Apr ‍‍2018 - תשעח / תשעט

Daf Paraschat Achareij Mot – Kedoschim 5778

Paraschat Acharej Mot/Kedoschim

27./28. April 2018
13. Ijar 5778

Wajikra 16:1 – 20:27
Haftara: Amos 9:7 – 15

Hier können Sie das Daf als pdf herunterladen: Daf Acharei Mos Kedoshim 5778

Die Parascha in Kürze
• Der Tempeldienst des Kohen Gadol an Jom Kippur wird detailliert beschrieben
• Die verbotenen sexuellen Beziehungen
• Das Gebot heilig zu sein und damit verbundene Mitzwot, wie Schabbat, das Ehren der Eltern, Zedaka

Konzept der Woche
לֹא־תְקַלֵּל חֵרֵשׁ וְלִפְנֵי עִוֵּר לֹא תִתֵּן מִכְשֹׁל וְיָרֵאתָ מֵּאֱלֹקֶיךָ אֲנִי ה‘:

„Du sollst einen Tauben nicht fluchen und einem Blinden kein Hindernis in den Weg legen; fürchte dich vor deinem G-tt, ich bin Haschem! (19:14).”

Raschi erklärt, dass die Tora es nicht nur wörtlich meint, wenn sie sagt לִפְנֵי עִוֵּר לֹא תִתֵּן מִכְשֹׁל – du sollst einem Blinden kein Hindernis in den Weg legen. Hier wird gemeint, dass man jemandem, der in einer bestimmten Sache „blind“ ist, nicht einen Rat erteilen soll, der zum Vorteil des Ratgebenden gereichen wird.
Liegt es nicht auf der Hand, dass man die Unwissenheit und Unsicherheit eines anderen Menschen nicht ausnutzen soll? Messillat Jescharim (Rav Mosche Chaim Luzzatto, 1707-1746) führt aus, dass ein korrupter Mensch, der absichtlich eigennützige Ratschläge gibt, natürlich in dieses Verbot eingeschlossen ist, aber es sich hier um Situationen handelt, die nicht so offensichtlich sind. Es geht immer um Fälle, in denen die verschiedenen Optionen sorgfältig gegeneinander abgewogen werden müssen. Wenn die Antwort auf der Hand läge, würde ja schließlich kein Rat eingeholt! Der Ratgebende redet sich vielleicht selbst ein, dass er das beste Interesse des Ratsuchenden im Sinn hat, wenn er einen bestimmten Weg vorschlägt. Sogar eine neutrale Person würde wahrscheinlich keine unlauteren Motive an diesem Rat finden, da jeder Weg gewisse Vor- und Nachteile aufweist. Die Tora sagt uns aber, dass der Ratgebende nicht richtig gehandelt hat, weil er sich von seinem Eigeninteresse hat blenden lassen und sonst möglicherweise einen anderen Rat gegeben hätte.
Messilat Jescharim betont, dass die Tora uns auffordert, uns völlig von uns selbst zu distanzieren, uns unserer eigenen Interessen bewusst zu sein, aber sie zu ignorieren. Wir müssen uns ausschließlich auf die Interessen des Anderen konzentrieren, auch wenn dies uns selbst schaden könnte.
Rav Yehoshua Leib Diskin (1818-1898) wurde von Gemeindemitgliedern einst bedrängt, einen Schochet (Schächter) zu entlassen, dessen Enkel auf Abwege geraten war. Rav Diskin stimmte zu, dass die Situation besorgniserregend sei, aber nicht rechtfertigte, dem Schochet seinen Lebensunterhalt zu entziehen. Vielleicht könnte die Gemeinde eine andere Position für den Mann finden und ihn zu deren Annahme überreden? Tatsächlich gelang es der Gemeinde, eine passende Stelle aufzutun, aber der Schochet wollte sich darüber mit Rav Diskin beraten. Nachdem der Schochet die Fragestellung Rav Diskin vorgelegt hatte, teilte ihm Rav Diskin mit, dass es ein schlechter Vorschlag sei und nicht wert, seine Position als Schochet aufzugeben. Die Gemeindemitglieder forderten eine Erklärung, denn es war ja schließlich Rav Diskins eigener Vorschlag gewesen, den sie umsetzen wollten. Rav Diskin erwiderte: „Der Schochet hat mich um Rat gefragt und der beste Rat für ihn ist, Schochet zu bleiben. Ich kann ihm keinen irreführenden Ratschlag geben, nur weil wir ein anderes Resultat wünschen! Ich würde mich nicht nur schuldig machen wegen ְלִפְנֵי עִוֵּר לֹא תִתֵּן מִכְשֹׁל, sondern auch wegen אָרוּר מַשְׁגֶּה עִוֵּר בַּדָּרֶךְ – Verflucht sei, wer einen Blinden auf seinem Wege irreführt! (Dewarim 27:18). Soll ich ein Benehmen an den Tag legen, das die Tora ‘verflucht‘ nennt?“

