Mai ‍‍2017 - תשעז / תשעח

Daf Paraschat Behar-Bechukotaj 5777

Daf Paraschat HaSchawua

Paraschat Behar/Bechukotai
Schabbat Mewarchim
Wajikra 25:1 – 27:34
Haftara: Jirmijahu 16:19 – 17:14

Daf Behar Bechukosai 5777

19./20. Mai 2017
24. Ijar 5777

Die Parascha in Kürze

• Die Gesetze über das Schmitta- und das Jowel-Jahr – u.a. über die Befreiung eines jüdischen Knechts, die Rückführung von verkauftem Land und Häusern an die ursprünglichen Besitzer
• Die Belohnung für das Einhalten der Gebote und die Bestrafung für deren Übertretung werden aufgeführt
• Freiwillige Spenden an den Tempel

Konzept der Woche
וַיְדַבֵּר ה‘ אֶל־מֹשֶׁה בְּהַר סִינַי לֵאמֹר: דַּבֵּר אֶל־בְּנֵי יִשְׂרָאֵל וְאָמַרְתָּ אֲלֵהֶם כִּי תָבֹאוּ אֶל־הָאָרֶץ אֲשֶׁר אֲנִי נֹתֵן לָכֶם וְשָׁבְתָה הָאָרֶץ שַׁבָּת לַה‘:

„Und Haschem sprach zu Mosche auf dem Berg Sinai: Sprich zu den Kindern Jisrael und sage ihnen: Wenn ihr in das Land kommt, das Ich euch gebe, so feiere das Land Haschem einen Schabbat (25:1-2).“

Rav Mosche Feinstein (1895-1986) schreibt, dass wir auch heutzutage eine wichtige Lektion aus der Tatsache lernen, dass am Beginn der Parascha Behar in der Tora betont wird, dass die Mitzwa des Schmitta-Jahres am Berg Sinai gegeben wurde. Raschi erklärt, dass aus diesem Zusammenhang ersichtlich ist, dass alle Mitzwot am Berg Sinai gegeben wurden. Rav Feinstein führt aus, dass alle Mitzwot miteinander gemeinsam haben, dass wir sie ausführen müssen, weil sie am Sinai gegeben wurden. Die Gebote über das Pessach-Opfer und das Hüten des Schabbats sowie die sieben Mitzwot, die auch Nichtjuden halten sollen (Verbot von Mord, Diebstahl, Götzendienst, Ehebruch, Brutalität gegen Tiere und G-tteslästerung sowie das Einsetzen eines Gerichtssystems), sind nur rechtsverbindlich, weil sie am Berg Sinai wiederholt wurden.
Was war der Unterschied zwischen Haschems Gebot an Mosche bezüglich der sieben Mitzwot für Nichtjuden und Seinen früheren Anweisungen an Adam und Noach, die denselben Inhalt hatten? Rav Feinstein meint, dass diese Mitzwot zuvor deswegen ausgeführt werden sollten, weil sie in sich Sinn machten und nicht, weil G-tt sie befohlen hatte. Für eine funktionierende Gesellschaft bildet das Verbot von Mord und Diebstahl die Grundlage. Das Verbot, von einem lebenden Tier zu essen, kommt dem Sinn gegen Grausamkeit entgegen usw. Das Resultat war allerdings, dass die Lehren von Schem, Ewer und sogar von Awraham keinen langanhaltenden Erfolg hatten. Denn wenn jemand eine Mitzwa hält, weil sie für ihn Sinn macht, kann es leicht dazu führen, dass er den Grund für die Mitzwa missversteht und zu einer falschen Folgerung kommt, vor allem wenn das Einhalten der Mitzwa für ihn mit Unbequemlichkeiten verbunden ist. Selbst wenn man ihn den wahren Grund einer Mitzwa lehrt, denkt er immer noch, dass sein eigenes Verständnis der Mitzwa korrekter ist als das Verständnis seiner Vorfahren und Lehrer und wird dementsprechend handeln.
Wenn aber ein Mensch, ob Jude oder Nichtjude, die Mitzwot nur aus dem einen Grund hält, weil Haschem sie am Berg Sinai befohlen hat, kann die Ausführung einer Mitzwa fortwährend weitergeführt werden. Das ist der Grund, sagt Rav Feinstein, dass wir hier die Korrelation zwischen dem Schmitta-Jahr und dem Berg Sinai haben. Das Schmitta-Jahr zu halten ist eine große Herausforderung an einen Menschen und unmöglich nur zu erfüllen, weil es rational nachvollziehbar ist. Ein Mensch wird sich fragen, wie er mehr als ein ganzes Jahr überleben kann, ohne zu säen und zu ernten? Er muss zusehen, dass selbst landwirtschaftliche Produkte, die im Schmitta-Jahr ohne menschliches Dazutun wachsen, von jedermann von seinen Feldern genommen werden können, weil sie für jeden zugänglich sein müssen. Wenn die Grundlage der Ausführung aber ist, dass es ein Gebot von Haschem ist, wird er sich auf Haschems Versprechen verlassen, dass der Ertrag des sechsten Jahres für das nächste Jahr ausreicht.
Rav Feinstein sagt außerdem, dass man sehr aufpassen muss, nicht seine eigenen Gründe für Mitzwot aufzustellen, auch wenn man meint, dass man Menschen dadurch G-tt und der Tora näherbringen würde. Falsche Interpretationen der Tora haben schon mehr als einmal dazu geführt, dass ganze Gruppen vom Weg der Tora abgekommen sind.
Die Tora lehrt uns hier, dass wir die Gesetze der Tora halten müssen, weil Haschem sie befohlen hat und es keinen anderen Grund gibt.

