Mai ‍‍2019 - תשעט / תשף

Daf Paraschat Behar 5779

Paraschat Behar
24./25. Mai 2019
20. Ijar 5779

Wajikra 25:1 – 26:2
Haftara: Jirmijahu 32:6 – 27

Hier können SIe das DAF als pdf herunterladen: Daf Behar 5779

Die Parascha in Kürze
• Die Gesetze über das Schmitta- und das Jowel-Jahr – u.a. über die Befreiung eines jüdischen Knechts, die Rückführung von verkauftem Land und Häusern an die ursprünglichen Besitzer

Konzept der Woche
וְנָתְנָה הָאָרֶץ פִּרְיָהּ וַאֲכַלְתֶּם לָשֹׂבַע וִישַׁבְתֶּם לָבֶטַח עָלֶיהָ: וְכִי תֹאמְרוּ מַה־נֹּאכַל בַּשָּׁנָה הַשְּׁבִיעִת הֵן לֹא נִזְרָע וְלֹא נֶאֱסֹף אֶת־תְּבוּאָתֵנוּ: וְצִוִּיתִי אֶת־בִּרְכָתִי לָכֶם בַּשָּׁנָה הַשִּׁשִּׁית וְעָשָׂת אֶת־הַתְּבוּאָה לִשְׁלֹשׁ הַשָּׁנִים:

„Das Land wird seine Früchte darbringen, ihr werdet euch satt essen und ungefährdet darin wohnen. Wenn ihr aber sagt: Was sollen wir im siebten Jahr essen, wir dürfen ja nicht säen und den Ertrag einsammeln? – Ich will an euch Meinen Segen im sechsten Jahr entbieten: es soll den Ertrag für drei Jahre bringen (25:19-21).”

In diesem Wochenabschnitt spricht die Tora von den Mitzwot des Schmitta- und des Jowel-Jahres. Im Schmitta-Jahr, jedem siebten Jahr, wird in Eretz Jisrael der Boden brachliegen gelassen, was erhebliches בִּיטָּחוֹן – G-ttvertrauen – von jedem Juden verlangt, denn man muss vom Ertrag des sechsten Jahres das siebte Jahr und sogar noch teilweise das achte Jahr überstehen. Nach sieben mal sieben Jahren, also sieben Schmitta-Zyklen, wird im Jowel-Jahr nicht nur das Land brachliegen gelassen, sondern alles Land fällt an seine ursprünglichen Besitzer zurück und jeder jüdische Knecht wird frei. All dies zeigt uns genau, dass der letztendliche Besitzer des Landes und der Herr des jüdischen Volkes nur Einer ist: Haschem. ER hat uns Eretz Jisrael gegeben, aber mit dem Besitz sind die Mitzwot der Tora verknüpft, die wir halten sollen. Wir werden uns bewusst, dass wir uns so anstrengen können, wie wir wollen, aber es sind nicht die Früchte unserer Arbeit, die wir ernten, sondern wir bekommen, was G-tt uns gibt.
Die Frage von בִּיטָּחוֹן haben unsere Weisen schon immer diskutiert und die Antwort erstreckt sich von Jirmijahu, der die Menschen, die nicht Tora lernten, gescholten hat und meinte, dass Haschem für unsere Vorfahren in der Wüste gesorgt hat, indem er das Man vom Himmel sandte, bis zu der Antwort von Rabban Gamliel in Pirkej Awot 2:2 – יָפֶה תַלְמוּד תּוֹרָה עִם דֶּרֶךְ אֶרֶץ, שֶׁיְּגִיעַת שְׁנֵיהֶם מְשַׁכַּחַת עָוֹן. וְכָל תּוֹרָה שֶׁאֵין עִמָּהּ מְלָאכָה, סוֹפָהּ בְּטֵלָה וְגוֹרֶרֶת עָוֹן – Schön ist es, das Torastudium mit einer beruflichen Tätigkeit zu verbinden, das Beschäftigen mit beiden lässt Sünde vergessen. Jedes Torastudium ohne berufliche Tätigkeit hat keinen Bestand und verursacht Sünde.
Vollkommenen בִּיטָּחוֹן zu haben, ist sehr schwer. Alschich (Rav Mosche Alschich, 1508-1593) erklärte einmal, dass jemand, der ausschließlich Tora lernt und absolutes G-ttvertrauen hat, von Haschem versorgt wird. Viele seiner Schüler versuchten, so zu leben, aber nur ein einfacher Mann, ein Wagenlenker, erhielt einen kleinen Schatz von Goldstücken, weil es nur ihm gelungen war, wahrhaften Glauben zu entwickeln. Unsere Weisen stellen fest (in Jalkut Schimoni) גָדוֹל הַנֶּהֱנֶה מִגִיַע כַּפָּיו יוֹתֵר מִירֵא שָׁמָיִם – jemand, der von seinen eigenen Händen nutznießt, ist größer als ein G-ttesfürchtiger. Auf Anhieb stutzen wir bei einer solchen Aussage, aber die Erklärung dazu ist, dass jemand, der nicht arbeitet, sich vorgaukeln mag, dass er ein angenehmes Leben haben könnte, wenn er sich nur anstrengen würde. Jemand, der allerdings im Arbeitsleben steht, macht sich nichts vor. Er sieht deutlich Haschems Hand, die für sein Auskommen sorgt, egal, wie er sich angestrengt hat.