Frage der Woche: Warum steht in Vers 19:11 das Verbot des Diebstahls im Plural? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Geburt ist doch ein Geschenk von Haschem. Warum wird dadurch טוּמאָה – Unreinheit – hervorgerufen? Schem MiSchmuel (Rav Schmuel Bornstein, 1855-1926) legt dar, dass die Kräfte der טוּמאָה immer versuchen, in einen Platz einzudringen, wo die Schechina (g-ttliche Allgegenwart) residiert.
Biographie der Woche

Rabbi Naftoli Zwi Horowitz

erster Ropschitzer Rebbe

Jahrzeit 11. Ijar

Rav Naftoli Zwi Horowitz wurde 1760 an demselben Tag in Galizien geboren, an dem der Baal Schem Tow starb. Er kam aus einer sehr prominenten rabbinischen Familie, die vehement gegen die damals neue chassidische Bewegung eingestellt war. Der junge Mann fühlte sich jedoch von diesen Ideen angezogen und wurde zuerst ein Schüler des Rebben Elimelech von Lizhensk (1717-1787) und nach dessen Tod ein Anhänger von Rebbe Menachem Mendel von Rimanov (1745-1815). In der Zeit der napoleonischen Kriege gehörte er zu denjenigen, die für eine Niederlage der französischen Armee beteten, da er befürchtete, dass sonst die Assimilation der Juden schnell voranschreiten würde.
Nach dem Tod seiner Lehrer wurde Rav Naftoli Tzvi einer der führenden Rebbes Galiziens. Sein scharfer Verstand, sein großes Torawissen und sein Sinn für Humor wurden allseits gepriesen.
Ein Bonmot des Ropschitzer Rebben ist, dass das Wort ‚frumm‘ (auf Jiddisch: פרום) ein Akronym der Worte פיל רישעות ווייניק מיצוות – fiel risches, wenig mitzwes – sei, also: viel Niederträchtigkeit, wenig Mitzwot. Damit wollte er sagen, dass jemand, der sich fromm gibt, nicht unbedingt ein ethisch hochstehender Mensch ist, sondern möglicherweise nur von außen betrachtet ein Frommer ist, aber in Wirklichkeit ein wenig respektables Individuum ist.
Rav Naftoli Zwi Horowitz agierte auch als jüdischer Führer gegenüber den österreich-ungarischen Behörden und sorgte dafür, dass das traditionelle jüdische Leben aufrechterhalten werden konnte. Zu seinen Schülern gehörte Rav Chaim Halberstamm, der Diwrei Chaim von Sanz (1797-1876). Nicht nur die Ropschitzer chassidische Dynastie, sondern auch die Höfe von Melitz, Dzikov und Linsk wurden und werden von seinen Nachkommen geleitet.
Rav Horowitz starb 1827 im galizischen Landshut. Seine Werke umfassen Sera Kodesch und Ajala Schelucha.
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