Sep ‍‍2021 - תשפא / תשפב

Grußwort zu Rosch Haschana 5782

Erev Rosch HaShana 5782

Liebe Gemeindemitglieder

Liebe Freunde,

im Namen des Vorstands und des Vorstandsbeirates der Orthodoxen Rabbinerkonferenz – Das Rabbinat Deutschland (ORD) gratuliere ich Ihnen aufrichtig zum bevorstehenden jüdischen Neujahr, Rosch Haschana. Dieser Feiertag symbolisiert den Wunsch der Menschen nach spiritueller Reinigung und Selbstverbesserung und ermutigt sie, auf die Reinheit ihrer Gedanken und Handlungen zu achten.

Rosch Haschana ist ein Gerichtstag. Warum?

Es gibt zwei Ursachen:

1.  An diesem Tag hat G-tt die Schöpfung vollendet. Er hat die Welt geschaffen und hat uns mit Gerichtsprinzipien und kompromissloser Analyse versorgt, deshalb ist dieser Tag nicht nur der Jahresanfang, sondern auch der Gerichtstag geworden.

2. An diesem gleichen Tag hat G-tt Adam Gericht gehalten – Adam hat auch Buße getan und wurde von G-tt entschuldigt, das heißt er wurde freigesprochen. G-tt hat gesagt. „Das was du gemacht hast wird auch deinen Kindern passieren (Sünde – Buße – Freispruch).

Sogar der, der versteht, dass er viele Sünden getan hat, hat einen Weg zurück und dieser Weg heißt Buße, und wenn er diese Buße vor dem Gerichtstag gemacht hat, bekommt er seinen Freispruch – die Erlösung

Wir müssen an Rosch Haschana so beten, dass wir nicht nur für uns selbst beten, sondern für das gesamte jüdische Volk. Wir müssen so stark beten, dass allen Völkern die Ehre zuteilwird ein gutes Urteil zu bekommen und sie in Frieden und ohne Not leben können. So wird die Lehre G-ttes allen offenbart. Wir müssen beten, dass G-tt mit uns Mitleid hat, weil wir ein Teil von dieser Welt sind mit allen unseren Vor- und Nachteilen.

An Rosh Haschana blasen wir auch die Shofar und dazu möchte ich am Ende noch eine kleine Geschichte erzählen:

Seit alten Zeiten gibt es eine Tradition das Schofar zu blasen – 100-mal muss man blasen. Die hundert Signale machen wir parallel mit der Mutter des Sisera (Schoftim 5,28). Die Mutter Siseras war in großer Sorge über ihren Sohn, in ihrer großen Sorge schrie und wehklagte sie und ihre Schreie bestanden aus 101 Buchstaben.

Welche Verbindung gibt es in diesem Schofarblasen zu dem Weinen und den Schreien der Mutter Siseras?

Die Signale des Schofars sollen bei G-tt Mitleid erwecken und sie sollen uns von seiner Wut erlösen.

Die Mutter Siseras war so unglücklich, doch dazu noch voller Hass und voller Mordwünsche, so dass sie dabei in ihrer Sorge über ihren Sohn keine Gedanken an andere Menschen schenkte. In ihren Gedanken malte sie sich aus, wie ihr Sohn vielleicht seine jüdischen Gefangenen quälte und zudem große Beute machte.

Die 100 Schofarsignale kommen in Konflikt mit den 101 Schreien der Mutter Siseras und sollen sie bekämpfen. Nur einen Buchstaben sollen sie nicht bekämpfen, die Sorge der Mutter.

„Alle Juden sind füreinander verantwortlich“, das gesamte jüdische Volk ist eine Familie, wir müssen Verantwortung füreinander übernehmen und was uns verbindet, ist viel mehr als das, was uns trennt.

Und ich bin überzeugt, dass unsere 100 Schofarsignale, die 100 Schreie bekämpfen werden.

Lassen wir uns das alle zusammen als eine Gemeinschaft machen, und sagen wir alle:

Amen!

Das vergangene Jahr war ein Jahr mit Höhen und Tiefen. Wir verbrachten die meiste Zeit des Jahres damit, die Pandemie zu bekämpfen. Mit dem Ende des alten Jahres und dem Beginn des neuen hoffen und beten wir alle, dass das neue Jahr eine volle Heilung für das Corona-Virus mit sich bringt.

Rabbi Nachman aus Breslov sagte: „Die ganze Welt ist eine sehr, sehr enge Brücke, und die Hauptsache ist, vor nichts Angst zu haben. Er sagte auch, dass es eine große Mizwa (Gebot) ist, in Freude zu sein. Daher wünsche ich uns allen ein süßes neues Jahr voller guter Ereignisse, Gesundheit und Glück.

Wir sind nicht allein oder besser gesagt, wir sind nicht jeder einzeln, wir sind das Jüdische Volk, wir sind Gleichgesinnte. Ich möchte meinen Gruß mit traditionellen Wünschen beenden- Shana tova umetuka!

Im Namen des Vorstands und Vorstandsbeirat der

ORTHODOXEN RABBINERKONFERENZ – DAS RABBINAT DEUTSCHLAND

Rabbiner Schimon Großberg,

Vorstandsbeiratsmitglied

Rabbiner der Jüdischen Gemeinden Hanau und Gießen

Rabbiner im Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Hessen