Jun ‍‍2018 - תשעח / תשעט

Daf PAraschat 5778

Paraschat Balak
29./30. Juni 2018
17. Tammus 5778

Bamidbar 22:2 – 25:9
Haftara: Micha 5:6 – 6:8

Hier können Sie das Daf als pdf herunterladen: Daf Balak 5778

Die Parascha in Kürze

• Balak, der König von Moaw, bittet den Propheten Bilam, das jüdische Volk zu verfluchen
• Dreimal wird Bilam von Balak veranlasst, einen Fluch über Am Jisrael auszusprechen – jedes Mal segnet er es stattdessen
• Auf Anraten Bilams verführen moabitische und midianitische Frauen viele jüdische Männer, bis Pinchas, Sohn des Kohen Gadol Elasar, das dreisteste Paar vor den Augen aller tötet und damit eine um sich greifende Seuche beendet

Konzept der Woche
תָּמֹת נַפְשִׁי מוֹת יְשָׁרִים וּתְהִי אַחֲרִיתִי כָּמֹהוּ:
„Sterben möchte ich selber den Tod der Geraden und mein Ende sei wie seines.“ (23:10).
In unserem Vers wünscht sich Bilam, מוֹת יְשָׁרִים – den Tod der rechtschaffenen, aufrichtigen Menschen – zu sterben. Dies bezieht sich auf unsere Stammväter, die יְשָׁרִים – geradlinige, rechtschaffene und aufrichtige Menschen waren. Es muss klargestellt werden, dass Bilam nie die Absicht hatte, seine unmoralische Lebensweise aufzugeben, sondern er hegte lediglich den Wunsch, von dieser Welt als יָֹשָר zu scheiden und als ein aufrichtiger und ehrlicher Mensch in Erinnerung zu bleiben.
Dies war der Grund, warum Bilam ein böser Mensch blieb und nicht sein großes Potential nutzte, um der große Prophet für die Völker zu werden. Man kann einfach nicht ein korruptes Leben führen und doch hoffen, den Tod solch ehrenhafter Männer wie unsere Stammväter zu sterben. Um einen ehrenvollen Tod zu sterben, muss man ein ehrenvolles Leben führen! Der Ohr HaChaim (Rabbiner Chaim ibn Attar, 1696-1743) merkt zu diesem Vers an, dass er Frevler hat sagen hören, sie würden ihre Sünden bereuen und umkehren, wenn sie wüssten, dass sie von dieser Welt in diesem reinen Zustand genommen würden. Jedoch kannten sie sich gut genug, um zu wissen, dass sie so nicht längere Zeit verharren könnten.
Wir haben von klein auf gelernt, dass jeder Jude unter bestimmten Umständen sein Leben al kiddusch Haschem (für die Heiligung des g-ttlichen Namens) aufgeben muss. Es ist aber noch schwieriger für Haschems Namen zu leben und Ihn in all unseren Taten zu heiligen.
Daher war es eine der Prüfungen von Awraham Awinu, dem Befehl G-ttes, seinen einzigen Sohn Jitzchak zu opfern, zu gehorchen. Denn es war Awraham, der mit den Konsequenzen hätte leben müssen. Dies ist keine Herabsetzung für jemanden, der sein Leben al kiddusch Haschem gibt, aber es ist letztlich eine einmalige Tat. Jedoch sein Leben al kiddusch Haschem zu leben, ist sogar höher zu bewerten!
Warum hat sich Bilam gewünscht, als ein יָֹשָר zu sterben und nicht als ein צַדִיק – Gerechter? Was ist der Unterschied? Der Netziv (Rabbiner Naftoli Zwi Jehuda Berlin, 1817-1893) schreibt, dass das Sefer Bereschit (Genesis) auch Sefer HaJaschar genannt wird, weil es von den Lebensgeschichten unserer Stammväter handelt, die für ihre יַֹשְרוּתּ – Rechtschaffenheit – bekannt waren. Obwohl sie auch andere herausragende Eigenschaften besaßen, war es die יַֹשְרוּתּ, die meistens mit ihrem Umgang mit Nichtjuden, sogar mit bösen Menschen, verbunden wird. Ein Beispiel dafür ist Awraham, der seine Mitmenschen so sehr liebte, dass er immer nach Wegen suchte, ihr Los zu verbessern. Als Haschem Sodom und Gomorrha zerstören wollte, verhandelte Awraham mit Ihm, die Menschen in diesen Städten zu retten. Der Lebenswandel der Menschen in Sodom und Gomorrha stand diametral Awrahams Werten gegenüber und er hätte einfach wegsehen können, um sich das Leben zu erleichtern. Aber er wollte alles tun, die Menschheit zu verbessern statt ihrer Zerstörung zuzustimmen, weil er immer versuchte, seine Mitmenschen zu verstehen und auf sie einzugehen.
Bilam war das genaue Gegenteil von Awraham. Er versuchte, ein Volk zu verfluchen, das ihm nichts angetan hatte. Seine Beweggründe waren einzig Gefühllosigkeit und Neid. Er wollte Ruhm und Ehre für sich und keine Spur von Rechtschaffenheit war in ihm vorhanden. Am Ende wurde ihm klar, dass er zwar nicht auf das Niveau eines Zaddik kommen konnte, aber Jaschrus hätte er, wie jeder Mensch, versuchen sollen zu erreichen.

Frage der Woche: Von welcher berüchtigten Familie stammt Bilam ab? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Welche Erklärung bringt Rabbenu Chananel (990-1053) für Mosches und Arons Sünde, den Felsen zu schlagen? Rabbenu Chananel erklärt, dass deren Sünde, darin bestand, das Wort נוֹצִיא (wir werden hervorbringen) gebraucht zu haben, was implizierte, dass das Wasser in ihrem Verdienst floss.
Biographie der Woche

Rabbi Awraham Jehoschua Heschel

Kapischnitzer Rebbe

Jahrzeit 16. Tammus

Rav Awraham Jehoschua Heschel wurde 1888 in Husjatin geboren, das damals im zu Österreich-Ungarn gehörenden Galizien lag. Sein Vater Rav Jitzchak Meir Heschel (1861-1935) war der erste Rebbe der Chassidut Kapischnitz, in einem Ort, der ebenfalls im Galizien der k. u. k. Monarchie lag. Beim Vorrücken der russischen Truppen nach Westen zu Beginn des Ersten Weltkrieges floh die ganze Familie nach Wien. Dorthin hatten sich zahlreiche andere Rebbes aus Galizien geflüchtet, von denen eine große Zahl auch nach Ende des Krieges in Wien blieb.
Nach dem Tode seines Vaters an Rosch Haschana 1935 wurde Rav Awraham Jehoschua Heschel der neue Kapischnitzer Rebbe. Die politischen Umstände in Österreich waren in dieser Zeit äußerst prekär und nach dem Anschluß des Landes an das Deutsche Reich im März 1938 wurde die Situation für Juden untragbar. Der Kapischnitzer Rebbe wurde von den Nazis entwürdigenden Prozeduren unterworfen, wie unter dem Spott der Nazis die Straße zu säubern.
Der Kapischnitzer Rebbe konnte mit seiner Familie nach Amerika fliehen und etablierte 1939 seine Chassidut in New York. Er war sehr aktiv in jüdischen Organisationen, die sich um die Rettung der Juden in Europa bemühten. Nach dem Krieg setzte er sich für unabhängige orthodoxe Schulen in Israel ein.
Rav Awraham Jehoschua Heschel starb 1967 in New York.
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