Mai ‍‍2017 - תשעז / תשעח

Daf Paraschat Achareij Mot – Kedoschim 5777

Paraschat Acharej Mot/Kedoschim

5./6. Mai 2017
10. Ijar 5777

Daf Acharei MosKedoshim 5777
Wajikra 16:1 – 20:27
Haftara: Amos 9:7 – 15

Die Parascha in Kürze
• Der Tempeldienst des Kohen Gadol an Jom Kippur wird detailliert beschrieben
• Die verbotenen sexuellen Beziehungen
• Das Gebot heilig zu sein und damit verbundene Mitzwot, wie Schabbat, das Ehren der Eltern, Tzedaka

Konzept der Woche
וְכָל־נֶפֶשׁ אֲשֶׁר תֹּאכַל נְבֵלָה וּטְרֵפָה בָּאֶזְרָח וּבַגֵּר וְכִבֶּס בְּגָדָיו וְרָחַץ בַּמַּיִם וְטָמֵא עַד־הָעֶרֶב וְטָהֵר:

„Und jeder, der Gefallenes und Zerrissenes isst, sei es ein Einheimischer oder Fremder, der wasche seine Kleider und bade sich in Wasser und bleibt bis zum Abend unrein; dann ist er rein.“ (17:15)

Raschi erklärt, dass es sich bei dem hier erwähnten Tier um נִבְלַת עוֹף טָהוֹר – Zerrissenes eines reinen (d.h. koscheren) Vogels – handelt. Diese טוּמאָה – rituelle Unreinheit – wird durch das Essen eines Vogels verursacht, der an sich koscher ist, aber nicht durch das Berühren des toten Vogels allein, wie es bei zerrissenen koscheren Tieren der Fall ist.
Rav Yaakov Kamenetsky (1891-1986) macht darauf aufmerksam, in welchem Zusammenhang dieses neue Gebot in der Parascha Acharej Mot steht. In den Versen, die unserem Vers vorausgehen, ist vom Verbot die Rede, Opfertiere außerhalb des Bet Hamikdasch zu schächten. Ein Zuwiderhandeln wird schwer bestraft, denn „dem Manne sei es als Blutschuld angerechnet, er hat Blut vergossen“ heißt es in Vers 17:4. Danach lehrt die Tora weitere Gesetze, die mit Tierblut zu tun haben: das Verbot, Blut zu konsumieren und die Mitzwa, Blut von koscheren wilden Tieren und von koscheren Vögeln sofort nach dem Schächten mit Erde zu bedecken. Warum wird die Tum‘a, die durch das Essen von נִבְלַת עוֹף טָהוֹר hervorgerufen wird, hier erwähnt?
Rav Kamenetsky antwortet, dass der Grund dafür in den Erklärungen des Ramban zu Bereschit 1:29 zu finden ist, wo Ramban (Rav Mosche ben Nachman, 1194-1270) über das Verbot spricht, ein Tier zu essen, das nicht vorschriftsmäßig geschächtet wurde. Ursprünglich durften keine Lebewesen gegessen werden und erst nach der Sintflut wurde der Fleischkonsum gestattet. Obwohl nun der Körper eines Tieres gegessen werden durfte, erstreckte sich diese Erlaubnis nicht auf נֶפֶשׁ – die Seele, und damit die Lebenskraft des Tieres. Daher dürfen wir kein Tierblut verzehren, denn die Tora sagt in Vers 17:14 כִּי־נֶפֶשׁ כָּל־בָּשָׂר דָּמוֹ בְנַפְשׁוֹ הוּא וָאֹמַר לִבְנֵי יִשְׂרָאֵל דַּם כָּל־בָּשָׂר לֹא תֹאכֵלוּ כִּי נֶפֶשׁ כָּל־בָּשָׂר דָּמוֹ הִוא כָּל־אֹכְלָיו יִכָּרֵת – denn die Seele eines jeden Leibes ist das Blut seiner Seele; damit habe Ich den Kindern Jisraels gesagt: von keinem Leibe dürft ihr Blut genießen, denn die Seele eines jeden Leibes ist sein Blut, wer es isst, der soll getilgt werden. Ramban führt weiter aus, dass die Tora daher das Schächten eines Tieres gebietet, bevor es gegessen werden kann. Nur so wird dem Verbot des Blutkonsums entsprochen und das Blut dem Fleisch maximal entzogen.
Jetzt können wir auch verstehen, warum die Tum‘a, die vom Verzehr eines נִבְלַת עוֹף טָהוֹר verursacht wird, bei den Versen steht, in der die Tora die zentrale Rolle von Blut beschreibt. Anders als bei anderen Arten von Tum‘a, die durch Berührung von etwas Unreinem weitergegeben wird, wird diese Tum’a durch das Essen einer verbotenen Speise verursacht. Der Grund also, warum diese Speise verboten ist und deren Verzehr Tum’a erzeugt, liegt darin, dass sie Blut enthält. Wir können also sehen, sagt Rav Kamenetsky, dass dasselbe Prinzip diese Verse durchzieht: die Tora gibt uns diese Mitzwot und zeigt die Rolle des Bluts als Lebenskraft an, das wir mit besonderer Umsicht behandeln müssen und daher in keiner Form konsumieren dürfen.