Frage der Woche: Warum steht das Gebot, im Schmitta-Jahr nicht zu pflanzen, im Singular, während das Verbot, im Jowel-Jahr nicht zu pflanzen, im Plural steht? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Diese Parascha stellt im Kapitel 23 den Schabbat und die Feiertage nebeneinander. Was können wir daraus lernen? Der Midrasch sagt, dass es im Himmel gleichwertige Strafen für das Übertreten der Gesetze über die Feiertage wie für das Übertreten der Schabbat-Gesetze gibt.
Biographie der Woche

Rabbi Mosche Soloveitchik

Jahrzeit 19. Ijar

Rav Yaakov Mosche Mordechai Soloveitchik wurde 1915 in Brisk geboren. Sein Vater, Rav Jisroel Gerschon (1877-1943), war der dritte Sohn von Rav Chaim Brisker (1853-1918). Die Soloveitchik-Familie war und ist berühmt für ihre intellektuelle Brillianz und ihr entstammen viele bedeutende Rabbiner wie Rav Joseph Ber Soloveitchik (1903-1993), der die Grundlagen der amerikanischen „Modern Orthodoxy“ legte.
Rav Mosche Soloveitchik lernte zunächst in Brisk in der Jeschiwa unter der Leitung von Rav Mosche Sokolovsky (1887-1962) und anschließend in der Kamenetzer Jeschiwa unter Rav Boruch Ber Leibowitz (1864-1939). Da Brisk und Kamenetz in der Zwischenkriegszeit zu Polen gehörten, floh Rav Soloveitchik mit anderen Studenten, zu denen auch Rav Aron Leib Steinman gehörte, 1935 vor der polnischen Wehrpflicht in die Schweiz. Rav Soloveitchik und Rav Steinman überlebten den Zweiten Weltkrieg in der Schweiz und lernten in der Jeschiwa von Montreux. Nach dem Krieg lernte er einige Jahre in der Lomza Jeschiwa in Petach Tikva, wo er sein Zimmer mit Rav Chaim Kanievsky teilte. 1949 kehrte Rav Soloveitchik in die Schweiz zurück, heiratete die Tochter des Rabbiners von Lugano und gründete dort eine Jeschiwa. Einige Jahre später gründete er die Jeschiwa von Luzern und entfachte jeweils großen Enthusiasmus für das Toralernen unter seinen Jeschiwa-Bachurim. 1963 zog er nach Zürich und wurde dort zur Eminence Grise des europäischen orthodoxen Judentums.
Rav Soloveitchik erkannte beim Zusammenbruch der Sowjetunion, dass ein großes spirituelles Loch für die russischen Juden zu füllen war und begründete 1989 sogleich die Jeschiwa Torat Chaim in Moskau. Viele hervorragende Schüler gingen aus dieser Jeschiwa hervor.
Rav Mosche Soloveitchik starb 1995 nach kurzer Krankheit in Zürich. In einer Grabrede wurde er der Chofetz Chaim seiner Zeit genannt.
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