Mrz ‍‍2019 - תשעט / תשף

Die Purimgeschichte

(Frei nacherzählt aus der Megillat Esther, der Estherrolle. )
Nachdem sich Waschti, die Frau von König Achaschwerosch, weigert, auf einem Fest [Wein trinken zum Ersten] für ihn zu tanzen, lässt dieser sie verbannen. Auf der Suche nach einer neuen Königin werden viele Frauen in den Palast gebracht und schließlich wird Esther [schöne Heldin] aufgrund ihrer Schönheit erwählt. Sie verschweigt aber auf Rat ihres Cousins und Leumunds Mordechai [frommer Held], dass sie Jüdin ist. Haman [Bösewicht und 1. Minister], ein Nachkomme Amaleks, überredet den König, alle Juden in Persien (127 Provinzen umfassend) töten zu lassen. Haman wirft Lose [„Purim“, Singular: Pur], um den Tag zu ermitteln, an dem dies geschehen soll [13. Adar] und versendet einen entsprechenden Befehl mit des Königs Siegel in alle Provinzen. Zwischenzeitlich rettet Mordechai dem König das Leben, indem er zwei Attentäter belauscht, die einen Anschlag auf Achaschwerosch planen, dieser erfährt zunächst nichts davon. Mittlerweile hat Mordechai von Hamans Plan erfahren und versucht nun, Esther zu überreden, sich für ihr Volk einzusetzen. Als diese sich der Verantwortung entziehen will, überredet Mordechai sie mit folgendem Argument: „Zu diesem Zwecke bist du in deiner Position und wenn du dich weigerst, uns zu helfen, wird das jüdische Volk dennoch gerettet werden, aber du nicht.“ Sie erklärt sich bereit, verlangt aber, dass alle Juden für sie (wie sie selbst) fasten und beten sollen [daher gibt es Taanit Ester, das Fasten Esthers, einen Tag vor Purim]. Sie geht zum König und bittet ihn und Haman, zum Essen zu ihr zu kommen. Haman ist begeistert über diese Ehre. So finden sie sich bei ihr ein und Achaschwerosch fragt beim Weintrinken [Wein trinken zum Zweiten], was er für sie tun könne. Sie bittet nur darum, am nächsten Tag noch einmal beide bei sich bewirten zu dürfen. Als Haman den Palast verlässt, sieht er Mordechai und seine Freude vergeht.
Dies erzählt er seiner Frau Seresch, die ihm empfiehlt, einen 50 Ellen hohen Galgen errichten zu lassen, um Mordechai daran aufzuknüpfen. Als der König in dieser Nacht nicht schlafen kann, lässt er sich aus seinem königlichen Tagebuch vorlesen und erfährt so von der Heldentat Mordechais und auch, dass jener noch nichts als Belohnung erhalten hat. Am nächsten Tag fragt er Haman, wie man wohl am besten einen Mann belohnen könne, den der König ehren will. Haman – in der Annahme, es handele sich um ihn selbst – schlägt vor, dass man diesen Mann königlich kleiden, ihn auf das königliche Pferd setzen und von einer würdigen Person durch die Hauptstadt Schuschan führen lassen soll, wobei diese rufen soll: Das ist ein Mann, den der König ehrt! Der König ist begeistert und beauftragt Haman, genau das mit Mordechai zu tun, wobei Haman selbst derjenige ist, der ihn durch die Straßen führt. Am nächsten Tag fragt der König beim Trinken [Wein trinken zum Dritten] wieder, was Esther sich wünsche, und sie bittet den König, er möge ihr Leben und das ihres Volkes retten. Der König (verwirrt) fragt, wer ihrem Volk nach dem Leben trachte, und Esther antwortet, es sei Haman, der Bösewicht. Der König (offensichtlich noch mehr verwirrt) erhebt sich und geht vor die Tür. In der Zwischenzeit hat sich Haman auf das Bett von Esther geworfen und bettelt um Gnade. Der König interpretiert die Situation wohl etwas falsch („Auch noch der Königin Gewalt anzutun in meinem Hause…“). Ein Diener sagt dann auch noch, dass Haman einen Galgen für Mordechai errichten ließ. Daraufhin entscheidet der König, man solle Haman daran aufhängen. Da ein königlicher Befehl aber nicht aufgehoben werden kann, erlaubt der König Mordechai lediglich (oder immerhin?!), einen weiteren Brief mit königlichem Siegel zu verschicken, der erlaubt, dass die Juden sich ihrer Angreifer erwehren dürfen und alle, die zum König halten, ihnen helfen sollen. Nach gewonnenem Kampf wird Mordechai zum Nachfolger Hamans ernannt und Esther verschickt einen weiteren Brief (in Form einer Rolle, daher „Estherrolle“), diesmal an alle Juden, damit sie zu Ehren und Gedenken dieses historischen Ereignisses jedes Jahr ein Fest feiern sollen, wobei am 13. Adar gefastet und am 14. (mit einem Mahl) gefeiert werden soll. Außerdem ist es Pflicht, dass jeder Jude mindestens einem anderen ein Geldgeschenk (Matanot laEwionim) und mindestens zwei anderen mindestens je zwei Essensgeschenke (Mischloach Manot) zu machen hat.