Frage der Woche: Wenn ein Mensch erkrankt ist, in Lebensgefahr schwebt und Fleisch essen muss, ist es besser, für ihn ein Tier am Schabbat zu schächten oder ihm Fleisch von einem Tier zu geben, das nicht koscher ist? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Warum muss ein Metzora seinen Bart abrasieren? Für die Sünde der Laschon Hara (üble Nachrede), sagt Kli Jakar (Rav Schlomo Ephraim Luntschitz, 1550-1619) wird durch die Entfernung des Haars, das um den Mund herum wächst, gesühnt.
Biographie der Woche

Rabbi Jitzchak Alfasi

Rif

Jahrzeit 10. Ijar

Rav Jitzchak Alfasi wurde 1013 in einem kleinen Dorf in der Nähe von Fes im heutigen Marokko geboren. Er studierte im tunesischen Kairouan unter einigen der größten Rabbiner seiner Zeit, Rabbeinu Nissim ben Jakob (990-1062) und Rabbeinu Chananel ben Chuschiel (990-1053).
In Kairouan begann der Rif (das Akronym seines Namens) an seinem Werk Sefer Hahalachot zu arbeiten. Dabei handelt es sich um eine Zusammenstellung der halachischen Entscheidungen der Gemara zu den drei Ordnungen des Talmuds Moed (über Feiertage), Naschim (über Frauen und Familienrecht) und Nesikin (Straf- und Zivilrecht) sowie zu den Traktaten Berachot (Gebet und Segenssprüche) und Chullin (Speisegesetze). Es stellte die erste ausführliche Zusammenfassung der Halachot dar und wurde auch der Talmud Katan – der kleine Talmud – genannt. Es bildete zusammen mit den Werken des Rambam (Rav Mosche ben Maimon, 1135-1204) und des Rosch (Rav Ascher ben Jechiel, 1250-1327) die Grundlage für die Arba’a Turim und damit auch den Schulchan Aruch.
Von 1045 an lebte der Rif mit seiner Familie vierzig Jahre als großer Talmudgelehrter verehrt und anerkannt in Fes, worauf auch sein Name Alfasi – der aus Fes Stammende – zurückzuführen ist. Ihm zu Ehren wurde eine Jeschiwa gegründet und von nah und fern kamen begabte junge Männer, um von ihm zu lernen. Zu seinen Schülern gehörte Jehuda Halevi (1075-1141), der Autor des Kusari.
Im Alter von 75 Jahren musste er nach einer Denunziation bei den arabischen Behörden das Land verlassen und traf schließlich in Spanien in der Stadt Lucena 1089 ein, wo er die Jeschiwa leitete. Er starb dort 1103.
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