Mitzwa an die Nation: Rosch Chodesch – die Grundlage des jüdischen Kalenders
• Die Mitzwa des Pessach-Opfers, das zusammen mit Matza und Maror in der Nacht des 15. Nissan gegessen wird
• In großer Hast wird das jüdische Volk von Pharao zum Aufbruch getrieben und es verlässt Ägypten mit allem Vieh und Hab und Gut
• Die Mitzwa von Tefillin wird gegeben und die Auslösung aller Erstgeborenen (Mensch und Vieh) beschrieben

Konzept der Woche
וְהִגַּדְתָּ לְבִנְךָ בַּיּוֹם הַהוּא לֵאמֹר בַּעֲבוּר זֶה עָשָׂה ה‘ לִי בְּצֵאתִי מִמִּצְרָיִם:
„Und du erzählest dann deinem Kinde an jenem Tag folgendermaßen: ‚Um dieses willen hat Haschem für mich gehandelt, als ich aus Ägypten zog.‘ (13:8)“

Raschi erklärt die Worteבַּעֲבוּר זֶה – um dieses willen: damit ich Seine Gebote erfülle, wie diese: Pessach, Matza und Maror (Bitterkraut). Diese Mitzwot sind nur Beispiele, denn natürlich soll ein Jude alle Mitzwot erfüllen. An Pessach aber hatte man zu Tempelzeiten diese drei Dinge vor sich liegen, die uns darauf hinweisen, dass wir unseren Kindern von Haschems Absicht erzählen, das jüdische Volk aus Ägypten zu führen, um es zu Seinen Dienern zu machen, die Seine Gebote halten.
In der Haggada wird uns gesagt, dass die Mitzwa am Sederabend erfüllt werden muss, vom Auszug aus Ägypten zu erzählen, wenn nämlich Matza und Maror vor uns liegen (heute können wir ja kein Pessachopfer mehr bringen, weil der Bet Hamikdasch zerstört ist). Man erzählt nicht zu Beginn des Monats Nissan davon oder an Erew Pessach (Tag vor Pessach), sondern genau in der Nacht des 15. Nissan. Viele Mefarschim (Tora-Kommentatoren) fragen, warum ein Vers benötigt wird, um uns dies zu erklären. Warum sollte man denn auf die Idee kommen, vor Pessach die Geschichte des Exodus zu erzählen, wenn die Mitzwa doch erst nach Einbruch der Nacht am ersten Tag von Pessach einsetzt? Außerdem wird noch die Frage aufgeworfen, warum der Vers mit וְהִגַּדְתָּ – und du sollst erzählen – beginnt und dann noch kurz darauf das Wort לֵאמֹר – folgendermaßen – erscheint, das eigentlich überflüssig zu sein scheint.
Der Schelah HaKadosch (Rav Jeschaja HaLevi Horowitz, 1555-1630) erklärt in seinem Kommentar zur Haggada, dass Erew Pessach zu Tempelzeiten ein äußerst hektischer und stressiger Tag war: das Pessachopfer musste am späten Nachmittag gebracht werden und alle Vorbereitungen mussten durchgeführt und beendet werden. Damit waren an diesem Tag Tausende von Juden beschäftigt und es war nur natürlich, dass ein Kind dann Fragen stellte, aber der Vater keine Zeit hatte, ausführlich darauf zu antworten. Der Schelah HaKadosch erläutert, dass die Tora mit den Worten וְהִגַּדְתָּ und לֵאמֹר zwei Antworten meint: der Vater soll sein Kind nicht abweisen, sondern es ermuntern zu fragen, aber gleichzeitig soll der Vater dem Kind mitteilen, dass erst wenn das Pessachopfer, Matza und Maror vor ihnen liegen, nämlich nach Einbruch der Dunkelheit, seine Fragen in aller Ausführlichkeit beantwortet werden. Außerdem wird damit erklärt, warum wir den Vers brauchen, um den Zeitpunkt der Beantwortung seiner Fragen genau auf Pessach zu datieren. Man hätte ja sonst meinen können, dass man dem Kind sofort auf seine Fragen antworten müsste.
Rav Jisroel Isser von Ponevezh, ein Schüler von Rav Chaim Volozhiner (1749-1821), schreibt, dass der Sederabend der passende Moment ist, um auf die Fragen des Kindes einzugehen. Wenn Matza und Maror vor einem liegen, bekommt man besondere Hilfe von Oben, um auf jedes Kind entsprechend zu reagieren und ihm die Lehren des Auszugs aus Ägypten optimal auseinanderzusetzen.

Frage der Woche: Wem wurde Rosch Chodesch als Feiertag gegeben und warum? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Warum machte sich Mosche Sorgen, dass die Juden nicht auf ihn hören würden? Er fürchtete, dass der langjährige Einfluss des Polytheismus dem Glauben des jüdischen Volkes an den Einen G-tt abträglich gewesen sein könnte (Menachem LeTzion).
Biographie der Woche

Rabbi Jehuda Arjeh Leib Alter

Sfas Emes

Jahrzeit 5. Schwat

Rav Jehuda Leib Alter wurde 1847 in Warschau geboren. Sein Vater Awraham Mordechai war ein Sohn des Chiduschej HaRim (Rav Jitzchak Meir Alter, 1799-1866) des Begründers der Chassidut Ger. Rav Jehuda Leib verlor sehr jung beide Eltern und wurde von seinem Großvater aufgezogen. Der Junge war sehr intelligent und fleißig und er wurde von seinem Großvater mit Privatlehrern nicht nur sehr gefördert, sondern auch sehr gefordert. Zwei Besuche mit dem Chiduschej HaRim beim Kotzker Rebben (Rav Menachem Mendel Morgenstern, 1787-1859), einem Schwager seines Großvaters, beeindruckten den Jungen ungemein.
Nach dem Tod seines Großvaters weigerte sich Rav Jehuda Leib, dessen Nachfolge anzutreten und wurde erst 1870, nach dem Interregnum von Rav Chanoch Henich HaKohen Levin (1798-1870), der nächste Gerrer Rebbe. Unter seiner Ägide wuchs die Chassidut Ger zu einer der bedeutendsten chassidischen Gruppen in Polen. Seine Chassidim wurden nach intensivem Torastudium dazu angehalten, einen Beruf auszuüben und Geld zu verdienen. Der chassidische Hof von Gur befand sich in Góra Kalwaria, einer Vorstadt von Warschau, und dort fanden sich am Schabbat und an Feiertagen Tausende von Chassidim ein, die ihrem Rebben nahe sein wollten.
Nach seiner Heirat im Jahr 1862 nahm er den zusätzlichen Vornamen Arjeh an. Rav Jehuda Arjeh Leib verfasste zahlreiche Kommentare zu Tora und Talmud, die unter dem Namen Sfas Emes posthum veröffentlicht wurden. Auch heute werden sie intensiv studiert.
Rav Jehuda Arjeh Leib starb 1905 nach kurzer Krankheit in Góra Kalwaria.
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