Jan ‍‍2016 - תשעו / תשעז

Daf Paraschat Beschallach 5776

Paraschat Beschalach
Schabbat Schira

Daf Beshalach 5776

22./23. Februar 2016
13. Schwat 5776

Schmot 13:17 – 17:16
Haftara: Richter 4:4 – 5:31
Die Parascha in Kürze

• Am Jisrael hat Ägypten verlassen und kommt zum Schilfmeer
• Pharao hat seine Armee mobilisiert und verfolgt das jüdische Volk, so dass es vor sich das Meer, hinter sich die Ägypter sieht und sich verloren meint
• G-tt verursacht die Teilung des Meeres und das Volk zieht trockenen Fußes auf die andere Seite
• Als die Ägypter dem Volk folgen, schließt sich das Wasser über ihnen und Pharao ertrinkt mit seinem ganzen Heer
• Mosche stimmt einen Lobgesang an und danach leitet Miriam die Frauen im Lob G-ttes
• Das Volk klagt über Wasser- und Essensmangel – das bittere Wasser wird zu Trinkwasser und es regnet täglich Man
• G-tt gebietet dem Volk, den Schabbat zu hüten
• Amalek greift an, aber unter Joschuas Führung gewinnt Am Jisrael den Kampf – die Tora befiehlt, niemals die Bösartigkeit Amaleks zu vergessen und Amalek in Zukunft auszurotten

Konzept der Woche
וַיֹּאמֶר ה’ אֶל־מֹשֶׁה הִנְנִי מַמְטִיר לָכֶם לֶחֶם מִן־הַשָּׁמָיִם וְיָצָא הָעָם וְלָקְטוּ דְּבַר־יוֹם בְּיוֹמוֹ לְמַעַן אֲנַסֶּנּוּ הֲיֵלֵךְ בְּתוֹרָתִי אִם־לֹא:
„Da sprach Haschem zu Mosche: siehe, ich lasse euch Brot vom Himmel herabregnen; das Volk soll jeden Tag hinausgehen und den täglichen Bedarf auflesen, auf dass ich es prüfe, ob es meiner Lehre folgen wird oder nicht (16:4).“
Worin bestand hier die Prüfung G-ttes? Raschi erklärt, dass zwei Gesetze damit gemeint sind – das Verbot, etwas Man für den nächsten Tag aufzubewahren und das Verbot, am Schabbat Man einzusammeln. Dadurch dass das Volk diese Weisungen beachtete, würde sich sein absolutes G-ttvertrauen zeigen, denn jeder Mensch würde abends ohne Essensvorräte für den nächsten Tag schlafen gehen und vierzig Jahre lang jeden Tag seinen bedingungslosen Glauben an G-tt demonstrieren. Gleichzeitig würde er G-tt jeden Morgen dankbar sein, zu essen zu haben und so ständig eine tiefe Verbindung und Dankbarkeit G-tt gegenüber empfinden.
Rav Shlomo Wolbe (1914-2005) stellt fest, dass dem Menschen ein Drang nach Neuem innewohnt. Wenn ihm in seinem Alltag nichts Neuartiges, Ungewöhnliches widerfährt, das ihn dazu veranlasst, G-tt zu dienen, stumpft er schnell ab und wendet sich aufregenderen Dingen zu. Wie kann man aber Enthusiasmus bei der Ausführung von Mitzwot entwickeln und sie nicht nur mechanisch ausführen?
Rav Wolbe antwortet mit einem Zitat aus dem Talmud (Chagiga 27a), wo geschrieben steht, dass selbst jüdische Frevler voller Mitzwot sind wie ein Granatapfel voller Kerne ist. Sollte uns denn das nicht desillusionieren? Wenn selbst die Frevler so viele Mitzwot tun, warum soll ich mich dann anstrengen, rechtschaffen zu sein und gemäß der Tora zu leben?
Die Antwort liegt in der Qualität der Mitzwot, nicht der Quantität. Denn ein jüdischer Frevler vollbringt zwar Mitzwot, aber sie fallen ihm leicht und daher können sie durchaus zahlreich sein. Jeder Mensch hat gewisse Stärken und so ist es für einen großzügigen Menschen beispielsweise leichter, Tzedaka zu geben. Dafür bekommt der Mensch auch eine Belohnung, denn jede Mitzwa kommt mit Belohnung einher. Worauf es aber für uns ankommt, wenn wir G-tt dienen wollen, ist, Mitzwot zu tun, weil G-tt es befiehlt – egal, ob es unserer Natur entgegenkommt oder nicht. Der einzige Weg, über uns hinauszuwachsen und uns zu ändern, ist es, Mitzwot zu tun, die für uns eine Herausforderung darstellen. Rav Wolbe sagt, dass die Ausführung von Mitzwot, die uns schwerfallen, noch einen Nebeneffekt hat – wir erleben etwas Neues in Form eines Erfolgserlebnisses.
Wenn wir uns daher entwickeln und G-tt damit näher kommen wollen, sollten wir uns in kleinen Schritten Mitzwot vornehmen, die uns schwerfallen. Beispiele dafür könnten sein, eine halbe Stunde am Tag auf Laschon Hara zu verzichten oder sich eine Viertelstunde täglich auf Torastudium zu konzentrieren. Wenn ein Mensch, statt in Automatismus zu verfallen, sich jeden Tag anstrengt, gerade jene Mitzwot zu tun, die ihm persönlich schwerfallen, wird er ein konstantes Gefühl von Neuartigkeit in seinem Leben entdecken.

