Jul ‍‍2019 - תשעט / תשף

Daf Paraschat Balak 5779

Paraschat Balak
19./20. Juli 2019
17. Tammus 5779

Bamidbar 22:2 – 25:9
Haftara: Micha 5:6 – 6:8

Hier können Sie sich das Daf als pdf-Datei herunterladen: Daf Balak 5779

Die Parascha in Kürze
• Balak, der König von Moaw, bittet den Propheten Bilam, das jüdische Volk zu verfluchen
• Dreimal wird Bilam von Balak veranlasst, einen Fluch über Am Jisrael auszusprechen – jedes Mal segnet er es stattdessen
• Auf Anraten Bilams verführen moabitische und midianitische Frauen viele jüdische Männer, bis Pinchas, Sohn des Kohen Gadol Elasar, das dreisteste Paar vor aller Augen tötet und damit eine um sich greifende Seuche beendet

Konzept der Woche
וַיִּשְׁלַח מַלְאָכִים אֶל־בִּלְעָם בֶּן־בְּעוֹר פְּתוֹרָה אֲשֶׁר עַל־הַנָּהָר אֶרֶץ בְּנֵי־עַמּוֹ לִקְרֹא־לוֹ לֵאמֹר הִנֵּה עַם יָצָא מִמִּצְרַיִם הִנֵּה כִסָּה אֶת־עֵין הָאָרֶץ וְהוּא יֹשֵׁב מִמֻּלִי:

„Da schickte er Boten zu Bilam, Sohn Beors nach Petor, das am Strom liegt, in das Land seiner Volksgenossen, um ihn zu sich zu laden; sie sollten ihm sagen: siehe, ein Volk ist aus Ägypten hinangezogen; siehe es hat bereits das Auge der Erde bedeckt, und es hat sich nun mir gegenüber niedergelassen.“ (22:5)

In dieser Parascha holt sich Balak, König von Moaw, den nichtjüdischen Propheten Bilam zu Hilfe und beauftragt ihn, das jüdische Volk zu verfluchen. Balak und die Moabiter fürchten sich vor dem jüdischen Volk, das soeben von den beiden mächtigen Königen Sichon und Og angegriffen worden war und diese ohne eigene Verluste besiegt hatte.
Der Sohar sagt, dass das jüdische Volk durch Bilams Unterfangen so gefährdet war, dass es noch nie das Eingreifen Haschems so nötig hatte wie an dem Tag, an dem Bilam es verfluchen wollte. Es wundert, sagt der Slonimer Rebbe (Rav Scholom Noach Berezovsky, 1911-2000) in Nesivos Shalom, dass dieser Tag so viel mehr Gefahr in sich trug als z.B. der Auszug aus Ägypten oder die Spaltung des Schilfmeeres. Rambam (Rav Mosche ben Maimon, 1135-1204) stellt in seinem Werk Moreh Nevuchim 3:51 fest, dass jemandem, der perfekt mit Haschem verbunden ist (kabbalistisch ausgedrückt als Dwekut), nichts Schlimmes widerfahren kann. Da es aber selbst großen Zaddikim (Gerechten) unmöglich ist, 24/7 diese perfekte Verbundenheit mit Haschem aufrechtzuerhalten, kann auch diesen Menschen in ihren weniger perfekten Momenten etwas Unliebsames zustoßen.
Auch für das jüdische Volk gilt, dass es unbesiegbar ist, wenn es auf nationalem Niveau Dwekut hat. Der Slonimer Rebbe führt weiter aus, dass eine Unterbrechung der starken Verbundenheit mit Haschem für Am Jisrael kritisch sein kann. Bilam hoffte, eine Unterbrechung zu verursachen und dem dadurch gefährdeten Volk zu schaden.
Bilam stellte das Gegenteil von Mosche Rabbenu dar. Er war ein Experte in den negativen Seiten der Spiritualität und versuchte damit, die Sünden des jüdischen Volkes als Munition zu verwenden, Haschem und Am Jisrael zu entzweien. All seine Versuche, das Volk zu verfluchen, endeten in Segenssprüchen: לֹא־הִבִּיט אָוֶן בְּיַעֲקֹב וְלֹא־רָאָה עָמָל בְּיִשְׂרָאֵל ה‘ אֱלֹקָיו עִמּוֹ וּתְרוּעַת מֶלֶךְ בּוֹ: – Kein Unheil schaut man in Jakows Stamm, kein Leid erblickt man in Jisrael; Haschem, sein G-tt, ist mit ihm und Königshuldigung in ihm (23:21). Haschem lässt sich nicht von außen in Seiner Beziehung zu uns beeinflussen. ER steht jedem Juden auf ewig nahe.
Als Bilam nach drei Versuchen einsehen musste, dass jeder Fluch zum Segensspruch wurde, riet er Balak zu einer listigen Strategie. Der Slonimer Rebbe merkt an, dass Bilam wusste, dass es zwei wesentliche Elemente gibt, die das Leben eines Juden bestimmen: אֱמוּנָה – Glaube – und קְדוֹּשָה – Heiligkeit. Sein Rat an Balak war, die jüdischen Männer mit moabitischen Frauen in Versuchung zu führen, und damit nicht nur Unmoral, sondern auch Götzendienst erliegen zu lassen. Diese Taktik erwies sich als viel erfolgreicher und Scharen von Männern sündigten mit moabitischen Frauen. Haschem strafte sofort und eine Seuche brach aus, die 24.000 Männer dahinraffte. Aber obwohl die beiden Werte von Emuna und Keduscha kompromittiert worden waren, gab es einen Weg zurück, der von Arons Enkel Pinchas ergriffen wurde: mit größter Selbstaufopferung durchstieß er ein besonders verwegenes Paar in flagranti mit dem Speer, das es gewagt hatte, seine Sünde in aller Öffentlichkeit und vor Mosche und den Ältesten durchzuführen. Pinchas‘ Mut und seine Geistesgegenwart setzten nicht nur der Seuche ein Ende, sondern ließen auch den letzten Plan Bilams scheitern – Emuna und Keduscha kehrten nach Am Jisrael zurück.

