Mai ‍‍2019 - תשעט / תשף

Daf Paraschat Bechokotaj 5779

Paraschat Bechukotai
Schabbat Mewarchim

31. Mai /1. Juni 2019
27. Ijar 5779

Wajikra 26:3 – 27:34
Haftara: Jirmijahu 16:19 – 17:14

Hier können Sie das DAF als pdf herunterladen: Daf Bechukosai 5779

Die Parascha in Kürze

• Die Belohnung für das Einhalten der Gebote und die Bestrafung für deren Übertretung werden aufgeführt
• Freiwillige Spenden an den Tempel

Konzept der Woche
וְרָדְפוּ מִכֶּם חֲמִשָּׁה מֵאָה וּמֵאָה מִכֶּם רְבָבָה יִרְדֹּפוּ וְנָפְלוּ אֹיְבֵיכֶם לִפְנֵיכֶם לֶחָרֶב:

„Es verfolgen eurer fünf hundert, und hundert von euch verfolgen zehntausend, und es fallen eure Feinde dem Schwert vor euch hin (26:8).”

Raschi fragt zu diesem Vers, warum das erste Zahlenverhältnis von 1:20 (wenn fünf Menschen hundert Feinde verfolgen) nicht erhalten bleibt, wenn hundert jüdische Soldaten ihre Feinde verfolgen. Es hätte doch dort statt „zehntausend“ nur „zweitausend“ heißen sollen! Raschi erklärt, gestützt auf den Sifra (Midrasch zu Wajikra), dass es eben nicht dasselbe ist, wenn wenige die Tora erfüllen, wie wenn viele die Tora erfüllen. Das bedeutet, dass Einigkeit im jüdischen Volk eine große Kraft innewohnt.
Wir sind mitten in der Omerzeit und zählen jede Nacht den jeweiligen Tag des Omer, bis wir nach 49 Tagen an Schawuot die Übergabe der Tora an das jüdische Volk feiern. Die Omerzeit ist eine Periode der Trauer, in der wir der katastrophalen Seuche gedenken, der 24.000 Schüler von Rabbi Akiva vor knapp zweitausend Jahren zum Opfer gefallen sind. Die Ursache dieses Sterbens lag allerdings nicht in einem besonders aggressiven Virus oder Bakterium, sondern im Verhalten der Schüler Rabbi Akivas untereinander. Diese Schüler gehörten zur intellektuellen Crème de la crème der damaligen jüdischen Gesellschaft und hohe Anforderungen wurden an sie auf allen Ebenen gestellt. Ein Toragelehrter ist eben nicht nur ein Mensch, der über großes Torawissen verfügt, sondern er muss alle Werte der Tora mit jeder Faser seiner Existenz leben. Dazu gehören Respekt, Empathie und Rücksicht allen Mitmenschen gegenüber. Der Talmud spricht im Traktat Jewamot 62b nicht von 24.000 Schülern, sondern von 12.000 Paaren von Schülern, woraus schon abzulesen ist, dass es ihnen an אַחְדוּת – Einigkeit – mangelte. Des Weiteren sagt der Talmud dort, dass der Grund für ihren Tod in der kleinen Zeitspanne zwischen Pessach und Schawuot mangelnder gegenseitiger Respekt war. Die Partner eines Paares hielten wenig voneinander und beide hielten auch nicht viel von den anderen 11.999 Schülerpaaren. Sie erkannten nicht, dass es nur gemeinsam gelingen kann, auf einem hohen Niveau die 48 Eigenschaften, mit denen Tora erworben wird (Pirkej Awot 6:6), zu erreichen.
Die Omerzeit, also die Wochen zwischen Pessach und Schawuot, ist die Zeit, in der wir uns auf die Übergabe der Tora vorbereiten, indem wir besonders bewusst versuchen, an unseren מִדוֹת (Charaktereigenschaften) zu arbeiten und sie zu verbessern. Als Vorbild können wir uns das jüdische Volk nach dem Auszug aus Ägypten nehmen, das in den Jahren der ägyptischen Knechtschaft so tief spirituell gesunken war und nun nach der Befreiung auf spirituelle Höhen klomm, auf denen es die Tora empfangen durfte. Rabbi Akivas Schüler standen schon auf einem hohen Niveau, aber sie versäumten es, selbst als das Sterben ihrer Mitschüler sie hätte aufrütteln können, an der wichtigen Midda (Charaktereigenschaft) der Liebe dem Mitmenschen gegenüber zu arbeiten. Rabbi Akiva war es nicht gelungen, seinen Leitsatz אָמַר רַבִּי עַקִיבָא: וְאָהַבְתָּ לְרַעֲךָ כַּמוֹךָ, זֶה כְלָל גָּדוֹל בַּתּוֹרָה – Rabbi Akiva sagte: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst (Wajikra 19:18), das ist eine grundlegende Regel in der Tora – umzusetzen. Er ließ sich jedoch nicht beirren und begann erneut mit fünf Schülern. Darunter war Rabbi Schimon Bar Jochai, der uns den heiligen Sohar (Grundlage der Kabbala) hinterlassen hat und dessen Jahrzeit wir an Lag BaOmer, am 33. Tag der Omerzeit, begehen.
Unser Ziel sollte es sein, danach zu streben, immer einig zu sein, wie es das jüdische Volk vor der Übergabe der Tora am Berg Sinai war: כְּאִיֹש אֶחָד בְּלֵב אֶחָד – wie ein Mann, mit einem Herzen – denn das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.