Frage der Woche: Warum betonte Mosche, dass man die Ägypter nie mehr so wie an jenem Tag sehen würde (14:14)? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Was lernen wir in Vers 13:16 aus der Tatsache, dass das Wort יָדְכָה – dein Arm – in dieser ungewöhnlichen Weise geschrieben wird und nicht wie üblich יָדְךָ ? Wir lernen, dass Tefillin am schwächeren Arm gelegt werden (יָדְכָה – dein Arm – wird ausgelegt zu lesen wie יַד כֵּהָה – die schwächere Hand).
Biographie der Woche

Rabbiner Eliezer Silver

Jahrzeit 9. Schwat

Rabbiner Eliezer Silver wurde 1882 in Litauen geboren. Er lernte in Dvinsk unter Rav Josef Rosen (1858-1936), dem Rogatchover Gaon, und Rav Meir Simcha (1843-1926), dem Ohr Sameach. Er wurde 1906 von Rav Chaim Ozer Grodzinski (1863-1940) zum Rabbiner ordiniert und emigrierte 1907 mit seiner Frau nach Amerika. Nachdem er in Pennsylvania und Massachusetts als Rabbiner amtiert hatte, nahm er 1931 eine Rabbinerposition in Cincinatti/Ohio an, wo er bis an sein Lebensende bleiben würde.
Schon vor und während des Ersten Weltkrieges war Rav Silver an Hilfsmaßnahmen für europäische Juden beteiligt. Ab 1929 stand er der Union of Orthodox Rabbis of the US and Canada vor und war in den 30er Jahren der Begründer der Agudath Israel of America. Im November 1939 entstand unter seiner Ägide der Vaad Hatzalah, dessen Ziel es war, mit Spendengeldern und durch politische Kontakte erhaltene Visa, die rabbinische Elite aus Osteuropa in die USA oder nach Israel zu retten. Rav Aharon Kotler (1891-1962) war unter den geretteten Toragelehrten, die 1941 in Amerika eintrafen. Nachdem der Vaad im September 1942 durch Kontakte in der Schweiz vom Ausmaß des Holocaust erfahren hatte, kam es im Dezember 1942 zu einem Treffen von führenden jüdischen Repräsentanten mit Präsident Roosevelt. Um die Dringlichkeit ihres Anliegens zu demonstrieren, erfolgte am 6. Oktober 1943 der Rabbis‘ March, bei dem mehr als 400 orthodoxe Rabbiner, u.a. Rav Silver und Rav Moshe Feinstein (1895-1986), zum Weißen Haus in Washington marschierten, um ihre Petition Präsident Roosevelt vorzulesen, der sich allerdings nicht sprechen ließ.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges reiste Rav Silver sogleich nach Europa und kümmerte sich um die überlebenden Juden. Er gab materielle und spirituelle Unterstützung, auch in Form von Visa, wodurch viele Überlebende Europa verlassen konnten.
Rav Silver starb 1968 in Cincinnati.
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