Haman, der böse Mann 38-mal wird Haman, der Agagi, in der Megilat Esther erwähnt. Agagi wird er genannt, weil er Nachfolger von Agag, dem amelekischen König ist. Schaul, der Israels König war, bekam den Auftrag , Amalek zu vernichten, so wie es in der Thora steht (Dwarim 25, 17-19). Er lässt aber den König Agagi am Leben und wird dafür bestraft, indem er das Königsamt nicht an seine Nachfolger weitergeben kann (Schmuel 1,15). Schon am Anfang der Megila wird Haman als eine eifersüchtige, böse Person dargestellt. Als Waschti sich vor dem König und den Ministern nicht zeigen will, betont Memuchan, dass ihre Sünde größer sei, als man denke, da sie damit alle Frauen des Königreichs motiviere, ihren Männern nicht zu gehorchen. Memuchan ist Haman, er wird so genannt, da er „bereit“ für Probleme ist (Megila 12b). Er tut es, weil Waschti seine Frau nicht zu ihrem Trinkgelage bestellt hat, oder weil er eine Tochter hat, die er mit dem König verheiraten will. Nachdem Achaschwerosch erlaubt, den Tempel in Jeruschalaim wiederaufzubauen, gibt Haman den Auftrag, dabei zu stören und nicht weiterzubauen. G‘tt lässt Haman grösser und wichtiger erscheinen, damit allen bekannt wird, welche die Strafe jemanden erwartet, der so etwas gemacht hat (Psikta Sutarta 3,1). Mordechaj verbeugt sich nicht vor Haman. Es ist kein Akt von Respektlosigkeit. Haman stellt sich als Götze dar, so dass sich Mordechaj nicht verbeugen will. Andere meinen, dass sich auf seiner Kleidung oder seinem Hut eine Art von Götzenabbild befand, und Mordechaj nicht bereit war, sich davor zu verbeugen (Raschi, Ibn Ezra 3,2) (Megilah 19a). Haman hatte nicht nur 10 Kinder. Rav meint, er hatte 30 Kinder. 10 starben, 10 wurden gehängt und weitere 10 wurden zu Bettlern. Rabanan meint, dass 70 Bettler geworden sind. Rami bar Aba meint, dass er insgesamt 208 Kinder hatte (Megilah 15b).
Als Haman den auf dem Königspferd sitzenden Mordechaj herumführt, sieht das seine Tochter und denkt, dass Haman auf dem Pferd sitzt und Mordechaj ihn führt. Sie nimmt einen Nachttopf und leert ihn über ihren Vater aus. Ihr Vater erhebt seine Augen, sie sieht ihn, fällt hinunter und stirbt (Megilah 16a). Haman und 10 seiner Kinder werden gehängt. Allerdings erzählt uns die Gemara etwas sehr Unerwartetes. Aus seinen Nachkommen sind Rabbiner und Thoragelehrte hervorgegangen, die in der Stadt Bnei Brak Thora gelehrt haben (Gitin 57b). Rabenu Nisim schreibt, dass es sich um Rabbi Akiwa handelt, der von Konvertiten stammte und in Bnei Brak lebte (Ra“n Brachot 27b). Die Mutter von Rabbi Akiwa war aber Jüdin, nur sein Vater nicht (Imrei Emet-Gur). An Purim muss man so viel Wein trinken, bis man nicht mehr zwischen „Arur Haman“ („verflucht ist Haman“) und „Baruch Mordechaj“ („Gesegnet ist Mordechaj“) unterscheiden kann. Die Gimatrikon (Buchstaben in Zahlenwert) von beiden auf Ivrit ist einfach gleich!
ארור המן= 502
ברוך מרדכי= 502
Die Frau von Haman heißt Seresch und ist genauso böse wie er. Sie rät ihm, einen Baum vorzubereiten um daran Mordechaj aufzuhängen (Esther 5,14).