Frage der Woche: Warum heißt es in Vers 26:4, dass der Regen fallen wird גִשְׁמֵיכֶם בְּעִתָּם – zur rechten Zeit? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Zuletzt gestellte Frage und Antwort: Seit wann wird die Mitzwa von Jowel nicht mehr erfüllt? Rambam (Rav Mosche ben Maimon, 1135-1204) sagt, dass seit dem Exil der Stämme Reuwen, Schimon und des halben Stammes von Menasche, die östlich des Jordans wohnten, die Mitzwa von Jowel nicht mehr erfüllt wird.
Biographie der Woche

Rav Saadia Gaon

Jahrzeit 26. Ijar

Rav Saadia ben Joseph wurde 892 in Ägypten geboren. Er wurde schon sehr jung zu einem großen Gelehrten und verfasste im Alter von 20 Jahren das Buch Agron über hebräische Grammatik, das seine überwältigende Expertise zeigte. Zeitgleich focht er gegen die Karäer in Ägypten und verfasste bedeutende Schriften gegen sie, die ihn in der jüdischen Welt sehr bekannt machten.
Im Jahr 915 ließ er sich in Tiberias nieder, wo er weiter lernte und schrieb. Seine Meinung im Streit über eine Festlegung des jüdischen Kalenders etablierte ihn als grenzüberschreitende jüdische Autorität und er wurde nach Sura in Babylonien berufen. Dort wurde er 928 durch die Initiative von David ben Sakai, des Resh Galusa – des Exilarchen – zum Gaon der Jeschiwa. Diese beiden sehr dominanten Männer vertraten in einem Rechtsstreit zwei Jahre später diametral unterschiedliche Meinungen und die Machtverhältnisse in Sura veranlassten Rav Saadia Gaon, nach Bagdad auszuweichen.
Da er in Bagdad nicht die Aufgaben des Gaon auszuüben hatte, schrieb er dort, trotz schwieriger Lebensumstände, bedeutende Werke zu jüdischer Philosophie auf Arabisch, der Sprache seines Umfeldes, wie das Buch HaEmunot wehaDeot. Ein weiteres sehr wichtiges Werk ist seine Übersetzung des TeNaCh ins Arabische, Tafsir genannt, die er auch mit seinen Kommentaren versah.
Es dauerte sieben Jahre bis zu seiner Rückkehr nach Sura, wo sich die beiden alten Widersacher versöhnten. Der Resh Galusa starb bald darauf und Rav Saadia Gaon besaß die Größe, dessen Enkel wie seinen eigenen Sohn aufzuziehen. Die Jeschiwa in Sura erwarb sich unter ihm den Ruhm und Glanz vergangener Zeiten.
Im Jahr 942 starb Rav Saadia Gaon, den der Rambam (Rav Mosche ben Maimon, 1135-1204) etwa zweihundert Jahre später mit folgenden Worten loben sollte: „Wäre Rav Saadia Gaon nicht gewesen, wäre die Tora beinahe vom jüdischen Volk gewichen. Denn er war es, der Licht ins Dunkle gebracht, das Schwache gestärkt und der die Tora überall verbreitet hat, in Wort und Schrift.“
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