Mrz ‍‍2020 - תשף / תשפא

Aus dem Homeoffice III

Mir fehlen die gemeinsamen Gottesdienste. Aber ich bin in einer glücklichen Lage, weil ich im selben Gebäude wohne, in dem auch die Synagoge untergebracht ist. Ich öffne die Synagoge jeden Tag. Seit Montag vergangener Woche bete ich dort allein. Ich bin Rabbiner und Kantor in einem. Ich übertrage Schacharit, Mincha und Maariw per Zoom und auf Facebook. Auch einen Kabbalat Schabbat haben wir schon übertragen.
Am Sonntagmorgen hatten wir 23 Teilnehmer bei Zoom und 40 Leute auf Facebook beim Schacharit-Gebet. So haben wir jedenfalls virtuell Minjanim. Das Kaddisch können wir in diesen Zeiten nicht sagen, weil wir dazu einen wirklichen Minjan brauchen. Aber es gibt ein anderes Gebet und einen Psalm, die wir derzeit zur Erinnerung an einen Verstorbenen sprechen.
Arbeiten im Homeoffice ist nicht einfach, ich habe drei Kinder, die Schule ist geschlossen. Was mir dabei hilft, ist die Tagesstruktur, die durch die Gebetszeiten ohnehin gegeben ist. Schacharit am Morgen, Mincha und Maariw am Abend.
Ich war bisher von Social Media nicht so begeistert. Mir ist es lieber, Menschen real zu begegnen. Aber in dieser Herausforderung liegt eine große Chance, die jungen Leute zu erreichen und vieles neu zu machen. In dieser Zeit brauchen wir Religion und Unterstützung. Für uns Rabbiner ist es die Zeit, zu zeigen, dass wir für die Leute da sind.