Okt ‍‍2018 - תשעח / תשעט

Daf Paraschat Bereschit 5779

Paraschat Bereschit
Schabbat Mewarchim
5./6. Oktober 2018
27. Tischrej 5779

Bereschit 1:1 – 6:8
Haftara: Jeschaja 42:5–43:10

HIer können Sie das Daf als pdf herunterladen: Daf Bereishis 5779

Die Parascha in Kürze
• G-tt erschafft Himmel und Erde, alle Pflanzen und Lebewesen in sechs Tagen und ruht am siebten Tag
• Adam und Chawa, die ersten Menschen, essen verbotenerweise vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse und werden von G-tt aus Gan Eden verwiesen
• Kajin tötet seinen Bruder Hewel, weil dessen Opfer von Haschem angenommen wurde
• Die Geschichte der ersten zehn Generationen der Menschheit, von Adam bis Noach, wird erzählt: die Menschen verhalten sich nicht, wie G-tt es gewünscht hat

Konzept der Woche
וַיְהִי מִקֵּץ יָמִים וַיָּבֵא קַיִן מִפְּרִי הָאֲדָמָה מִנְחָה לַה‘: וְהֶבֶל הֵבִיא גַם־הוּא מִבְּכֹרוֹת צֹאנוֹ וּמֵחֶלְבֵהֶן וַיִּשַׁע ה‘ אֶל־הֶבֶל וְאֶל־מִנְחָתוֹ: וְאֶל־קַיִן וְאֶל־מִנְחָתוֹ לֹא שָׁעָה וַיִּחַר לְקַיִן מְאֹד וַיִּפְּלוּ פָּנָיו:
„Es war nach Ablauf einer Zeit, da brachte Kajin von der Frucht der Erde Haschem ein Opfer. Und Hewel brachte gleichfalls von den Erstlingen seiner Schafe und von deren besten. Da wandte sich Haschem zu Hewel und seinem Opfer, aber zu Kajin und seinem Opfer wandte er sich nicht; es verdross dies Kajin sehr und es senkte sich sein Angesicht.“ (4:3-5)
Drei Fragen beschäftigen viele Mefarschim (Tora-Kommentatoren) wegen der Verse über Kajin und Hewel: 1. Warum wurde Hewels Gabe angenommen, aber Kajins nicht? 2. Was ist die Bedeutung der einleitenden Worte וַיְהִי מִקֵּץ יָמִים – es war nach Ablauf einer Zeit? 3. Was will uns das anscheinend überflüssige Wort גַם – gleichfalls – in Vers 4 mitteilen?
Malbim (Rav Meir Leibusch ben Jechiel Michel Weiser, 1809-1879) erklärt, dass wir in dieser Geschichte die natürliche Neigung des Menschen erkennen können, einen Schöpfer und Allmächtigen anzuerkennen. Der Mensch will seine Wertschätzung gegenüber und seine Unterwürfigkeit unter den Schöpfer zeigen, indem er ihm Tribut zollt. Allerdings, sagt Malbim, lassen sich vier Unterschiede zwischen den Gaben von Kajin und Hewel nennen, die gleichzeitig ihre unterschiedliche Auffassung von Haschem und der Beziehung des Menschen zu Haschem aufzeigen.
1. Kajin erkennt nicht, dass Haschem der Anfang und das Ende aller Existenz ist und alles, was geschieht, Ihm allein zuzuordnen ist. Kajin dachte, dass Haschem nur hilft und die Arbeit der Welt beendet mit der Natur. Er brachte daher sein Opferמִקֵּץ יָמִים und betonte damit das Ende der Wachstumsperiode. Hewel verstand jedoch, dass alles in G-ttes Hand ist und brachte daher Erstlinge. Dieses Konzept, sagt Malbim, spiegelt sich in allen Aspekten jüdischen Lebens wider, wenn die Tora uns Mitzwot von Erstlingen befiehlt, wie die Mitzwa von Pidjon HaBen und Bechor HaBehema – das Auslösen des Erstgeborenen von Mensch und Vieh – wie auch die Gaben von Bikkurim, Challa und Teruma.
2. Kajins Opfer war מִפְּרִי הָאֲדָמָה – von den Erdfrüchten, die einen weniger angesehenen Status haben als Baumfrüchte, die er stattdessen hätte darbringen sollen.
3. Kajin nahm an, dass Haschem wirkliche Gaben benötigte und dementsprechend gab er ein מִנְחָה לַה‘ – Opfer für Haschem. Hewel hatte hingegen verstanden, dass Haschem nichts bedarf.
4. Der wichtigste Aspekt eines Opfers besteht in der Beziehung des Menschen zu Haschem. Der Mensch drückt seine Unterwerfung gegenüber Haschem aus, indem er Ihm opfert. Auf gewisse Weise fühlt man sich, als ob man selbst das Opfer wäre. Hewel hatte dieses Konzept erfasst und daher heißt es, sagt Malbim, הֵבִיא גַם־הוּא – er brachte sich ebenfalls selbst – mit einem reinen Herzen und unterwürfiger Seele. Kajin zollte lediglich seinen Tribut.
Ksav Sofer (Rav Awraham Schmuel Binjamin Schreiber, 1815-1871) interpretiert die Worte גַם־הוּא anders als Malbim. Man könnte ja vielleicht vermuten, dass Hewel sein Opfer erst gebracht hat, nachdem er seinen Bruder hat opfern sehen. Wir sehen bei vielen Menschen um uns herum, dass sie wohltätige Spenden geben, um gesehen zu werden und die Anerkennung ihrer Gesellschaft zu erhalten. Nicht unbedingt sind sie von Mitgefühl und der Verpflichtung, Bedürftigen zu helfen, motiviert. Daher sagt der Vers גַם־הוּא und zeigt damit an, dass Hewels Gabe aus eigenem Antrieb kam so wie Kajins. Ksav Sofer weist darauf hin, dass es in Vers 4 heißt: וַיִּשַׁע ה‘ אֶל־הֶבֶל – da wandte sich Haschem zu Hewel – und erst danach ist von Haschems Reaktion auf Kajins Opfer die Rede, obwohl die Opfer augenscheinlich in umgekehrter Reihenfolge gebracht wurden. Damit wird ausgedrückt, dass Hewel nicht etwa ein hochwertigeres Opfer gebracht hat, weil seines Bruders Opfer von Haschem abgelehnt worden war. Vielmehr brachte er das erlesenste Opfer ohne Kenntnis darüber, wie Haschem Kajins Opfer angenommen hatte.
Frage der Woche: Wie viele Tage nach der Schöpfung wurde Hewel getötet und wann wurde Kajin bestraft? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Was ist der Unterschied zwischen נָבָל – töricht – und לֹא חָכָם – unverständig – in Vers 32:6? Ibn Esra (Rav Awraham ibn Esra, 1089-1167) erklärt, dass נָבָל sich auf Taten bezieht und לֹא חָכָם auf Gedanken.
Biographie der Woche

