Mai ‍‍2018 - תשעח / תשעט

DAF PAraschat Behar – Bechukotaij

Paraschat Behar/Bechukotai
Schabbat Mewarchim

11./12. Mai 2018
27. Ijar 5778
Wajikra 25:1 – 27:34
Haftara: Jirmijahu 16:19 – 17:14

Hier können Sie sich das Daf als PDF herunterladen: Daf Behar Bechukosai 5778

Die Parascha in Kürze

• Die Gesetze über das Schmitta- und das Jowel-Jahr – u.a. über die Befreiung eines jüdischen Knechts, die Rückführung von verkauftem Land und Häusern an die ursprünglichen Besitzer
• Die Belohnung für das Einhalten der Gebote und die Bestrafung für deren Übertretung werden aufgeführt
• Freiwillige Spenden an den Tempel
וְכִי־יָמוּךְ אָחִיךָ וּמָטָה יָדוֹ עִמָּךְ וְהֶחֱזַקְתָּ בּוֹ גֵּר וְתוֹשָׁב וָחַי עִמָּךְ: לו אַל־תִּקַּח מֵאִתּוֹ נֶשֶׁךְ וְתַרְבִּית וְיָרֵאתָ מֵאֱלֹקֶיךָ וְחֵי אָחִיךָ עִמָּךְ:

Konzept der Woche
„Wenn dein Bruder neben dir verarmt und zu sinken droht, so sollst du ihn halten, sei es ein Fremder oder ein Beisass, dass er neben dir zu leben habe. Du darfst nicht von ihm Zinsen noch eine Vergütung nehmen, fürchte dich vor deinem G-tte; dein Bruder soll neben dir zu leben haben.“ (25:35-36)

Die letzten Worte der obigen Verse וְחֵי אָחִיךָ עִמָּךְ wurden von Rav Yosef Kahaneman (1886-1969), dem Ponovezher Rav zitiert, als er während des Zweiten Weltkrieges Spenden zur Unterbringung jüdischer Jugendlicher in Bnei Brak benötigte, die dem Grauen in Europa im letzten Moment entkommen waren und vielfach nicht nur Flüchtlinge, sondern auch Waisen waren.
Im Frühjahr 1943 stand die Ankunft der ersten Flüchtlinge unmittelbar bevor, aber durch die allgemeine Notsituation während des Krieges war nirgendwo Bettzeug erhältlich. Unbeirrt sprach Rav Kahanemann in der Hauptsynagoge von Bnei Brak über folgende halachische Schwierigkeit: Die Gemara sagt im Traktat Kidduschin 20a über einen Mann, der sich einen jüdischen Sklaven gekauft hat, dass er sich tatsächlich einen Herrn gekauft hat, denn er muss den Sklaven mit denselben Annehmlichkeiten ausstatten, die er selbst hat. Er darf z.B. nicht auf einer Matratze schlafen, wenn der Sklave nur Stroh zum Schlafen hat. Der Jerusalemer Talmud sagt, dass der Hausherr sein einziges Kissen seinem Sklaven geben muss – wenn er es für sich behält, verletzt er das Prinzip כִּי־טוֹב לוֹ עִמָּךְ – denn es ist gut (gleich) für ihn mit dir. Sollte er es weder seinem Sklaven geben noch es selbst benutzen, zeigt er die bösartigen Züge, die in Sodom anzutreffen waren, indem er dem Anderen nicht Gutes erweist, obwohl es ihn nichts kostet. Daher muss er sein einziges Kissen dem Sklaven geben.
Ist diese Entscheidung des Talmuds nicht verblüffend, wenn doch die Gemara im Traktat Bava Metzia 62a aus unserem Vers וְחֵי אָחִיךָ עִמָּךְ folgert חַיֶיךָ קוֹדְמִין – dein Leben hat Vorrang, fragt Rav Kahanemann? Warum sollte dann der Hausherr sein einziges Kissen für den Sklaven aufgeben? Er präsentiert eine neue Idee, indem er den Ausdruck חַיֶיךָ קוֹדְמִין als den ursächlichen Grund angibt, warum das Kissen aufgegeben werden muss. Rav Kahanemann erklärt, dass die Tora die psychologischen Beweggründe eines Juden kennt und weiß, dass er nicht seine Ruhe in der Nacht finden kann, wenn er ein schlechtes Gewissen hat, weil sein Sklave auf dem nackten Boden schlafen muss. Daher rät die Tora dem Hausherrn: gib dein Kissen ab und ihr werdet beide in süßen, geruhsamen Schlummer fallen!
Übertragen auf die prekäre Situation von 1943 erinnerte Rav Kahanemann seine Zuhörer an die Ankunft der jungen Flüchtlinge, die einen Ort suchten, um ihr müdes Haupt niederzulegen. „Wer von uns“, fragte der Rabbiner, „kann in Ruhe schlafen, wohlwissend, dass diese jungen Menschen weder ein anständiges Bett noch Bettzeug haben werden? Um Ruhe in der Nacht zu finden, lasst uns sogar das einzige Kissen aufgeben, das wir besitzen!“
Die Zuhörer waren tiefbewegt durch seine Worte und unmittelbar nach Schabbat wurde diese Krise gelöst.

Frage der Woche: Warum nennt man, wenn man einem anderen Menschen Geld leiht, „ihm Leben zu geben“? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Was ist die gravierendste Sünde, wofür es am schwersten ist zu sühnen? Es ist die Sünde von Chillul Haschem, der Entheiligung des g-ttlichen Namens, sagt uns der Talmud im Traktat Joma 86a.
Biographie der Woche

Rabbi Jakow Lorberbaum
von Lissa

Baal HaNesivos

Jahrzeit 25. Ijar

Rav Jakow Lorberbaum wurde 1760 in Galizien geboren und war ein Urenkel des Chacham Tzvi (Rav Tzvi Aschkenasi, 1656-1718). Nach dem frühen Tod seines Vaters wuchs er im Haus seines Verwandten, Rav Joseph Teomim (1727-1792), dem Autor des Werks Pri Megadim, der einer der bedeutendsten Rabbiner seiner Zeit war, in Lemberg auf.
Nach seiner Heirat wollte er zunächst aus seinem Torawissen keinen finanziellen Nutzen ziehen und investierte die Mitgift seiner Frau, um sich auf vertieftes Toralernen konzentrieren zu können. Als aber die Investitionen fehlgeschlagen waren, nahm er verschiedene Rabbinerpositionen in Galizien und in Kalisch an bis er schließlich 1809 Rabbiner von Lissa, unweit von Posen, wurde, das zu dieser Zeit zum von Napoleon gebildeten Herzogtum Warschau gehörte.
Sein Renommee als Toragelehrter und als Posek (halachischer Dezisor) zog viele begabte Schüler an, die von ihm in der Jeschiwa von Lissa lernten. In seinem letzten Lebensjahrzehnt lebte Rav Lorberbaum wieder in Kalisch und starb 1832 im galizischen Struyj.
Rav Lorberbaum ist der Autor vieler halachischer Werke, zu denen die Schulchan Aruch-Kommentare Chavas Da’as und Nesivos HaMischpat gehören. Er ist einer der drei Rabbiner, die Rav Schlomo Ganzfried (1804-1886) als Grundlage für seinen Kitzur Schulchan Aruch heranzieht.

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