Mai ‍‍2016 - תשעו / תשעז

Daf Paraschat Behar 5776

Paraschat Behar

Daf Behar 5776

Wajikra 25:1 – 26:2
Haftara: Jirmijahu 32:6 – 37

27./28. Mai 2016
20. Ijar 5776

Die Parascha in Kürze

• Die Gesetze über das Schmitta- und das Jowel-Jahr – u.a. über die Befreiung eines jüdischen Knechts, die Rückführung von verkauftem Land und von Häusern an die ursprünglichen Besitzer

Konzept der Woche
וְכִי תֹאמְרוּ מַה־נֹּאכַל בַּשָּׁנָה הַשְּׁבִיעִת הֵן לֹא נִזְרָע וְלֹא נֶאֱסֹף אֶת־תְּבוּאָתֵנוּ: וְצִוִּיתִי אֶת־בִּרְכָתִי לָכֶם בַּשָּׁנָה הַשִּׁשִּׁית וְעָשָׂת אֶת־הַתְּבוּאָה לִשְׁלֹשׁ הַשָּׁנִים:

„Wenn ihr aber sagt: ‚was sollen wir im siebten Jahr essen, wir dürfen ja nicht säen und den Ertrag einsammeln?‘ – Ich will euch meinen Segen im sechsten Jahr entbieten: es soll den Ertrag für drei Jahre bringen (25:20-21).“

Die Parascha Behar beginnt mit dem Gebot des Schmitta-Jahres. Sechs Jahre soll das Land in Eretz Jisrael bearbeitet werden, aber im siebten Jahr soll es brachliegen. Im obigen Vers verspricht G-tt, dass das sechste Jahr besonders gesegnet sein wird und der Ertrag das Volk drei Jahre lang ernähren wird, bis nach der Aussaat im achten Jahr im darauf folgenden Jahr die neue Ernte eingebracht wird. Der Vers drückt aus, dass sich Menschen Sorgen machen könnten, was sie denn im siebten Jahr essen sollen. Sforno (Rabbiner Owadja ben Jakow Sforno, 1475-1550) erklärt die ideale Einstellung eines Menschen zum Schmitta-Jahr als den Ausdruck absoluten G-ttvertrauens – בִּטָחוֹן. Dieser Mensch stellt keine Fragen, sondern vertraut mit jeder Faser seiner Existenz darauf, dass Haschem für ihn sorgen wird. Wenn sich das gesamte Volk auf diesem Niveau befindet, wird die Ernte des sechsten Jahres so beschaffen sein, dass nicht die dreifache Ernte eingefahren wird, sondern die Qualität der Ernte dreimal so gut sein wird. In der Sprache unserer Weisen heißt das: אוֹכֵל קִמְעָא וְהוּא מִתְבָּרֵך בְּמֵעָיו – man isst ein wenig und es wird in seinen Eingeweiden gesegnet. Selbst eine kleinere Menge Essen wird dann zu großer Sättigung führen.
Aber diese hochqualitative Ernte wird für Menschen, die nicht auf dieser Stufe von Bitachon stehen, nicht ausreichen. Für sie sieht die Ernte wie jede gewöhnliche Ernte aus und sie sorgen sich daher um ihr Überleben im kommenden Jahr. Daher sagt die Tora, Ich will euch meinen Segen im sechsten Jahr entbieten, d.h. der Segen muss die Form einer überreichen Ernte annehmen, damit das Volk mit eigenen Augen sehen kann, wie Haschem für es sorgt. Allerdings werden die Menschen sehr viel mehr Arbeit für das Einbringen und die Einlagerung einer so großen Ernte aufbringen müssen, weil es ihnen an genügend Bitachon gemangelt hat.
Der Netziv (Rabbiner Naftali Zwi Jehuda Berlin, 1816-1893) vergleicht einen reichen Mann damit, der es gewöhnt war, sein Lagerhaus immer bis zum Rand gefüllt zu haben. Für ihn ist selbst der Gedanke, im folgenden Jahr seinen Bedarf nicht gesichert zu wissen, beinahe unerträglich. Der Netziv betont, dass es unsere Aufgabe ist, unsere אֱמוּנָה – unseren Glauben an G-tt – zu stärken und dann wird Er helfen!

Frage der Woche: Warum nennt man, wenn man einem anderen Menschen Geld leiht, „ihm Leben zu geben“? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Welche Halacha lernen wir aus der Tatsache, dass die Feiertage מִקְרָאֵי קֹדֶשׁ genannt werden (23:2)? Wir lernen daraus, dass man am Jom Tow Kiddusch machen muss.

Biographie der Woche

Rabbiner Saadia Gaon

Jahrzeit 26. Ijar

Rav Saadia ben Joseph wurde 892 in Ägypten geboren. Er wurde schon sehr jung zu einem großen Gelehrten und verfasste im Alter von 20 Jahren das Buch Agron über hebräische Grammatik, das seine überwältigende Expertise zeigte. Zeitgleich focht er gegen die Karäer in Ägypten und verfasste bedeutende Schriften gegen sie, die ihn in der jüdischen Welt sehr bekannt machten. Im Jahr 915 ließ er sich in Tiberias nieder, wo er weiter lernte und schrieb. Seine Meinung im Streit über eine Festlegung des jüdischen Kalenders etablierte ihn als grenzüberschreitende jüdische Autorität und er wurde nach Sura in Babylonien berufen. Dort wurde er 928 durch die Initiative von David ben Sakai (gestorben 940), des Resh Galusa – des Exilarchen – zum Gaon der Jeschiwa ernannt. Diese beiden sehr dominanten Männer vertraten in einem Rechtsstreit zwei Jahre später diametral unterschiedliche Meinungen und die Machtverhältnisse in Sura veranlassten Rav Saadia Gaon, nach Bagdad auszuweichen.
Da er in Bagdad nicht die Aufgaben des Gaon auszuüben hatte, schrieb er dort, trotz schwieriger Lebensumstände, bedeutende Werke zu jüdischer Philosophie auf Arabisch, der Sprache seines Umfeldes, wie das Buch HaEmunot vehaDeot. Ein weiteres sehr wichtiges Werk ist seine Übersetzung des TeNaCh ins Arabische, „Tafsir“ genannt, die er auch mit seinen Kommentaren versah.
Es dauerte sieben Jahre bis zu seiner Rückkehr nach Sura, wo sich die beiden alten Widersacher versöhnten. Der Resh Galusa starb bald darauf und Rav Saadia Gaon besaß die Größe, dessen Enkel wie seinen eigenen Sohn aufzuziehen. Die Jeschiwa in Sura erwarb sich unter ihm den Ruhm und Glanz vergangener Zeiten.
Im Jahr 942 starb Rav Saadia Gaon, den der Rambam etwa zweihundert Jahre später mit folgenden Worten loben sollte: „Wäre Rav Saadia Gaon nicht gewesen, wäre die Tora beinahe vom jüdischen Volk gewichen. Denn er war es, der Licht ins Dunkle gebracht, das Schwache gestärkt und der die Tora überall verbreitet hat, in Wort und Schrift.“

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