Frage der Woche: Seit wann wird die Mitzwa von Jowel nicht mehr erfüllt? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Zuletzt gestellte Frage und Antwort: Welche Mussarlektion können wir aus der Tatsache lernen, dass die Chagim (Feiertage) מִקְרָאֵי קֹדֶשׁ – Ausrufe von Heiligkeit – (23:4) genannt werden? Wir lernen daraus, dass ein Mensch sich selbst aufrufen soll und sich auf das Chag vorbereiten soll – dadurch wird er spirituell wachsen.
Biographie der Woche

Rabbi Jechiel Michel Feinstein

Jahrzeit 16. Ijar

Rav Jechiel Michel Feinstein wurde 1906 im litauischen Usda geboren. Sein Vater war Rav Avrohom Jitzchak Feinstein, der früh starb und den siebenjährigen Jungen als Waise zurückließ. Sein Großvater Rav Dovid Feinstein, Rabbiner von Stravin in Weißrussland, nahm ihn in sein Haus auf und er hatte dort engen Kontakt mit seinem Onkel, dem später weltberühmten Rav Mosche Feinstein (1895-1986). Der junge Jechiel Michel zeigte sehr früh eine geniale Begabung im Lernen und hatte schon als Bar Mitzwa ein immenses Torawissen. Mit 14 Jahren wurde er nach Slutsk zur Jeschiwa von Rav Isser Salman Meltzer (1870-1953) geschickt, der ihn eingehend prüfte und von ihm so beeindruckt war, dass er wie über einen Sohn über ihn wachte. Als im Zuge der bolschewistischen Machtergreifung in Russland die Jeschiwa gezwungen war, von Slutsk ins polnische Kletsk zu fliehen, folgte Rav Jechiel Michel und setzte dort seine Studien unter Rav Meltzer und dessen Schwiegersohn Rav Aharon Kotler (1891-1962) fort. Nach drei Jahren übersiedelte er zur Mirrer Jeschiwa und wurde dort der herausragende Schüler von Rav Jeruchom Levovitz (1873-1936). Zu seinen Mitschülern gehörten Rav Chaim Schmuelewitz (1902-1979), Rav Aryeh Leib Malin (1906-1962) und Rav Dovid Povarsky (1902-1999). Aufgrund einer Empfehlung von Rav Meltzer ging eine Gruppe sehr begabter junger Männer von Mir nach Brisk, um dort unter dem Brisker Rav, Rav Jitzchok Zev Soloveitchik (1886-1959), zu lernen. Um dem Militärdienst zu entgehen, verließ er Brisk, lernte kurzzeitig unter Rav Schimon Schkop (1860-1939) in Grodno und pendelte vor dem Zweiten Weltkrieg zwischen Mir und Brisk. Nach Ausbruch des Krieges befand er sich in Vilna, wo einer der führenden europäischen Rabbiner, Rav Chaim Ozer Grodzinski (1863-1940), ihn mit Lob überschüttete. Es gelang ihm die Flucht aus Europa mit der Mirrer Jeschiwa, die zunächst in Japan Station machte. Zusammen mit Rav Aharon Kotler traf er 1941 in den USA ein.
Sein Onkel Rav Mosche Feinstein holte ihn nach New York, um mit ihm zusammen seine Jeschiwa in Manhattan zu leiten. Diese Position hatte er bis 1952 inne, unterbrochen von einer Reise nach Israel, wo er 1946 Lifsha Soloveitchik (1918-2008), eine Tochter des Brisker Ravs, heiratete. Die Familie machte schließlich Alija und mehr als fünfzig Jahre lang leitete Rav Jechiel Michel die von ihm gegründete Jeschiwa Bes Jehuda – zuerst in Tel Aviv und ab 1973 in Bnei Brak. Unermüdlich unterrichtete er bis an sein Lebensende Tora. Er gab mehr als 17 Schiurim wöchentlich und machte jedem mit seinem Enthusiasmus klar, dass das Verbreiten von Toragelehrsamkeit sein Lebensinhalt war.
Er starb 2003 in Bnei Brak.
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