Frage der Woche: Über welche Kräfte verfügte Bilam nach Balaks Ansicht? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Zuletzt gestellte Frage und Antwort: Wann wurde das Ritual der roten Kuh zum ersten Mal durchgeführt? Es wurde zum ersten Mal bei der Einweihung des Mischkan durchgeführt – knapp ein Jahr nach dem Auszug aus Ägypten.
Biographie der Woche

Rabbi Arje Leib Ginsberg

Scha’agas Arje

Jahrzeit 15. Tammus

Rabbiner Arje Leib Ginsberg wurde 1695 in Pinsk geboren. Sein Vater war der Vorsitzende des jüdischen Gerichts in Pinsk. Er war ein genial begabter Junge und verfügte schon in jungen Jahren über großes Torawissen.
Mit dreißig Jahren wurde er Rosch Jeschiwa in Minsk, wo er in einen großen Disput mit Rabbiner Jechiel Halpern (ca. 1660-1746) geriet, der eine Tora-Autorität war. Schließlich musste er Minsk verlassen und wurde Rabbiner von Volozhin. Dort war auch Rav Chaim Volozhiner (1749-1821), der später einer der engsten Schüler des Gaon von Vilna (Rabbi Elijahu von Vilna, 1720-1797) wurde und die Jeschiwa von Volozhin gründen sollte, unter seinen Schülern.
In vorgerücktem Alter wanderte er anonym mit seiner Frau durch ganz Europa und wurde schließlich Rabbiner von Metz in Lothringen.
Sein berühmtes Werk Scha’agas Arje, unter dessen Namen er auch bekannt ist, wurde 1755 in Frankfurt am Main veröffentlicht. Auch heute ist dieser Kommentar zum Talmud von außerordentlicher Wichtigkeit. Des Weiteren sind seine zahlreichen Responsen erhalten, die ebenfalls noch heute eine große Bedeutung haben.
Der Scha’agas Arje starb 1785 in Metz.
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