Rabbi Levi Jitzchak von Berditchev

Jahrzeit 25. Tischre

Rabbiner Levi Jitzchak wurde 1740 in Galizien geboren. Er war der Abkömmling einer langen Reihe von Rabbinern und wurde zunächst von seinem Vater unterrichtet, der seinen genialen Intellekt sehr förderte. Nach seiner Heirat zog er nach Levertov und wurde von Rav Schmelke Horowitz (dem späteren Reb Schmelke von Nikolsburg, 1726-1778), der im benachbarten Ryczywohl als Rabbiner amtierte, nicht nur in die Welt des Chassidismus, sondern auch beim Maggid von Mesritch (1700-1772) eingeführt. Rav Levi Jitzchak wurde einer der engsten Schüler des Maggid von Mesritch.
1740 wurde Rav Levi Jitzchak der Nachfolger von Rav Schmelke Horowitz als Rabbiner von Ryczywohl, aber sehr großer Widerstand der dort ansässigen Mitnagdim (Gegner des Chassidismus) ließen ihn den Ort bald wieder verlassen. Ähnlich erging es ihm als Rabbiner von Pinsk und Zhelichov, bis er schließlich 1785 Rabbiner von Berditchev wurde. Dort schlug ihm ebenfalls Opposition entgegen, die aber diesmal vonseiten der Maskilim, den Anhängern der Reformbewegung, kam. Es gelang Rav Levi Jitzchak in Berditchev, sich nicht nur durch sein enormes Torawissen großen Respekt zu verschaffen, sondern durch seine Persönlichkeit die Menschen so zu beeindrucken, dass sein Ruf sich weit verbreitete. Er besaß die Eigenschaft, immer nur das Gute in jedem Juden zu sehen. Er engagierte sich als der „Advokat des jüdischen Volkes“ und plädierte auch vor G-tt mit Inbrunst für seine Mitmenschen. Zur Zeit der napoleonischen Kriege in Osteuropa agierte er gegen die von Napoleon propagierten Ideen.
Rav Levi Jitzchak war 25 Jahre Rabbiner von Berditchev und starb dort 1809. Sein Buch Keduschas Levi gehört zu den grundlegenden Werken des Chassidismus.
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